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der unter dem Malerputz eingemciuei'ten
thönernen Töpfe schließt er sich au Geb-
hardt an, welcher hierin sicher das Nich-
tige getroffen hat; es sind weder Schall-
gefässe, noch Neliquienbehälter, noch Aus-
füllsel für die Gerüstlöcher, sondern
vielmehr ein Befestigungsmittel, eine Art
Aufhängeapparat für den Malverputz.
Im achten und letzten Kapitel macht
der Verfasser eine Epcursion auf das rein
historische Gebiet und führt er den Leser,
freilich so behutsam als möglich, auf
äußerst schwierigen unb gewundenen Wegen,
durch Dunkel, Dickicht und Hypothesen-
gerölle. Seinen Allsgangsptlnkt bilden
die Steinsärge und Gräber, welche im
Boden der Bnrgselder Kirche gefunden
ivnrden, — zweifellos die Grablege für
Angehörige eines edlen Geschlechtes, wohl
des auf der nahen Schalksburg ansässigen.
Welches war dieses Geschlecht? wem ge-
hörte damals die Schalksburg? Das ist
die Frage, welche er mit viel Scharfsinn
und Gelehrsamkeit zu lösen versucht. Vor-
sichtig, Schritt für Schritt weitergehend,
Combinalion an Combination heftend,
kommt er zn dem Ergebniß, daß mög-
licher Weise die Schalksburg schon um
die Mitte des 11. Jahrhunderts und viel-
leicht schon früher im Besitz der Zollern
und deren eigentliche Stammburg gewesen
sei, daß diese ihre Grablege in der Kirche
von Burgfelden gehabt, daß das Doppel-
grab unter dem Altar die bcibcn 1061
ermordeten Grafen beherbergt unb daß
endlich gerade dieses schreckliche Ereigniß
die Erbauung und reiche malerische Aus-
stattung der Kirche veranlaßt haben könnte.
Das sind Hypothesen, vom Verfasser -selbst
nachdrücklich als solche betont, und wir
müssen es den Historikern von Fach und
den Spezialsorschern überlassen, über sie
zu Gericht zu sitzen. Sie haben für ben
Laien ein ansprechendes und freundliches
Gesicht, vorl welchem auch auf die Bau-
geschichte und die Malereien des Kirchleins
mancher erhellende Strahl fallen könnte.
Aber wenn sie auch an der Sonne der
historischen Forschung vergehen würden
und der scharfe Wind der Kritik sie ver-
wehen sollte, der Werth der Web er'scheu
Schrift würde dadurch nicht wesentlich be-
einträchtigt. Ihm bleibt das Verdienst,
ben hochwichtigen Gemäldefund von Burg-
selden erstmals wissenschaftlich und kritisch
geivürdigt und organisch in den Bau der
Kunstgeschichte eingefügt zu haben. Dafür
müssen ihm alle Freunde der Ktlnst Dank
wissen. P. Keppter.
Literatur.
Geschichte der christlichen Kunst.
Von Franz Xaver Kraus. Erster
Band. Zweite Abtheilnng. Beit 231 Ab-
bildungen. S. 321—621. Freiburg, Her-
der 1896. Preis 8 Bl.
In dem zweiten Halbbande des unseren Lesern
schon bekannten großangelegten Werkes, welcher
zunächst die altchristliche Architektur vollends zur
Darstellung bringt, besonders die Zeirtralbauten,
ragen als hochbedeulsam hervor: die Kapitel
über die Bildercyklen des 4. bis 6. Jahrhnn-
derts, über die Mosaikmalerei, die Anfänge der
Buchmalerei (vier Bilderbibeln: die römische,
griechisch-alexaudrinische, syrische und barbarische),
daun namentlich das nennte Buch, tvelches der
schwierigen, in den letzten Zeiten viel ventilirten
byzantinischen Frage geividmet ist. Bezüglich
der letzteren tvird im Gegensatz zn andern
Forschern nachdrücklich und mit guten Gründei:
die These verfochten, das; man nicht schon von
Konstantin an von einer byzantinischen Kunst
reden dürfe, sondern das; eine solche erst von:
7. Jahrhundert an sich ju bilden beginnt. Mit
Anfzeignng der ersten Anfänge christlicher Kunst
bei den nordischen Völkern und mit Hervor-
hebung der Bedeutung des Benediklinerordens
für das Knnstleben leitet das letzte Buch zum
zweiten Band über, mit dessen Druck bereits be-
gonnen ist. —
Beide Bände werden wahrscheinlich schon int
Jahre 1897, spätestens aber 1898 in den Händen
der Leser sein. Bei der Ansschnßsitznng in Stutt-
gart am 28. Juli lag der erste Band vollendet
vor. lieber die Bedeutung des Werkes, das ans
den früheren archäologischen Forschungen das
Facit zieht ilnd nicht tvenige Streitfragen end-
gültig löst, herrschte nur eine Stimme der An-
! erkennilng. Es ist nur ztl ivünsche», daß die
i Verhandlungen mit dem Herder'schen Verlage
! tvegen Erhebung dieses Standard werk zur Kunst-
vereinsgabe erfolgreich seien.
Annoncen.
Altarlenchter,
feinpolierte in Messing und Rothgnß von 22 cm
Höhe an — bis zn
1,20 m Höhe im Preise von 8 — 140 M., nach
Zeichn. des selig. Herrn Präl. Schwarz, verfertigt
Willi. Hedlmapr,
Gelb- und Glockengießerei,
Ellwangen.
Preislisten, Entivürfe, Empfehlungen stehen
zur Verfügung.
Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
der unter dem Malerputz eingemciuei'ten
thönernen Töpfe schließt er sich au Geb-
hardt an, welcher hierin sicher das Nich-
tige getroffen hat; es sind weder Schall-
gefässe, noch Neliquienbehälter, noch Aus-
füllsel für die Gerüstlöcher, sondern
vielmehr ein Befestigungsmittel, eine Art
Aufhängeapparat für den Malverputz.
Im achten und letzten Kapitel macht
der Verfasser eine Epcursion auf das rein
historische Gebiet und führt er den Leser,
freilich so behutsam als möglich, auf
äußerst schwierigen unb gewundenen Wegen,
durch Dunkel, Dickicht und Hypothesen-
gerölle. Seinen Allsgangsptlnkt bilden
die Steinsärge und Gräber, welche im
Boden der Bnrgselder Kirche gefunden
ivnrden, — zweifellos die Grablege für
Angehörige eines edlen Geschlechtes, wohl
des auf der nahen Schalksburg ansässigen.
Welches war dieses Geschlecht? wem ge-
hörte damals die Schalksburg? Das ist
die Frage, welche er mit viel Scharfsinn
und Gelehrsamkeit zu lösen versucht. Vor-
sichtig, Schritt für Schritt weitergehend,
Combinalion an Combination heftend,
kommt er zn dem Ergebniß, daß mög-
licher Weise die Schalksburg schon um
die Mitte des 11. Jahrhunderts und viel-
leicht schon früher im Besitz der Zollern
und deren eigentliche Stammburg gewesen
sei, daß diese ihre Grablege in der Kirche
von Burgfelden gehabt, daß das Doppel-
grab unter dem Altar die bcibcn 1061
ermordeten Grafen beherbergt unb daß
endlich gerade dieses schreckliche Ereigniß
die Erbauung und reiche malerische Aus-
stattung der Kirche veranlaßt haben könnte.
Das sind Hypothesen, vom Verfasser -selbst
nachdrücklich als solche betont, und wir
müssen es den Historikern von Fach und
den Spezialsorschern überlassen, über sie
zu Gericht zu sitzen. Sie haben für ben
Laien ein ansprechendes und freundliches
Gesicht, vorl welchem auch auf die Bau-
geschichte und die Malereien des Kirchleins
mancher erhellende Strahl fallen könnte.
Aber wenn sie auch an der Sonne der
historischen Forschung vergehen würden
und der scharfe Wind der Kritik sie ver-
wehen sollte, der Werth der Web er'scheu
Schrift würde dadurch nicht wesentlich be-
einträchtigt. Ihm bleibt das Verdienst,
ben hochwichtigen Gemäldefund von Burg-
selden erstmals wissenschaftlich und kritisch
geivürdigt und organisch in den Bau der
Kunstgeschichte eingefügt zu haben. Dafür
müssen ihm alle Freunde der Ktlnst Dank
wissen. P. Keppter.
Literatur.
Geschichte der christlichen Kunst.
Von Franz Xaver Kraus. Erster
Band. Zweite Abtheilnng. Beit 231 Ab-
bildungen. S. 321—621. Freiburg, Her-
der 1896. Preis 8 Bl.
In dem zweiten Halbbande des unseren Lesern
schon bekannten großangelegten Werkes, welcher
zunächst die altchristliche Architektur vollends zur
Darstellung bringt, besonders die Zeirtralbauten,
ragen als hochbedeulsam hervor: die Kapitel
über die Bildercyklen des 4. bis 6. Jahrhnn-
derts, über die Mosaikmalerei, die Anfänge der
Buchmalerei (vier Bilderbibeln: die römische,
griechisch-alexaudrinische, syrische und barbarische),
daun namentlich das nennte Buch, tvelches der
schwierigen, in den letzten Zeiten viel ventilirten
byzantinischen Frage geividmet ist. Bezüglich
der letzteren tvird im Gegensatz zn andern
Forschern nachdrücklich und mit guten Gründei:
die These verfochten, das; man nicht schon von
Konstantin an von einer byzantinischen Kunst
reden dürfe, sondern das; eine solche erst von:
7. Jahrhundert an sich ju bilden beginnt. Mit
Anfzeignng der ersten Anfänge christlicher Kunst
bei den nordischen Völkern und mit Hervor-
hebung der Bedeutung des Benediklinerordens
für das Knnstleben leitet das letzte Buch zum
zweiten Band über, mit dessen Druck bereits be-
gonnen ist. —
Beide Bände werden wahrscheinlich schon int
Jahre 1897, spätestens aber 1898 in den Händen
der Leser sein. Bei der Ansschnßsitznng in Stutt-
gart am 28. Juli lag der erste Band vollendet
vor. lieber die Bedeutung des Werkes, das ans
den früheren archäologischen Forschungen das
Facit zieht ilnd nicht tvenige Streitfragen end-
gültig löst, herrschte nur eine Stimme der An-
! erkennilng. Es ist nur ztl ivünsche», daß die
i Verhandlungen mit dem Herder'schen Verlage
! tvegen Erhebung dieses Standard werk zur Kunst-
vereinsgabe erfolgreich seien.
Annoncen.
Altarlenchter,
feinpolierte in Messing und Rothgnß von 22 cm
Höhe an — bis zn
1,20 m Höhe im Preise von 8 — 140 M., nach
Zeichn. des selig. Herrn Präl. Schwarz, verfertigt
Willi. Hedlmapr,
Gelb- und Glockengießerei,
Ellwangen.
Preislisten, Entivürfe, Empfehlungen stehen
zur Verfügung.
Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".