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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Fischer, William: Trapezunt und seine Bedeutung in der Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0048
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38 Trapezunt und ſeine Bedeutung in der Geſchichte.

Angriff auf Trapezunt bedrohten Völker zu gemeinſamer Abwehr
gegen die Osmanen zu vereinigen. Selbſt im Abendlande ſuchte
er Hilfe, ſo bei Venedig und Genua, deren Intereſſen allerdings
am meiſten mit bedroht ſchienen, ſo bei Philipp von Burgund und
Papſt Pius II. Als wenn der Mann den Fall von Trapezunt
hätte aufhalten können, der die abendländiſche Chriſtenheit nicht hatte
zur Rettung von Byzanz aufbringen können, der mit dem Kaiſer
Friedrich III. die zur Abwehr der Osmanen geſammelten Gelder
gemeinſam geteilt hatte! Eine tragiſche Chimäre! Trapezunt konnte
nur noch durch eine ſiegreiche Schlacht auf den Ebenen Kleinaſiens
gerettet werden Der einzige Bundesgenoſſe in Kleinaſien aber,
der wirklich Hilfe bringen konnte, Haſſaͤn Bei, war nicht ſo ſtark,
daß ſich David mit ihm vereint zur Offenſive hätte entſchließen
können. Venedig und Genua aber unterſtützten Trapezus, und
dieſes rüſtete ſich nun auf Leben und Tod. Aber was wollte das
ſagen, wenn Muhammed II. den ganzen Heerbann ſeines unermeß—
lichen Reiches aufbot und an der Propontis eine Flotte von
100 Kriegsſchiffen ſammelte? Sinope ergab ſich ohne Ver—
teidigung. Die 400 Kanonen, die auf ſeinen Wällen ſtanden, thaten
nicht einen Schuß, und weder David noch Haſſan kamen ihm zu
Hilfe. Der Mangel eines beſtimmten Verteidigungsplanes lieferte
die Bundesgenoſſen dem Feinde einzeln ans Meſſer. Haſſan wird
geſchlagen, und nun iſt Trapezus auf ſich ganz allein angewieſen.
Zum Unglück beſitzt es auch keinen Feldhetrn, und mit der ver—
alteten byzantiniſchen Taktik konnte man nicht einen Muhammed
bezwingen. Außerdem hatte David das Allerwichtigſte verſäumt,
die Gebirgspäſſe waren unbeſetzt. Es war, als wenn die Gottheit
ſelbſt das Verderben Trapezunts gewollt hätte. Im Sommer
1461 erfchien zuerft die Flotte vor Trapezus und beſtürmte es
2 Tage lang, aber vergeblich, dann Muhammed II. in eigener
Perſon mit dem Landheekre. Er ließ den Kaiſer zur Uebergabe
auffordern. Die Furcht vor dem unwiderſtehlichen Sultan lähmte
alles, Trapezus kapitulierte. Ein Drittel der Einwohner durfte
in den Vorſtädten bleiben, die übrigen wurden nach Konſtantinopel
geſchleppt, unter ihnen der Hof und die hohen Beamten, oder zu
Soldaten gemacht. David erhielt Land um Adrianopel, wurde
aber ſpäter ſamt ſeiner Familie, nur zwei durch ihre Schön—
heit berühmte Glieder ausgenommen, unigebracht. So ging das
glorreiche Geſchlecht der Koninenen ruhmlos zu Grunde. Trapezus
wurde eine Provinzialſtadt des Paſchaliks Amaſiah, und ein tütki—
ſcher Paſcha ſchaltete von nun ab im Palaſte der Komnenen.
Das letzte Bollwerk der griechiſchen Kultur in Kleinaſien ſank
 
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