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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 12
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Damrich, Johannes: Die Augsburger Buchmalerei im Zeitalter der Hohenstaufen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0150

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die Wundmale aller Welt zu zeige», zwei
weitere Engel tragen die Dornenkrone und
die Gcißelrnthen.

Unten erscheinen rechts die fünf klugen
Jungfrauen, freudig ihre brennenden Lam-
pen emporhaltend, links die fünf thörichten
mit gesenkten Lampen und dem Ausdruck
des Schmerzes.

Die Technik all' dieser Bilder ist Deck-
malerei auf Goldgrund. Auch hier fallen
die öfter in Schraffirmanier aufgesetzten
weißen Lichter (wie in Lim 2040), und
vor Allem wieder die ungewöhnlich derben,
schivarzen Konturen auf.

Was die Auffassung anlangt, überragt
das großartige jüngste Gericht mit der
majestätischen Gestalt des Richters das
Meiste, was gleichzeitig gemalt wurde.
Auch an Feinheit der Zeichnung und Aus-
führung zeichnet sich dieses Bild vor den
übrigen ans. Im klebrigen finden wir
noch vielfach in der Bildung der Haare re.
eine gewisse seine Stilisirnng. Die Zeich-
nung ist meift etwas derb, die Bewegungen
sind gut beobachtet, ans den GesichtS-
ansdruck ist wenig Mühe verwendet.

Die Farben sind kräftig, doch kommen
auch gebrochene Töne vor, die Zusammen-
stellung ist wirksam und nicht ohne Oie-
schmack.

Die Hervorhebung des hl. Nikolaus,
der sogar mit dem hl. Ulrich im Bilde
und in der zugehörigen Oration zusam-
mengestellt erscheint, läßt darauf schließen,
daß unser Psalterinm ursprünglich wohl
für das Benediktinerinnenkloster St. Niko-
laus in Augsburg geschrieben war.

Das Fest der hl. Elisabeth,') das sich
im Kalender erwähnt findet, giebt einen
gewissen Anhaltspunkt für die Datirnng
des Werkes, für das wir ebenfalls etwa
die Mitte des 13. Jahrhunderts als Ent-
stehungszeit annehmen möchten.

Die Initialen unseres Codex stellen sich
als farbige Ranken auf goldenein Grunde
in rechteckiger Umrahmung dar. Auch hier
zeigt sich wiederum dieselbe Eigenthüin-
lichkeik, die wir schon in Lim 2640, voll
entwickelt aber in Llm 16 >37 beobachten
konnten, daß nämlich nicht nur Ein Buch-
stabe als Jnitialis, sondern sämmtliche des
ersten oder der ersten paar Worte vor bou

') Kmwms. 1235.

übrigen ausgezeichnet >ittd mit der eigent-
lichen Jnitialis koloristisch sehr wirksam
zusammeiikomponirt werden.

In der N ü r n b e r g e r S t a d t b i b l i o-
thek liegt ein Psalterinm Lol«-.
M58. quart Nr. 2, dessen Augsburger
Provenienz auch keinem Zweifel unter-
liegen dürfte, denn das Kalendarium ent-
hält die Feste Ulrich, ferner »Hilarie er.
aliar.«, Afi'e, Narcissi, dedicalio matris
ecclie in augusta« in rother Schrift her-
vorgehoben. In der Litanei finden sich
Franziskus, Dominikus und Elisabeth als
Anhaltspunkte für die Datirnng der Mi-
niaturen, die übrigens, rein stilistisch be-
trachtet, sich kaum vor die Mitte des

13. Jahrhunderts zurückversetzen ließen.
Das Kalendarium enthält die Thierkreis-
bilder in Deckmalerei ans ungefärbtem
Grunde — rein technisch eine ganz ver-
einzelt dastehende Ausnahme.

Darauf folgende Darstellungen:

1. Mariä Verkündigung; Maria
macht eine abweisende Handbeivegung.

2. Christi Geburt in einer aben-
teuerlich zerklüfteten Höhle eines baumbe-
wachsenen Felsens.

3. A n b e t n n g d e r W e i s e n; Akaria
reicht dem Kinde einen goldenen Apfel.

4. Kreuzigung; Christus ohne Dor-
nenkrone und Snppedanenm mit drei
Nägeln angeheftet; Maria faltet die Hände,
Johannes wischt sich mit dem Mantel die
Thränen ab.

5. I n i t i a l i s »B« mit h a r f e n d e m
David.

«>. »Q« mit St. Biichael als Drachen-
tödter.

7. Das jüngste Gericht. Christus
thront, das Kreuz ans seinen Knieen hal-
tend, und zeigt die Wundmale. Der Engel
rechts hält Dornenkrone und Speer, ein
anderer links Nägel und Ruthe. Unten
in der Mitte schmachtet in einer Felsen-
höhle der Teufel; links sind die Guten,
die froh zu Christus anfblickcn, rechts die
Bösen, fünf Personen mit schmerzlichen
Gebärden, darunter eine Frau mit einem
Spiegel.

8. »10« mit lehrendem Christus.

Werfen wir einen Blick ans die Technik

unserer Miniaturen, so beobachten wir
eine sehr gewandte und ebenso sorgfältige
Deckmalerei ans Goldgrund. Wie an
 
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