Eine Epiſode aus der venezianiſchen Geſchichte. 119
Ehevertrages anknüpfen. Nun fiel auch das jüngſt gewonnene
Verona am 23. Juni 1405 in die Hände der Gegner, und Franz'
Sohn Giacomo, der dasſelbe heldenmütig verteidigt hatte, wurde
gefangen nach Venedig in ſchweren Kerker geführt. Die durch
die Eroberung Veronas frei gewordenen Truppen vermehrten das
Belagerungsheer vor Padua. Bereits hatte Franz die jüngexen
Söhne und Seitenverwandten ſeines Hauſes — ſeine Gattin Tad—
dea war bald nach Beginn des Krieges geſtorben — 24 an der
Zahl, nebſt einem Teile ſeines Schatzes nach Florenz geſandt,
damit nicht ſeine ganze Familie in die Hände der Venezianer
fiele; trotz der immer ſchwierigeren Lage ließ er Mut und Energie
nicht einen Moment ſinken. Er ſelbſt machte mit ſeinem Sohne
Franz abwechſelnd Tag und Nacht die Runde an den Thorwachen
Ind Befeſtigungen, namentlich zur Verhütung von Verrat, wovon
man ſchon hie Und da bedenkliche Spuren entdeckt hatte. Es iſt
wunderbar genug und ſpricht ſehr für die Macht ſeiner Perſön—
lichkeit, daß er die Bevölkerung ſo lange zu energiſchem Wider—
ſtande zu begeiſtern wußte. Denn die Zuſtände in der Stadt
wurden allmaͤhlich troſtlos. Die Vorräte begannen zu mangeln,
im Juli brach eine peſtartige Seuche aus, die täglich 300—500
Menſchen hinraffte, ſo daß man dieſelben nur noch in Maſſen⸗
gräbern beſtatten konnte. Ununterbrochen raſſelten die Leichen⸗
karren durch die Stadt, um die Opfer der Peſt, welche oft auf
der Straße tot da lagen, aufzunehmen. Auch die jugendliche
Gemahlin von Franz' Sohn (Francesco III) erlag der Krankheit.
Allmählich mußte die Hoffnung auf Entſatz ſinken. Franz knüpfte
Unterhandlungen mit den Venezianern an, und dieſe waren bereit,
ihm und den Seinen perſönliche Freiheit zu gewähren und eine
bedeutende Entſchädigungsſumme für die Abtretung Paduas zu
zahlen — da traf Nachricht von Florenz ein, daß Piſa erobert
und nun Entſatz von dort zu erhoffen ſei. Franz verzögerte die
ſchon faſt abgeſchloſſene Verhandlung durch neue Forderungen,
zu ſeinem Unglück, denn jene Nachricht war verfrüht, die Hilfe
blieb aus. Die Venezianer aber waren durch die Hartnäckigkeit
ihres Gegners höchſt erbittert; ſie ließen ſich zu einer Maßregel hin—
reißen, die man, ſelbſt vom Standpunkte jener Zeit aus, für
kleinlich grauſam halten muß. Den heldenmütigen Giacomo da
Carrara, ihren Kriegsgefangenen, ließen ſie in Eiſen ſchließen und
ihm nur Brot und Waſſer reichen, indem ſie ihm mitteilten, es
geſchehe wegen der Schwierigkeiten, die ihnen ſein Vater mache;
ehe derſelbe nicht gewiſſe Forderungen erfüllt habe, werde man
ihn nicht beſſer behandeln; er möge dies nach Padua ſchreiben.
Ehevertrages anknüpfen. Nun fiel auch das jüngſt gewonnene
Verona am 23. Juni 1405 in die Hände der Gegner, und Franz'
Sohn Giacomo, der dasſelbe heldenmütig verteidigt hatte, wurde
gefangen nach Venedig in ſchweren Kerker geführt. Die durch
die Eroberung Veronas frei gewordenen Truppen vermehrten das
Belagerungsheer vor Padua. Bereits hatte Franz die jüngexen
Söhne und Seitenverwandten ſeines Hauſes — ſeine Gattin Tad—
dea war bald nach Beginn des Krieges geſtorben — 24 an der
Zahl, nebſt einem Teile ſeines Schatzes nach Florenz geſandt,
damit nicht ſeine ganze Familie in die Hände der Venezianer
fiele; trotz der immer ſchwierigeren Lage ließ er Mut und Energie
nicht einen Moment ſinken. Er ſelbſt machte mit ſeinem Sohne
Franz abwechſelnd Tag und Nacht die Runde an den Thorwachen
Ind Befeſtigungen, namentlich zur Verhütung von Verrat, wovon
man ſchon hie Und da bedenkliche Spuren entdeckt hatte. Es iſt
wunderbar genug und ſpricht ſehr für die Macht ſeiner Perſön—
lichkeit, daß er die Bevölkerung ſo lange zu energiſchem Wider—
ſtande zu begeiſtern wußte. Denn die Zuſtände in der Stadt
wurden allmaͤhlich troſtlos. Die Vorräte begannen zu mangeln,
im Juli brach eine peſtartige Seuche aus, die täglich 300—500
Menſchen hinraffte, ſo daß man dieſelben nur noch in Maſſen⸗
gräbern beſtatten konnte. Ununterbrochen raſſelten die Leichen⸗
karren durch die Stadt, um die Opfer der Peſt, welche oft auf
der Straße tot da lagen, aufzunehmen. Auch die jugendliche
Gemahlin von Franz' Sohn (Francesco III) erlag der Krankheit.
Allmählich mußte die Hoffnung auf Entſatz ſinken. Franz knüpfte
Unterhandlungen mit den Venezianern an, und dieſe waren bereit,
ihm und den Seinen perſönliche Freiheit zu gewähren und eine
bedeutende Entſchädigungsſumme für die Abtretung Paduas zu
zahlen — da traf Nachricht von Florenz ein, daß Piſa erobert
und nun Entſatz von dort zu erhoffen ſei. Franz verzögerte die
ſchon faſt abgeſchloſſene Verhandlung durch neue Forderungen,
zu ſeinem Unglück, denn jene Nachricht war verfrüht, die Hilfe
blieb aus. Die Venezianer aber waren durch die Hartnäckigkeit
ihres Gegners höchſt erbittert; ſie ließen ſich zu einer Maßregel hin—
reißen, die man, ſelbſt vom Standpunkte jener Zeit aus, für
kleinlich grauſam halten muß. Den heldenmütigen Giacomo da
Carrara, ihren Kriegsgefangenen, ließen ſie in Eiſen ſchließen und
ihm nur Brot und Waſſer reichen, indem ſie ihm mitteilten, es
geſchehe wegen der Schwierigkeiten, die ihnen ſein Vater mache;
ehe derſelbe nicht gewiſſe Forderungen erfüllt habe, werde man
ihn nicht beſſer behandeln; er möge dies nach Padua ſchreiben.