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Allgemeine theologische Bibliothek — 7.1777

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[XXI-XXVII]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22492#0364
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z;o Betrachtung über die natürliche
Tugend ist allzeit größer (wie es dem Verf. wahr-
scheinlich ist) denn eine Menschenseele deren na-
türliche Anlage zum Laster stärker wäre als zur Tu-
gend, wäre ein Ding, was mehr böse als gut wäre,
und denn hätte es Gott nicht schaffen können.
(Dieser Grund will nun wohl eben nicht viel sa-
gen, denn die Anlage zur Tugend könnte ja noch
der zum Laster vollkommen gleich seyn, ein Trieb,
der noch unbestimmt ist, kann gut und kann böse
werden, nachdem er gelenkt wird.) Dieß wird
auch durch die Einrichtung der Natur der Seele be-
stätiget. Ihr Grundtrieb, die Eigenliebe, kann
bey dem ersten Ursprung der Seele unmöglich un-
ordentlich seyn, weil sie alsdenn noch nicht durch
praktische Irthümer und Vorurtheile verblendet
seyn kann, wodurch hernach die Unordnungen der
Eigenliebe entstehen. ( Ich sollte meynen, gerade
denn wäre der Mensch am meisten verblendet, weil
die Sinnlichkeit stark ist und die Vernunft schwach,
er ist dabey ohne Schuld, aber darum nicht auch
tugendhaft.) Nun sind alle Tugenden Wirkungen
einer Eigenliebe (Selbstliebe) die nicht unordent-
lich ist. Folglich ist die bloß natürliche Anlage zur
Tugend stärker, als die Zum Laster. Allein die
bloß natürliche Anlage zu einer Tugend, kann in
die Anlage zu dem entgegengesetzten Laster verwandelt
werden,
 
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