FRANCESCO GIORGI
175
Gott.23 Der Herausgeber einer 1563 erschienenen Neuauflage des Werkes faßt
diese Erörterung in seinem Vorwort knapp zusammen:
Im dritten, elegantesten Teil dieses Werkes wird schließlich auf sehr leicht
faßliche Weise und gründlich vom Menschen und der Harmonie oder Überein-
stimmung gehandelt, die in ihm durch Christus, den Vermittler zwischen Gott und
den Menschen, wiederhergestellt und gefestigt ist.24
Giorgi selbst ist etwas ausführlicher. Er schreibt, der Mensch müsse als das
zuletzt geschaffene Lebewesen, zu dessen Nutz und Frommen alle anderen
existierten, eine Übereinstimmung mit dem Schöpfer haben, die durch die
Harmonie der vollkommensten Instrumente von Körper, Geist und Seele
erreicht werde.25 Ausgehend von der ausführlichen Darstellung des Mikrokos-
mos und seinem proportionalen Verhältnis zur Seele26 folgt die eigentliche
Beschreibung, auf welchem Wege der Mensch zu Gott aufsteigen könne. Eine
wesentliche Rolle in diesem Aufstieg spielen Giorgis verschiedene
Konzeptionen von Geist, spiritus. Der Geist, Mittler zwischen Inferiorem und
Superiorem27, der sich gleicherweise auf Gott, Engel und Dämonen erstreckt,
strebt zum Nicht-Sündigen28 und fungiert als das Agens in einem durch die
Stufen Körper, Seele und Geist gekennzeichneten Aufstieg zur Übereinstim-
mung mit Gott.29 Die Subtilität dieses Geistes ermöglicht seine Verbindung mit
der göttlichen Vernunft (divina mens) im Menschen.30
4 . Giorgi und die christliche Kabbala31
Giorgi, der offenbar keinem festumrissenen intellektuellen Kreis angehörte, hat
verschiedenste Quellen benutzt. Für seine musiktheoretischen Kenntnisse waren
eher mittelalterliche denn zeitgenössische Autoren dieser Materie, aber auch
Boethius und Ficino vorbildlich.32 Eine Reihe allgemeinerer Anschauungen
gehen ebenfalls auf Ficino und den Neo-Platonismus zurück33, verschiedene
23 Vgl. ebd., S.310-337.
24 Tertia denique huius operis parte elegantissima facillime edocentur de homine, & armonia siue
consonantia, quae in ipso per Christum mediatorem Dei & hominum reparata est atque stabilata.
FRANCESCO GIORGI, Promptuarium rerum et theologicarum et philosophicorum, Paris 1563,
Renatus Benedictus [Hrsg.] ad lectorem.
25 GIORGI, De harmonia mundi 3 prooem., fol.lr.
26 Ebd., 3.1.1-2., fols.2r-3v.
27 Ebd., 3.5.3., fol.53r.
28 Ebd., 3.5.8., fols.54v-55r.
29 Ebd., fol.53r; 3.1.9., fol.l0r; vgl. D. P. WALKER, Spiritual and Demonic Magic. From Ficino
to Campanella (Studies of the Warburg Institute 22), London 1958, S.113-114.
30 GIORGI, De harmonia mundi 3.5.1., fol.52r.
31 Ebd., I.2.7., fols.30v-31r, gibt eine Liste der bekanntesten kabbalistischen Lehrer. Vgl. C.
WIRSZUBSKI, Francesco Giorgio's Commentary on Giovanni Pico's Kabbalistic Theses, in:
Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 37.1974, S.145-156; BLAU, Christian
Interpretation, S.31-32, und S.60-61; SECRET, Le Zohar, S.44-46; ders., Kabbalistes chrötiens,
S.39, 53, 62, 126-140; VASOLI, Profezia e ragione, S.132-142; YATES, Occult Philosophy,
S.29-36.
32 Vgl. VASOLI, Profezia e ragione, S.263; WALKER, Magic, S.115-119; J.-F. MAILLARD,
Aspects musicaux du »De harmonia mundi« de George de Venise, in: Revue de musicologie
58.1972, S.162-175 (vgl. auch Anm.63.).
33 Vgl. VASOLI, Profezia e ragione, passim.
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Gott.23 Der Herausgeber einer 1563 erschienenen Neuauflage des Werkes faßt
diese Erörterung in seinem Vorwort knapp zusammen:
Im dritten, elegantesten Teil dieses Werkes wird schließlich auf sehr leicht
faßliche Weise und gründlich vom Menschen und der Harmonie oder Überein-
stimmung gehandelt, die in ihm durch Christus, den Vermittler zwischen Gott und
den Menschen, wiederhergestellt und gefestigt ist.24
Giorgi selbst ist etwas ausführlicher. Er schreibt, der Mensch müsse als das
zuletzt geschaffene Lebewesen, zu dessen Nutz und Frommen alle anderen
existierten, eine Übereinstimmung mit dem Schöpfer haben, die durch die
Harmonie der vollkommensten Instrumente von Körper, Geist und Seele
erreicht werde.25 Ausgehend von der ausführlichen Darstellung des Mikrokos-
mos und seinem proportionalen Verhältnis zur Seele26 folgt die eigentliche
Beschreibung, auf welchem Wege der Mensch zu Gott aufsteigen könne. Eine
wesentliche Rolle in diesem Aufstieg spielen Giorgis verschiedene
Konzeptionen von Geist, spiritus. Der Geist, Mittler zwischen Inferiorem und
Superiorem27, der sich gleicherweise auf Gott, Engel und Dämonen erstreckt,
strebt zum Nicht-Sündigen28 und fungiert als das Agens in einem durch die
Stufen Körper, Seele und Geist gekennzeichneten Aufstieg zur Übereinstim-
mung mit Gott.29 Die Subtilität dieses Geistes ermöglicht seine Verbindung mit
der göttlichen Vernunft (divina mens) im Menschen.30
4 . Giorgi und die christliche Kabbala31
Giorgi, der offenbar keinem festumrissenen intellektuellen Kreis angehörte, hat
verschiedenste Quellen benutzt. Für seine musiktheoretischen Kenntnisse waren
eher mittelalterliche denn zeitgenössische Autoren dieser Materie, aber auch
Boethius und Ficino vorbildlich.32 Eine Reihe allgemeinerer Anschauungen
gehen ebenfalls auf Ficino und den Neo-Platonismus zurück33, verschiedene
23 Vgl. ebd., S.310-337.
24 Tertia denique huius operis parte elegantissima facillime edocentur de homine, & armonia siue
consonantia, quae in ipso per Christum mediatorem Dei & hominum reparata est atque stabilata.
FRANCESCO GIORGI, Promptuarium rerum et theologicarum et philosophicorum, Paris 1563,
Renatus Benedictus [Hrsg.] ad lectorem.
25 GIORGI, De harmonia mundi 3 prooem., fol.lr.
26 Ebd., 3.1.1-2., fols.2r-3v.
27 Ebd., 3.5.3., fol.53r.
28 Ebd., 3.5.8., fols.54v-55r.
29 Ebd., fol.53r; 3.1.9., fol.l0r; vgl. D. P. WALKER, Spiritual and Demonic Magic. From Ficino
to Campanella (Studies of the Warburg Institute 22), London 1958, S.113-114.
30 GIORGI, De harmonia mundi 3.5.1., fol.52r.
31 Ebd., I.2.7., fols.30v-31r, gibt eine Liste der bekanntesten kabbalistischen Lehrer. Vgl. C.
WIRSZUBSKI, Francesco Giorgio's Commentary on Giovanni Pico's Kabbalistic Theses, in:
Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 37.1974, S.145-156; BLAU, Christian
Interpretation, S.31-32, und S.60-61; SECRET, Le Zohar, S.44-46; ders., Kabbalistes chrötiens,
S.39, 53, 62, 126-140; VASOLI, Profezia e ragione, S.132-142; YATES, Occult Philosophy,
S.29-36.
32 Vgl. VASOLI, Profezia e ragione, S.263; WALKER, Magic, S.115-119; J.-F. MAILLARD,
Aspects musicaux du »De harmonia mundi« de George de Venise, in: Revue de musicologie
58.1972, S.162-175 (vgl. auch Anm.63.).
33 Vgl. VASOLI, Profezia e ragione, passim.