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Briefe Dürers.
Der Aufenthalt im Süden hat nicht nur den Ruhm des Meisters in die
Ferne getragen, sondern, wie wir aus anderen Quellen ersehen, ihm doch
auch bedeutende materielle Förderung gebracht. Er kann nach der Rückkehr
erhebliche Schulden abzahlen, und überhaupt geht es von da an in
seinen Vermögensverhältnissen bergauf. Lin ideeller Gewinn tritt zu-
nächst weniger durchschlagend zutage, aber wenn wir sein Schaffen
im ganzen überblicken, hat doch der venetianische Aufenthalt in lang-
samer Nachwirkung wesentlich mit dazu beigetragen, daß Dürer zu
voller künstlerischer Freiheit sich aufschwang.
Bedauerlicher-
weise erfahren
wir weder aus
den Briefen noch
sonst, was den
Anlaß zu der
Reise über die
Alpen gab. Frü-
her nahm man
wohl an, der
Auftrag, die be-
rühmt geworde-
ne Rosenkranz-
tafel zu malen,
habe Dürer über
die Alpen ge-
führt. Indes be-
rechtigt die da-
für angezogene
Briefstelle dazu
in keiner weise.
abb. 2. Porträt pirkheimers vom Iahre ISOZ.
Lr spricht Pirk-
Heimer gegen-
über von der An-
gelegenheit als
von etwas ganz
Neuem, was er
zu melden hat.
So sind wir auf
Vermutungen
angewiesen. Daß
Dürer die Reise
als etwas höchst
Wünschenswer-
tes ansah, be-
weist die Anleihe,
die er zu diesem
Zwecke machte,
völlig irrig wäre
es jedenfalls, ihn
als Italienfahrer
in der weise,
wie dies allerdings bei den Künstlern bald üblich wurde, zu be-
trachten. Vie Überlieferung, er sei nach Venedig gegangen um sein
Autorrecht an seinen Stichen und Schnitten zu wahren, läßt sich wenigstens
durch kein Zeugnis erhärten. Jedenfalls war der Hauptgrund, der ihn in die
Lagunenstadt führte, die Hoffnung, dort malerische Aufträge zu erhallen,
die in Nürnberg nur spärlich ihm entgegengebracht wurden. Seine Hoffnung
hat ihn auch nicht betrogen. Über die Einzelheiten sind wir freilich weniger
unterrichtet, als wir wünschen möchten.
Nicht ohne Interesse ist zu hören, daß acht van den erhaltenen zehn
Briefen im l 8. Jahrhundert in einer hohlen wand eines ehemaligen Im-
hofschen Hauses sich fanden, wo sie, wie man annimmt, in der Zeit des
Briefe Dürers.
Der Aufenthalt im Süden hat nicht nur den Ruhm des Meisters in die
Ferne getragen, sondern, wie wir aus anderen Quellen ersehen, ihm doch
auch bedeutende materielle Förderung gebracht. Er kann nach der Rückkehr
erhebliche Schulden abzahlen, und überhaupt geht es von da an in
seinen Vermögensverhältnissen bergauf. Lin ideeller Gewinn tritt zu-
nächst weniger durchschlagend zutage, aber wenn wir sein Schaffen
im ganzen überblicken, hat doch der venetianische Aufenthalt in lang-
samer Nachwirkung wesentlich mit dazu beigetragen, daß Dürer zu
voller künstlerischer Freiheit sich aufschwang.
Bedauerlicher-
weise erfahren
wir weder aus
den Briefen noch
sonst, was den
Anlaß zu der
Reise über die
Alpen gab. Frü-
her nahm man
wohl an, der
Auftrag, die be-
rühmt geworde-
ne Rosenkranz-
tafel zu malen,
habe Dürer über
die Alpen ge-
führt. Indes be-
rechtigt die da-
für angezogene
Briefstelle dazu
in keiner weise.
abb. 2. Porträt pirkheimers vom Iahre ISOZ.
Lr spricht Pirk-
Heimer gegen-
über von der An-
gelegenheit als
von etwas ganz
Neuem, was er
zu melden hat.
So sind wir auf
Vermutungen
angewiesen. Daß
Dürer die Reise
als etwas höchst
Wünschenswer-
tes ansah, be-
weist die Anleihe,
die er zu diesem
Zwecke machte,
völlig irrig wäre
es jedenfalls, ihn
als Italienfahrer
in der weise,
wie dies allerdings bei den Künstlern bald üblich wurde, zu be-
trachten. Vie Überlieferung, er sei nach Venedig gegangen um sein
Autorrecht an seinen Stichen und Schnitten zu wahren, läßt sich wenigstens
durch kein Zeugnis erhärten. Jedenfalls war der Hauptgrund, der ihn in die
Lagunenstadt führte, die Hoffnung, dort malerische Aufträge zu erhallen,
die in Nürnberg nur spärlich ihm entgegengebracht wurden. Seine Hoffnung
hat ihn auch nicht betrogen. Über die Einzelheiten sind wir freilich weniger
unterrichtet, als wir wünschen möchten.
Nicht ohne Interesse ist zu hören, daß acht van den erhaltenen zehn
Briefen im l 8. Jahrhundert in einer hohlen wand eines ehemaligen Im-
hofschen Hauses sich fanden, wo sie, wie man annimmt, in der Zeit des