Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI issue:
Heft 11
DOI article:
Sixl, P.: Entwicklung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [17]
DOI article:
Fachnotizen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0437
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ii. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

417

Fragt man nach Zweck und Bestimmung dieser
Handbüchse, so mögen das geringe Gewicht und
die Kürze der ganzen Waffe auf den Gebrauch
zu Pferde hinweisen, welcher ebenfalls in den Bil-
derhandschriften des 15. Jahrhunderts angedeutet
ist. Die genaue Arbeit, die Visiereinrichtung
sowie die Handlichkeit der Waffe drängen jedoch
zur Annahme, dass man eine Zielbüchse vor sich
hat, wobei hervorgehoben werden muss, dass das
Zielschiessen mit Handbüchsen seit dem Jahre 1430
urkundlich feststeht.
Der Unterschied zwischen den Handbüchsen,
welche am Schiessstande zum Nagel treffen sollten
und jenen, welche in der Aufregung des Kampfes
als Schiesswaffe. entsprechen sollten, wurde schon
wiederholt hervorgehoben und musste in Konstruk-
tion, Arbeit und Ausführung zum Ausdruck kom-
men. Die Abbildung Fig. 35, aus dem cod. germ.
599. der kgl. b. Hof- und Staats-Bibliothek zu Mün-
chen 1475, zeigt eine derartige Zielbüchse, welche
in sorgfältiger Ausführung mit allen Feinheiten
für den sicheren Schuss ausgestattet ist. Vergleicht
man die vorliegende Handbüchse mit dieser Ab-

bildung, so findet man eine sehr ähnliche Schaft-
konstruktion, die genaue Arbeit am Laufe, die
Visierung und schliesslich an der rechten Seite
den Ring zum Einhaken der Raumnadel. Auch
die Handhabung, wie dieselbe in den Schiessbriefen
des 15. Jahrhunderts angegeben ist, ist mit dieser
Handbüchse möglich: «fry mit swebendem arm und
och das die buchs am anschlag uff der Achsel nit
rür»; Zürich 1472; — oder «mit endeckedem arme
wenthe op dath wammestri uth der Handt scheten,
de busse nich an die Schulderen setten, noch die
arme in de side, effte op de huffte.» Magdeburger
Schützenrecht 15. Jahrhundert. Dass derartige
kleine Zielbüchsen noch später im Gebrauche
waren, zeigt ein Bild von M. Feselen vom Jahre
U33- ~ (Vgl. Fig. 7. Bd. II, 333).
Der Fortschritt gegen die Linzer-Büchsen ist
bedeutend; die Konstruktionsdaten des Laufes
schliessen zwar an jene der Handbüchse aus Tabor
an, allein nach der ganzen Arbeit und Ausführung
muss die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts als
Entstehungszeit angenommen werden.



Ultima ratio regum. Bekanntlich führten die
preussischen Bronzegeschütze seit Friedrich dem
Grossen (1742) die Inschrift: Ultima ratio regis
,des Königs letztes Wort'. Büchmann, 20. Aufl. S. 317
sagt: Ludwig XIV. habe für die französischen Geschütze
nach einem Aussprache Calderons in dem Stücke: «In
diesem Leben ist alles wahr und alles Lüge (vor 1644
erschienen) ,Ultima razon de Reyes' die schlecht-latei-
nische Inschrift gewählt Ultima ratio regum. Dies sei
um 1650 geschehen, da sich die Inschrift nicht früher
finde».
Dem ist jedoch nicht so, sondern sie ist
älter.
Schon Richelieu (1624—1642) liess alle Kanonen,
die während seiner Amtsführung gegossen wurden, mit
dieser Inschrift versehen.
Dies berichtet in einem jetzt äusserst seltenen Werk-
chen Fleury de Belingen, Les premiers Essays des
Proverbes et autres Questions curieuses, proposez et ex-
posez en forme de Dialogue. A la Haye. Chez Adrian

Vlac 1653. Die beiden Sprecher dieser Dialoge nennt
Belingen Simplician und Cosme.' Im; 34. Essay, S. 114 fg.
spricht Cosme unter anderm: «Pour ce qui touche le
canon de la Messe, tu es plaisant, et la pensee que
tu as est grotesque, de se figurer que le canon de la
Messe, et le canon ou artillerie d’une citadelle, soient
une mesme chose. Le mot de canon est un nom equi-
voque, lequel signifie deux choses de diverse nature, aux-
quelles il est approprie pour quelque rapport accidentel
qui est entre les deux. Ce qu’on nomrne le canon de
la Messe, sont certaines invocations ou prieres canoni-
ques et regulieres, qui ne se changent jamais ä la Messe,
et qui en sont comme la regle (sic!). Les autres oraisons
et ceremonies sont diverses selon la diversite des festes ou
des jours; mais le canon est tousjours le mesme, et
n’est pas sujet ä changer avecque la solemnite des festes.
Quant aux Canons ou pieces d’artilleries, on les nomme
aussy canons; parceque le foudre de leur violence qui
abat et renverse tout ce qui luy resiste, est la regle
absolue et loy Souveraine de la volonte des Roys, qui
menace d’abattre l’orgueil des Rebelles, qui s’opposent a (sic!)
leur pouvoir. Le Cardinal de Richelieu grand Ministre (sic!)
de France souz le regne du Roy Louys trozieme (sic!) l’en-
tendoit en ce sens faisant marquer en gros characteres
sur les Canons qu’il fit jetter dürant le temps de son
administration, cette divise latine: Ratio ultima Re-
gum, c’est ä dire le dernier raisonnement ou regiement
des volontez des Roys.
Dieselbe Erklärung findet sich in: Suite des nouveaux
55*
 
Annotationen