Arbeiten für Kaiser Maximilian. 27
Prachtwagen und mannigfaltigen Szenen, die den eigentlichen Triumph-
zugs bilden sollten, war sein Anteil geringer.
Die Ehrenpforte war 15l5 abgeschlossen. Sie ist entworfen als
eine mächtige, hochaufsteigende, von drei Portalen durchbrochene Wand,
welche rechts und links von je einem Rundturm begrenzt wird. Aus-
gesührt wurde das Werk, zum Teil unter Heranziehung anderer Rräfte,
in einer ziemlichen Anzahl großer Blätter, die der Beschauer einzeln
in die Hand zu nehmen hat. Ls kann nicht anders sein, als daß
der Eindruck zunächst ein seltsamer ist. Ein von Rechts wegen als
ein Ganzes zu denkendes Bauwerk zerstückt dem Auge bieten, heißt
der Runst arge Gewalt antun. Hauptsache war eben hier gar nicht
der Aufbau, sondern das, was die Wände alles in ihren Abteilungen
an Darstellungen zum Ruhme des Fürsten auszunehmen hatten. Dieser
Reichtum konnte nur beim Betrachten von kleineren Einzelblättern
deutlich gesehen werden. Das einzelne indes ist eben doch ein Ausfluß
von Dürers hochstehender Runst. Seine dekorative Begabung betätigt
sich auch hier in hervorragender Weise. Die deutschen Rulturzustände
freilich erscheinen durch einen solchen nur auf dem Papier ausgeführten
Triumphbogen in einer merkwürdigen Beleuchtung.
Als ganz reiner Rlang Dürerscher und deutscher Runst wirken
dagegen die in aller Freiheit mit der Feder leicht hingeworfenen
Randverzierungen, welche Dürer für das Gebetbuch des Raisers bei-
steuerte. verteilt wurden die Druckbogen an mehr als ein halbes
Dutzend Rünstler. Der Anteil Dürers nebst den von Tranach ver-
1) Da man den oben genannten Triumphzug selten zu Gesicht bekommt,
während der Triumphwagen Maximilians, den das Gemälde des Nürnberger
Nathaussaales darstellt, allgemein bekannt ist, werden die beiden Merke vielfach
verwechselt. Es ist deshalb wohl am Platze, darauf hinzuweisen, daß der Magen
des Rathaussaales ein für sich stehendes Werk darstellt. Ruf Veranlassung von
pirkheimer hatte Dürer einen Triumphwagen des Raisers mit seiner Familie ent-
sprechend einer von dem Nürnberger Humanisten ausgedachten Allegorie entworfen,
und diese Zeichnung war 1518 an den Raiser abgegangen, wohl in der Hoffnung,
daß er auch diesen Magen dem Triumphzug einreihen würde. Maximilian starb
aber schon im Januar 1519, ehe eine Entscheidung erfolgt war. Dürer ließ dann,
als die Zeichnung 1521 zum Schmuck des Rathaussaales verwendet werden sollte,
die Angehörigen des Raisers weg, denn diese hatten keine besonderen Beziehungen
zu Nürnberg, und gab 1522 den so umgestalteten Wagen dem toten Raiser zu
Ehren seinerseits in 8 großen Holzschnittblättern heraus unter Hinzufügung der
pirkheimerschen erläuternden Aufschriften.
Prachtwagen und mannigfaltigen Szenen, die den eigentlichen Triumph-
zugs bilden sollten, war sein Anteil geringer.
Die Ehrenpforte war 15l5 abgeschlossen. Sie ist entworfen als
eine mächtige, hochaufsteigende, von drei Portalen durchbrochene Wand,
welche rechts und links von je einem Rundturm begrenzt wird. Aus-
gesührt wurde das Werk, zum Teil unter Heranziehung anderer Rräfte,
in einer ziemlichen Anzahl großer Blätter, die der Beschauer einzeln
in die Hand zu nehmen hat. Ls kann nicht anders sein, als daß
der Eindruck zunächst ein seltsamer ist. Ein von Rechts wegen als
ein Ganzes zu denkendes Bauwerk zerstückt dem Auge bieten, heißt
der Runst arge Gewalt antun. Hauptsache war eben hier gar nicht
der Aufbau, sondern das, was die Wände alles in ihren Abteilungen
an Darstellungen zum Ruhme des Fürsten auszunehmen hatten. Dieser
Reichtum konnte nur beim Betrachten von kleineren Einzelblättern
deutlich gesehen werden. Das einzelne indes ist eben doch ein Ausfluß
von Dürers hochstehender Runst. Seine dekorative Begabung betätigt
sich auch hier in hervorragender Weise. Die deutschen Rulturzustände
freilich erscheinen durch einen solchen nur auf dem Papier ausgeführten
Triumphbogen in einer merkwürdigen Beleuchtung.
Als ganz reiner Rlang Dürerscher und deutscher Runst wirken
dagegen die in aller Freiheit mit der Feder leicht hingeworfenen
Randverzierungen, welche Dürer für das Gebetbuch des Raisers bei-
steuerte. verteilt wurden die Druckbogen an mehr als ein halbes
Dutzend Rünstler. Der Anteil Dürers nebst den von Tranach ver-
1) Da man den oben genannten Triumphzug selten zu Gesicht bekommt,
während der Triumphwagen Maximilians, den das Gemälde des Nürnberger
Nathaussaales darstellt, allgemein bekannt ist, werden die beiden Merke vielfach
verwechselt. Es ist deshalb wohl am Platze, darauf hinzuweisen, daß der Magen
des Rathaussaales ein für sich stehendes Werk darstellt. Ruf Veranlassung von
pirkheimer hatte Dürer einen Triumphwagen des Raisers mit seiner Familie ent-
sprechend einer von dem Nürnberger Humanisten ausgedachten Allegorie entworfen,
und diese Zeichnung war 1518 an den Raiser abgegangen, wohl in der Hoffnung,
daß er auch diesen Magen dem Triumphzug einreihen würde. Maximilian starb
aber schon im Januar 1519, ehe eine Entscheidung erfolgt war. Dürer ließ dann,
als die Zeichnung 1521 zum Schmuck des Rathaussaales verwendet werden sollte,
die Angehörigen des Raisers weg, denn diese hatten keine besonderen Beziehungen
zu Nürnberg, und gab 1522 den so umgestalteten Wagen dem toten Raiser zu
Ehren seinerseits in 8 großen Holzschnittblättern heraus unter Hinzufügung der
pirkheimerschen erläuternden Aufschriften.