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Zoepfl, Heinrich
Commissionsbericht über den Beitritt des Großherzogthums Baden zum Vertrage vom 26. Mai 1849 nebst der Schlußrede des Berichterstatters Hofrath Prof. Dr. Zoepfl in der Sitzung der Ersten Kammer vom 21. März 1850 — Stuttgart, Karlsruhe: Krabbe ; Braun, 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.45341#0035
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gehegten Wünschen zuvorkommend entgegen: indem es die
Frage der materiellen Jutereffen anregt, greift es uns an
einem Punkte an, wo es nicht mit Unrecht eine große Em-
pfänglichkeit für seine Vorschläge zu finden hofft. Diesen
Punkt der Verschmelzung der österreichischen Handelsinter-
effcn mit jenen des übrigen Deutschlands will ich übrigens
hier nur andeutend berühren, da die wirkliche Durchführung
dieses an sich vortrefflichen Gedankens noch vielfache und
umfassende Vorbereitungen und in das Einzelne gehende
Verständignngen vorausfttzt.
Es sind also drei Punkte vorhanden, in welchen zwischen
Preußen und seinen Verbündeten auf der einen Seite, und
den vier Königen mit Oesterreich auf der andern Seite, be-
reits eine Übereinstimmung hinsichtlich ihrer Nothwendig-
keit besteht, nämlich größere Einheit mit stärkerer Exekutive,
neue Organisation der Gefammtverbindung Deutschlands,
und Gründung einer engeren Handelsverbindung und eines
erleichterten Verkehrs. Wenn in diesen drei Punkten, na-
mentlich also auch in dem zweiten, die alte Bundesverfassung
geändert wird, so sehe ich in dem Fortbestehen einer Ge-
sammtverbindung aller deutschen Staaten keine solche Schwie-
rigkeit, wie ein geehrtes Mitglied der hohen Kammer, wel-
ches sich in einer etwas stärkeren Weise gegen den Fortbe-
stand der bisherigen Bundesverfassung ausgesprochen hat.
Es sind ja alle Deutschen darüber einig, daß sie geändert
werden muß, ja daß ihr bisheriger Organismus nicht ein-
mal mehr besteht; allein die Grundidee des deutschen Bun-
des, die b c st än d i g e, nnanflösliche Verbindung aller
deutscheu Staaten müssen wir als eine Errungenschaft der
Erhebung des deutschen Volkes gegen die Fremdherrschaft
m den Jahren 1813 und 1814, als ein unveräußerliches
Vermächtmß der Generation, die in jenen Freiheitskriegen
kämpfte und blutete, treu und heilig bewahren. Von diesem
allgemein deutschen Standpunkte aus sah Ihre Kommission
sich bestimmt, Ihnen den Beitritt zur Adresse der Zweiten
Kammer vorzuschlagen.
Ich erlaube mir nunmehr noch, vom speziellen badischen
Standpunkte aus eimge besondere Gründe anzureihen.
Baden hat ein trauriges Ereigniß erlebt; es ist in Baden
ein Aufstand vorgekommen, wie er in der Geschichte von
Deutschland ohne Verspiel ist. Es lastet auf dem Land nicht
nur die Schmach der Empörung gegen eine Regentenfamilie,
die seit einer langen Reihe von Jahren, in vielen Landes-
theilen schon seit Jahrhunderten, nur für das Wohl ihres
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