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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (1): Deutsche Volks- und Staatsgeschichte in quellemmäßigem Abrisse bis zur Stiftung des Deutschen Bundes — Stuttgart: Krabbe, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.47336#0073
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§. 16. Die Gothen.

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burgundischen Volkes bald nachher in den Gegenden zwischen den
Alpen und dem Jura, an der Rhone und in Savoyen n), wohin sie
wahrscheinlich von den Römern selbst verpflanzt worden waren, um
hier als Schutzwehr für Italien gegen andere Barbaren zu dienen. Hier
erblühte in kurzem ein mächtiges burgundisches Reich und in diesen
Landstrichen erhielt sich auch fortan der Name der Burgunder: doch
wurde auch dieses Reich schon von Chlodowig’s Söhnen (um d. J.
534) der fränkischen Herrschaft unterworfen.
§■ 16-
X. Die Gothen*).
Im Osten von Deutschland, an die slavischen Völker angränzend,
war das bedeutendste und auch für den Verlauf der Geschichte bei
weitem wichtigste Volk das der Gothen 1). Schon in der ältesten
Zeit wurde ihre Empfänglichkeit für mildere Sitten und eine höhere Civili-
sation bemerkt 2), so wie auch bei ihnen frühzeitig einer Pflege der
Wissenschaften 3) und der Abfassung von Gesetzen 4) Erwähnung ge-
schieht und bald auch das Christenthum bei ihnen Eingang fand 5).
Da Attila erst in d. J. 450 oder 451 an den Rhein kam, vorher aber ein Zu-
sammentreffen von Hunnen und Burgundern in Gallien nicht stattflnden konnte , so
dürfte in dieser Nachricht eine Hindeutung auf das tragische Ende der Burgunder
an Attila’s Hofe gefunden werden , welche zum Theile den Gegenstand des Niebe-
lungenliedes bildet. —
n) Tironis Chron. ad a. XX. Theodos. II. (a. 443): „Sapaudia Burgun-
dionum reliquiis datur cum indigenis dividenda.“ — Vergl. Zeuss, p. 470. —
*) Aschbach, Gesell, der Westgothen. Frankfurt 1827.— Ders. Geschichte
der Gepiden, in Sc blosser’s Archiv VI. 2. Abth. p. 212 u. flg. — Besonders
aber Zeuss, die Deutschen p. 401 u. flg. —
*) Tac. Germ. c. 43. „Gothones;“ Spartian. in Ant. Caracall. c. 10: „..quod.,
Gotti Getae dicerentur.“ — Idem in Anton. Geta: „..Getieus, quasi Gotticus.“ —
2) Tac. Germ. e. 43: „Trans Lvgios Gothones regnantur, paulo jam adductius,
quam ceterae Germanorum gentes, nondum tarnen supra libertatem.“ —
3) Jom and. R. Get. c. 5: „Zeutani prius habuerunt eruditum, post etiam
Diceneum, tertium Zamolxen ... Nee defuerunt, qui eos sapientiam erudirent. Unde
et paene omnibus barbaris Gothi sapientiores semper extiterunt, Graecisque paene
consimiles, ut refert Dio, qui historias eorum annalesque Graeco stylo composuit. .“ —
Idem c. 11: „..qui QJiceneus, Zeitgenosse von Sulla) .. cernens .. naturale
eos habere ingenium omnem paene philosopliiam eos instruxit“ etc, —
4) Jornand. c. 11: „..(Diceneus eos).. naturaliter propriis legibus vivere
fecit, quas usque nunc conscriptas Bellagines nuncupant,“ — Davon ausführlicher
in der Geschichte der Rechtsquellen. —
5) Schon im IV. Jahrhundert. — Zu den ältesten deutschen Sprachdenkmälern
Zoepfl, d. Staats- u. Rechtsgesch. I. 4
 
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