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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0150
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120

Anhang.

und ausgezogen i) werden und dasselbige so schändlich von müßig-
gehendem Volk lästerlich verzehret wird, und die durstigen, kranken
Menschen darum Hungers sterben müssen.
Und sonderlich ist mir noch das Schwörest, daß uns Gott
vielleicht noch unter ihrer falschen blinden Lehr will lassen bleiben,
die doch die Menschen, die sie Väter nennen, erdichtt und ausgesetzt
haben, dardurch uns das göttliche Wort an viel Enden fälschlich
ausgelegt wird, oder gar nichts fürgehalten?)
Uch Gott vom Himmel, erbarm dich unser; o Herr Jesu Ehriste,
bitt für dein Volk, erlös uns zur rechten Zeit, erhalt in uns den
rechten wahren christlichen Glauben, versammele deine weite zer-
trennte Schaf durch dein Stimm, in der Schrift dein göttlich Wort
genannt, hilf uns, daß wir dieselb dein Stimm kennen und keinem
andern Schwigeln^), der Menschen Wahn, nachfolgen, auf daß wir,
Herr Jesu Ehriste, nit von dir weichen. Ruf den Schafen deiner
Weide, derer noch ein Teils in der römischen Kirchen erfunden
werden, mitsamt den Indianern^, Moscabitern, Reußen, Urichen,
wieder zusammen, die durch Beschwerung und Geiz der päbst, durch
heiligen, falschen Schein zertrennet sind worden.
Ach Gott, erlös dein armes Volk, das dar durch großen Bann
und Gebot gedrungen wird, der es keines gern tut, darum es
stätigs sündigen muß in seinem Gewissen, so es die übergehet.
G Gott, nun hast du mit Menschengesetzen nie kein Volk also größ-
lich beschweret als uns Arme unter den römischen Stuhl, die wir
füglich durch dein Blut erlöst frei Lhristen sollen sein. G höchster,
himmlischer Vater, geuß in unser Herz durch deinen Sohn Jesum
Lhristum ein solch Licht, dabei wir erkennen, zu welchen Geboten
zu halten wir gebunden sind, auf daß wir die andern Beschwernis
mit gutem Gewissen fahren lassens und dir, ewiger himmlischer
Vater, mit freiem, fröhlichem Herzen dienen mögen.

1) Dürer deutet hier auf die überaus hohen Abgaben hin, die Rom aus
Deutschland an sich zog.
2) bekannt gegeben wird. 3) -- Lockung.
4) In Brüssel hatte Dürer Erzeugnisse aus Amerika mit Verwunderung
über die „subtilen Ingenia" der Indianer betrachtet. Das hat wohl sein Interesse
an ihnen gesteigert. 5) bedrängt wird.
6) Für das Verständnis der Reformationsbewegung wichtige Stelle.
 
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