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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0134
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106

Briefe Dürers.

matische Beweis gestellt. Wir ersehen auch hieraus, daß Dürer von einer wissen-
schaftlichen Neigung beseelt war wie sein etwas älterer Zeitgenosse Lionardo
da Vinci. Gb der Künstler dadurch gewann, kann man fragen, aber das Bild des
Menschen wird dadurch jedenfalls in einem sehr bedeutsamen Zug vervollständigt.
Dürer nahm teil an der auf das Universelle gehenden Richtung seiner Zeit.
Im Jahre 1525 erschien dann jenes kleinere Werk unter dem Titel „Under-
weysung der Messung mit dem Zirckel und Richtscheit (d. i. Lineal) in Linien,
Ebenen und gantzen Lorporen durch Albrecht Dürer zusammen getzogen und zu
Nutz allen Runstliebhabenden mit zugehörigen Figuren in Truck gebracht im
Iar 1525". Die Widmung an pirkheimer geht näher auf die Absichten des
Verfassers ein und ist darum für uns besonders wertvoll. Das Interesse an
Dürer wird durch Kenntnisnahme dieses Schriftstückes gewinnen. Eine Probe
der dort sich findenden Holzschnitte gibt die Abb. 17.
Nach Ausarbeitung eines neuen Manuskripts begann dann endlich im Jahre
1528 der Druck der Proportionslehre. Im Jahre zuvor hatte Dürer, durch die
Türkengefahr veranlaßt, seine Befestigungslehre erscheinen lassen, wodurch die
Herausgabe der Proportionslehre aufs neue verzögert worden war. Die
Vollendung des Druckes erlebte er nicht mehr. Den ihm befreundeten Rektor des
Nürnberger Gymnasiums Lamerarius hatte er gebeten, das Werk ins Lateinische
zu übersetzen, was etwas später auch geschah. Dadurch war seiner Arbeit schon
eine weite Verbreitung gesichert. Übersetzungen erschienen aber auch in Portugal,
Frankreich, Italien, Holland und England. Wir ersehen daraus, welchen Wert
man ehemals dem Werke beimaß. Daß Dürer seine Kunst auch von der theoretischen
Seite erfaßte, wird immer nachdrücklich betont. Wir hegen Zweifel, ob gerade
diese Studien seinem Schaffen wirklich zugute kamen, auch würden wir von
unserem Standpunkte aus lieber andere beabsichtigte Abschnitte des geplanten
Werkes in Händen haben, etwa den „von Licht und Schatten" oder den „Oie
Farben zu malen der Natur gleich". Dürer folgte jedoch bei Ausarbeitung
seines Werkes einem inneren Drang und fand sich zugleich in Übereinstimmung
mit einer von Italien ausgehenden Zeitströmung. Daß der Humanist pirkheimer
die Herausgabe wünschte, darf nicht übersehen werden. Oie Vorstellung von
„der natürlichen Vollkommenheit des Geschöpfes" beherrschte die Geister. Dies
konnte nicht verfehlen, die Kunst, die sich mit solchen Ideen trug, zu dem Niveau
jeder anderen höheren Tätigkeit emporzuheben; die allgemeine Geistesbildung
aber wurde durch diese dem Norden bis dahin fremde Schätzung der Kunst um
ein ganz neues Gebiet bereichert. Das Buch zählt aus diesem Grunde zu den ehr-
würdigen Denkmalen der Kulturgeschichte. Sein Titel ist: Hierin sind begriffen vier
Bücher von menschlicher Proportion durch Albrechten Dürer von Nürenberg er-
funden und beschrieben zu Nutz allen denen, so zu dieser Kunst lieb tragen. 1528.
Der Wortlaut der beiden Vorreden ist folgender:
Widmung der Messung an pirkheimer.
Meinem insonders lieben Herren und freund, Herrn Wilbolden
pirckheymer wünsch ich, Albrecht Dürer, heil und Seligkeit.
 
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