Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zoege von Manteuffel, Kurt
Das flämische Sittenbild des XVII. Jahrhunderts — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 11: Leipzig: Verlag E.A. Seemann, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61189#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das niederländische Sittengemälde ist so alt wie
die niederländische Tafelmalerei; Künstler des
fünfzehnten Jahrhunderts bereits schufen gelegent-
lich Bilder, die, ohne religiöse oder historische Vor-
wände zu suchen, allein der Freude am zeitgenös-
sischen Leben entsprangen und beim Betrachter
Verständnis für diese Einstellung voraussetzten.
Das folgende Jahrhundert baute das Gebiet weiter
aus. Aber die Zahl der reinen Sittenbilder, für die
Fürsten und große Herren allein als Käufer in Be-
tracht kamen, blieb noch lange gering. Erst mit
dem Beginn des siebzehnten Jahrhunderts wuchs
Nachfrage und Angebot. Allgemeine Verweltlichung
der Lebensauffassung, Aufstieg des Bürgertums
in den Städten, das Gemälde in größerer Zahl ohne
Rücksicht auf ihre religiöse Bedeutung zu erwerben
und als Schmuck des Wohnhauses zu verwenden
begann, waren die Hauptgründe dafür. Wie sich
um diese Zeit Landschaft, Stilleben, Tierstück,
Architekturbild als selbständige Gattungen ent-
wickelten, tat es auch das Sittenbild.
Diese Erscheinung fällt zeitlich mit der Ausbil-
dung einer selbständigen nordniederländischen
Kunst zusammen, die sich als natürliche Folge der
Abtrennung der protestantischen Vereinigten Nie-
derlande von den südlichen, beim Hause Habsburg
verbleibenden katholischen Provinzen ergibt. In
dem neuen Staatsgebilde, das keine Kirchenbilder
und nur in beschränktem Umfang Repräsentations-
bilder verlangte, entfalteten sich die gekennzeich-

B.D.K.ll

3
 
Annotationen