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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0108
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94

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

dient. Die reichen Kunstschätze befriedigten in
gleicher Weise den Waffenforscher, wie den
Heraldiker uud Kunstfreund. Am Mittage des
5. Juli vereinigte sich dann der gröfste Teil der
Teilnehmer noch einmal zu einem zwanglosen
Essen im „Industrie- und Kulturverein“.
Die freie Zeit wurde im übrigen allerseits zu
eifrigem Besuche der Landes - Jubiläums - Aus-
stellung verwendet.
Alle Mitglieder, die aus Deutschland, Öster-
reich, der Schweiz, Frankreich, England und
Amerika zusammengekommen waren, zeigten sich
von den Nürnberger Tagen äufserst befriedigt,
und sie alle werden sicher gern an den schönen
Aufenthalt in Nürnberg, dem „Schmuckkästchen
des Deutschen Reiches“, zurückdenken.
A. D i e n e r - S c h ö n b e r g.
Geschäftsbericht des 1. Schriftführers.
Der „Verein für historische Waffenkunde“
versammelt sich in diesem Jahre, einschliefslich
derjenigen Versammlung von Fachleuten und
Freunden der Geschichte des Waffenwesens, aus
der er erwachsen ist in Dresden am 28., 29. und
30. September 1895, zum siebenten Male. Seine
ordentlichen Hauptversammlungen tagten im
Jahre 1896 zu Wien, 1898 zu Berlin, 1900 zu
Dresden, 1902 zu Düsseldorf, 1904 zu Zürich. Die
heute beginnende Tagung im altberühmten, von
allen Kunst-, Geschichts- und Vaterlandsfreunden
so geliebten Nürnberg ist also die sechste.
Der g-eschichtliche Geburtstag des Vereins
ist der 30. September 1895, an welchem Tage zu
Dresden die Gründung einer dauernden Vereini-
gung zur Pflege der Waffenkunde unter dem
heute noch geführten Namen beschlossen wurde
und zugleich auch die Grundzüge seiner Satzungen
festgestellt worden sind.
Die geschichtliche Geburtsstunde ist, wie aus
den Akten feststellbar ist, 1 Uhr 25 des genannten
Tages.
Im Januar des Jahres 1896 war man so weit,
dafs die Satzung-en im Entwürfe gedruckt werden
konnten.
Am 5. bis 11. Juli 1896 versammelte sich der
Verein dann in Wien. Am 9. Juli nahm dort die
Versammlung die inzwischen vielfach durch-
beratenen Satzungen endgültig an.
Fafst man also den rechtlichen Gesichtspunkt
ins Auge, so ist der 9. Juli 1896 der Geburtstag
des Vereins und er steht daher nunmehr kurz vor
dem zehnjährigen Gedenktage seines Bestehens.
Neben der Festteilung der äufseren Geschichte
einer gelehrten Gesellschaft ist es aber immer noch
besonders reizvoll, dem inneren Werden des Ge-
dankens zu seiner Begründung nachzugehen und

über dieses innere Werden findet sich in den
Akten des Vereins selbst allerdings kein Dokument.
Deshalb verdient es der Vergessenheit entrissen
zu werden, dafs darüber in Nr. 25 der „Wissen-
schaftlichen Beilage“ der „Leipziger Zeitung“
vom 27. Februar 1896 offenbar eine berufene Feder
folgende Darstellung gegeben hat:
„Im Frühjahr 1895 weilten auf Thüringens
herrlichstem und berühmtestemBergschlosse, der
Wartburg, zwei Männer, in vertrauter Rede und
Gegenrede der historischen Vergangenheit ge-
denkend, wie der Zeugen, welche der jetzt
lebenden Welt aus dem Mittelalter übrig g*e-
blieben sind. Der gleiche Zweig der histori-
schen Wissenschaft, welche beide zu pflegen
berufen waren und welcher in der Rüstkammer
der Wartburg einen fruchtbaren Boden fand,
die historische Waffenkunde, bot naturgemäfs
dem Gespräche den meisten Stoff und liefs, von
der erinnerungsreichen Luft des Berges um-
weht, ergiebig die Freuden und die Schatten-
seiten seiner Pflege beurteilen. Da drängte sich
im Laufe der Rede den beiden Fachleuten —
es waren der Kommandant der Wartburg, TIerr
Schlofsbauptmann v. Cranach und der Direktor
des Königl. Historischen Museums in Dresden,
Herr v. Ehrenthal — immer mehr die Über-
zeugung auf, dafs ihre Wissenschaft gegenüber
anderen Spezialzweigen der Geschichte doch
immer noch sehr stiefmütterlich bedacht sei,
zugleich aber auch der eifrige Wunsch, sie nach
ihren Kräften zu heben.“
Allerdings darf der gewissenhafte Bericht-
erstatter hierbei nicht verschweigen, das dasjenige,
was hier zunächst geplant war, nicht die Grün-
dung eines dauernden fachwissenschaftlichen
Vereins, sondern die Einrichtung regelmäfsig*
wiederkehrender Versammlungen von Fachleuten
und Freunden der Waffenkunde gewesen ist. Die
Schaffung' einer Grundlage hierfür nahm alsbald
Herr v. Ehrenthal selbst kräftig* in die Hand und
aus der ersten Zusammenkunft dieser Art im
September 1895 ist dann, wie bereits hervorge-
hoben wurde, der dauernde Verein erwachsen.
Konnte daher oben der 30. September 1895
als der geschichtliche, der 9. Juli 1896 als der
rechtliche Geburtstag des Vereins für historische
Waffenkunde bezeichnet werden, so wird man,
um im genealogischen Bilde zu bleiben, jenen
Frühlingstag auf der Wartburg, dessen genaue
Bezeichnung- freilich nicht möglich ist, als den
Zeug'ung'stag' bezeichnen können und die Erzeuger
in diesem Sinne sind keine anderen als Max v.
Ehrenthal und Hans v. Cranach.
Plauptg'evatter aber wurde dem Kindlein
gleich von seiner Geburt an der unvergefsliche
 
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