Willehalm im Kontext

Willehalm

Wolframs von Eschenbach Willehalm zählt mit rund 90 bisher bekannten Handschriften und Fragmenten zu den am häufigsten überlieferten weltlichen Werken der mittelhochdeutschen Literatur. Hinzu kommen Adaptationen, Prosaauflösungen und die Integration in historiographische Werke.

Anders als die aktuelle Editionslage glauben lassen könnte, erscheint der Willehalm in mittelalterlichen Handschriften nicht als unvollendetes Einzelwerk. Die historische Überlieferungsdominante ist vielmehr eine ganz andere. Wolframs Willehalm findet sich stets in einer Textgemeinschaft, in der ihm eine Vorgeschichte (Arabel) vorausgeht und eine Fortsetzung (Rennewart) folgt, die ihn einem Publikum zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert als Mittelstück eines dreiteiligen Zyklus präsentierte.

Das in Kooperation der Universitäten Hamburg und Bochum und der UB Heidelberg geplante Projekt macht sich zur Aufgabe, den Willehalm erstmals in all seinen Kontexten und mit, soweit möglich, sämtlichen erhaltenen Überlieferungszeugen zu präsentieren. Nur digitale Formate erlauben ein solches Vorhaben, in einer klassischen textkritischen Edition wäre die enorm große Überlieferungslage kaum abzubilden. So sollen in den kommenden Jahren der Willehalm und die mit ihm vergesellschafteten Texte gemeinsam ediert werden, um so den komplexen Erzählkosmos in all seinen Varianten analysieren und dessen narrative Konstruktionen studieren zu können.