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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 3
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0100
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86

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

haltigkeit unterstützt hat. Es ist dies J. B. Giraud. Er
hätte keinen tüchtigeren Interpreten finden können.
Fassen wir unser Urteil zusammen, so muss dieses
gerechterweise dahin lauten, dass die Broschüre von nur
uz Seiten für das Studium der historischen Waffenwissen-
schaft einen wertvollen Beitrag bildet und dass mit selber
unsere Speziallitteratur qualitativ ansehnlich bereichert
worden ist. Angesichts der neueren Bestrebungen in
Südfrankreich und Norditalien in dieser Richtung könnte
man deren Erfolge im Hinblicke auf andere Länder fast
mit Neid betrachten. W. Boeheim.

Robert Coltman Clephan. The defensive Armour,
and the Weapons and Engines of War of mediaeval
Times and of the «Renaissance*. Mit 51 Illustrationen
von Beispielen aus der Sammlung des Autors, aus eng-
lischen und aus anderen grossen Sammlungen Europas.
London: Walter Scott, Limited, Paternoster Square. 1900.
gr. 8. 337 Seiten.
Der Verfasser, selbst Besitzer einer Kunstsammlung,
in welcher die Waffen einen wertvollen Teil bilden, ist
uns aus einer gediegenen Arbeit als einer der bedeutend-
sten Gewährsmänner Englands im Fache der historischen
Waffenkunde bereits bekannt. Viele seiner bemerkens-
werten Detailarbeiten erschienen in der «Archaeologia
Aeliana». Nun hat sich derselbe entschlossen, die zer-
streuten Perlen zu sammeln und vermehrt durch neue
Studienergebnisse herauszugeben, und wir haben alle Ur-
sache, uns über diesen Entschluss zu freuen und das
Werk freudig und anerkennend zu begrüssen. Ist schon
das Eigenwissen des Autors ein hochbedeutendes, so
unterstützt er dasselbe durch eine überraschende Kenntnis
der Fachlitteratur, die ja in neuester Zeit in staunens-
werter Weise zugenommen hat.
Wer mit so eminenten Mitteln ausgerüstet ist und
so viel Autorität in Anspruch nehmen kann, der ist
nahezu verpflichtet, mit einem Werke von kompen-
diöserem Gehalte aufzutreten, und wir haben nun ein
solches vor uns, ein Werk, das uns noch um so wert-
voller ist, als es aus englischer Feder stammt.
Der Verfasser hat, wie der Titel seines Werkes
schon anzeigt, aus dem wissenschaftlichen Gesamtstoffe
drei Partien — allerdings sehr wichtige und bedeut-
same — die er uns scharf Umrissen in ausgezeichneter,
man könnte sagen moderner Beleuchtung vor Augen
stellt: Die Schutzwaffen, die Blankwaffen, end-
lich die Feuerwaffen, einschliesslich der ältesten
Feuergeschütze des Mittelalters und der Renaissance-
periode.
Von diesen drei in sich abgeschlossenen Partien
behandelt der Verfasser jene der Schutzwaffen am ein-
gehendsten und widmet ihr nicht weniger als 150 Seiten.
Eine übersichtlich gehaltene historische Einleitung über
die Entwickelung der Schutzwaffen bildet wohl für uns
Nichtengländer den wertvollsten Teil des ganzen Buches;
er bietet uns ganz neue und lehrreiche Beispiele der
mittelalterlichen Periode im Harnischwesen aus dem
reichen monumentalen Schatze Englands, wiewohl die
St. Georgsstatue im Hofe der Prager Burg am Hradschin
der Meister Martin und Georg Clusenbach von 1373
noch immer das Paradigma eines italienischen Lenden-
harnisches bleiben wird. Erst von der Zeit der Ein-
führung der Plattenharnische geht der Autor in die
Einzelheiten ein, die er mit sorgfältig gewählten Beispielen

aus der eigenen Sammlung und aus englischen, wie
kontinentalen Museen zu erläutern trachtet. Hier unter-
stützt ihn ausnehmend seine Litteraturkenntnis, die er
vorwiegend nach der kunsthistorischen Seite hin in un-
übertrefflicher Weise benützt. Manches Treffliche enthält
der Abschnitt über die technischen Einrichtungen des
Turniers, die allerorts in der Litteratur fehlerhaft erklärt
werden. Auch hier sind die-charakteristischen Formen
des «alten welschen Gestechs», wie sie sich im
Stechzeuge des Gasparo Fracasso in der Wiener
Sammlung (897), und nicht weniger im Stechzeuge
Philipps des Schönen in der Armeria Real in Madrid
(A 16) darstellen, noch nicht genügend scharf hervor-
gehoben. So ist beispielsweise das Augsburger Gestech
von 1510 (Fig. 8) zwar ein solches über die «Pallia»
(Planke), aber kein «welsches» (Italian Course), denn
die Ausrüstung ist deutsch. Welsche Stechzeuge besassen
keine «Rasthaken» am Rückenteile. Die späteren Stech-
harnische, wie ein solcher in Fig. 7 dargestellt ist, haben
nur eine lokale Bedeutung, sie waren nur am sächsischen
Hofe üblich.
Weniger eingehend und mehr kursorisch behandelt
sind die Abschnitte II und III, aber sie sind an sich
vortrefflich gearbeitet und im grossen und ganzen nach
dem Stande der Forschung von unanfechtbarer Richtig-
keit. Manches, ja vieles darin erscheint als wertvoller
und neuer Beitrag zum Verständnisse englischen Waffen-
wesens.
Angesichts so ausgezeichneter Fachkenntnis, die der
Verfasser in seinem Werke zu Tage treten liess, möchten
wir uns doch die Frage erlauben, warum derselbe es in
seiner Arbeit bei einem Bruchstücke bewenden liess, oder
ist das verdienstvolle Werkchen nur als eine vorange-
sendete Taube zu betrachten und wir können in baldiger
Zeit dem Erscheinen einer den ganzen Stoff umfassenden
«Waffenkunde», mit Rücksicht auf die Entwickelung des
Waffenwesens in England, entgegensehen? Eine solche
erschiene uns für die Abrundung unseres Wissens über-
aus wertvoll, denn gerade über England fehlen uns die
wichtigsten Daten über bestimmte spätere Perioden,
die Sir Llelewyn Meyrick gar nicht berührt hat. Wir
erinnern da nur an die kurze, aber bemerkenswerte Auf-
schwungszeit der Londoner Büchsenmacherei im 18. Jahr-
hundert. Ueber diese und andere Zeitabschnitte fehlen
uns die wichtigsten Belege. Zur Durchführung eines
so umfassenden Unternehmens müsste freilich eine sorg-
fältige Durchsicht der Archive nebenhergehen.
Immerhin haben wir alle Ursache, auch dieses vor-
liegende Werk mit vollster Anerkennung entgegenzu-
nehmen; es bringt uns eine Fülle von uns bisher wenig
oder gar nicht bekannten Daten, die weitklaffende Lücken
zu füllen geeignet sind.
Das Buch ist gesteigerten Anforderungen an Eleganz
entsprechend ausgestattet. Die Illustrationen in photo-
graphischem Buchdrucke sind genügend scharf und klar.
Seinem Inhalte nach wird es immer ein verlässliches
Nachschlagebuch bilden. W. Boeheim.

Armeria antica e moderna di S. M. il Re d’Italia
in Torino. 3 Serien in 3 Bänden mit 198 Lichtdrucken.
Folio. 1898.
Der von Sr. Majestät dem Könige neuernannte
Direktor der Armeria Reale in Turin, Generalleutnant
 
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