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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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2. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [2]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0072
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52

E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZUM ALTSCHWEIZERISCHEN GESCHÜTZWESEN

VI. BAND

Die Einführung der Schildzapfen in der Gleich-
gewichtslage des Rohrs war einer der bedeutend-
sten Fortschritte in der Entwicklung der Artillerie;
das Geschütz konnte beliebig vertikal gerichtet
werden, ohne dafs die Lafette ihre Stellung ver-
lassen mufste; die seitliche Richtung geschah
durch horizontales Verschieben des Lafetten-
schwanzes.

S. ii8) Kaiser Max die Scharfmetzen ein, „die in
ihrer Bemessung und Konstruktion vollständig
als sein Werk anzusehen sind“. „Das Wort „Metze“
ist nicht von einer Weibsperson abzuleiten, wie
die älteren Stuckmeister wähnten und selbst noch
weit später allgemein geglaubt wurde. Der Name
stammt aus dem Italienischen und bedeutet „mezza-
bombarda“ oder halbes Hauptstück, worin sich in

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Abb. io. Hauptstück „Burgunderin“ 1474

Die früheren burgundischen Geschütze aus
der Murtener Beute haben keine Schildzapfen,
von der neueren Artillerie, die bei Grandson in
die Hände der Eidgenossen fiel, ist nur noch unser
Stück vorhanden. Die Erfindung des Balance-
schildzapfens fällt also zwischen die Mitte des
15. Jahrhunderts und 1474.
Obwohl unser Rohr noch in seiner Konstruktion
nicht so augenf ällig von dieser der alten Hauptstücke
abweicht, ist es doch schon leichter und weniger
schwerfällig gebaut; ein besseres Verhältnis des
Kalibers zur Rohrlänge ist zu konstatieren, ebenso
der Kammer zum Rohr, der Stofsboden ist eben-
falls viel besser konstruiert: kurz, dieses Burgunder-
geschütz von 1474 weist alle die Vorteile und
Verbesserungen schon auf, welche die Artillerie
Kaiser Maximilians I. 30 Jahre später kennzeichnen.
Um 1500 führte nach Boeheim (Zeugbücher des
Kaisers Maximilian I. Jahrbuch der kunsthistor.
Sammlungen des A. H. Kaiserhauses B. XIII 1892

der Verminderung die „quarta bombarda“ Viertel-
büchse oder auch, aus „quartana“ corrumpiert,
die Karthaune reiht“.
Unser Geschütz beweist jedoch (Boeheim
scheint es nicht gekannt zu haben), dafs, so grofs
die reformatorischen Talente Kaiser Maxens auf
artilleristischem Gebiet gewesen sind, er doch
nicht völlig Neues geschaffen, wie Boeheim glaubt
annehmen zu dürfen; er hat nur die Errungen-
schaften seines Vorgängers Herzog Karls des
Kühnen von Burgund übernommen, verbessert
und für seine ganze Artillerie gleichmäfsig ein-
geführt. Nach diesem Vorbild hat Maximilian die
Scharfmetze gestaltet, dann ist er allerdings weiter
gegangen und die Einführung der Karthaunen,
Basilisken, Drachenköpfe, Not-, Feld- und Mittel-
schlangen sind sein Werk, ebenso die Einführung
der Steilfeuergeschütze, der Haufnitz und Mörser.
Was das Wort Metze anbetrifft, ist natürlich
Boeheims Erklärung die einzig richtige, immerhin
 
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