Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg (Frankfurt am Main, 1767) [VD18 14316323]

hafte Einbildungskraft ist auch immer beherzter
geworden, bald hier, bald da einen Umstand
zu erdichten, damit doch die Erzählung ein we-
nig seltsamer scheinen möchte. Endlich hat sie
angefangen, bloße Murhmaßungen für gewisse
Wahrheiten auszugeben; und sich also angele-
gen seyn lassen, selbst neue Begebenheiten zu ma-
chen , wenn gleich in der ganzen Stadl nichts
neues vorgegangen war»
Sie geht aus einem Hause ins andere. Sie
weiß nun sehr viele neue Zeitungen, die sie vor
einer Stunde noch nicht gewußt. Hier kann
sie sich mit dieser Zeitung breit machen, sie er-
fährt wiederum etwas anders, sie trägt es in
unterschiedliche Häuser, das.ist ihre Arbeit,
Las ist ihre Freude; und so vergeht ihr der gan-
ze Tag.
Wenn man sich etwa einbildet, daß alle
ihre Erzählungen von Wichtigkeit sind: so irret
man sich sehr» Ihre Neuigkeiten betreffen Klei-
mgkeiten, Dinge, die man übersehen könnte»
Sie erzählt, was dieses oder jenes Frauenzim-
mer vergangenen Sonntag für ein neues Mode-
band von schönster Farbe, für ein prächtiges
Staarskleid, für einen ftisirten Kopf nach pari-
sischer Art, gehabt.
Sie erzählet ferner mit einem ernsthaften
Gesichte, wie des Nachbars älteste Jungfer Toch-
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