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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 2.1878

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Dilthey, Karl: Drei Votivhände aus Bronze
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https://doi.org/10.11588/diglit.9392#0060
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52

gesetzt; vgl. namentlich Procl. zu Plat. Crat. p. 107 raig bnuioupfi-
Kcug auToö buvduecrtv, ac GeoupYÜuv iraibeg xe*Pa£ KaXoOcriv, zu Parmen.
II 64 Cous. ai xexpeg cruußoXcc buvdueuug eidiv13). In den semitischen
Sprachen ist das Wort, welches die Hand bezeichnet, einer der geläu-
figsten und stärksten Ausdrücke für die Macht14). Die Möglichkeit
liegt nicht ferne, dass die mit dieser Metapher übereinstimmende
Terminologie der mystischen Sprache dem Orient entstammtel5).
Und wenn nun weiterhin die Wahrscheinlichkeit sich herausstellt,
dass die Anwendung des Emblemes der Hand zur Heiligung und
Abwehr den Griechen aus dem semitischen Orient gekommen sei,
so ist vorläufig der Gedanke nicht ganz abzuweisen, es könne die
Votivsymbolik der Hand die nämliche Heimat und in den angedeu-
teten Vorstellungen ihre Wurzel haben. Doch soll gleich hier die
Bemerkung vorweggenommen werden, das"s in den wechselnden
Formen, welche diese Symbolik bei Griechen und Römern annahm,
sicherlich verschiedenartige Anregungen und Vorstellungsweisen sich
gekreuzt haben.

Soviel über die Bedeutung der Fingerstellung, welche die
Bronzehand auf Taf. IV mit den übrigen Exemplaren dieser Gat-
tung gemein hat. Betrachten wir sie nun im Einzelnen.

Die Handfläche ist, unterhalb der Wurzeln von Zeige - und
Mittelfinger, durchlöchert. Benndorf, der das Original prüfen konnte,
hält es aus verschiedenen Gründen für unwahrscheinlich, dass
die Hand zum Behuf des Aufhängens durchbohrt worden, verneint
aber auch, dass die Durchlöcherung zufällig sei. Es liegt wohl
die Annahme am nächsten, dass eine aufwärts gerichtete Götterbüste,
wenn nicht eine Statuette, in das Loch eingezapft gewesen ist;
wenigstens ist genau an dieser Stelle dreimal (c, g, o) eine Büste,
einmal eine ganze Figur (f) an der Hand angebracht und die rohe
Art der Befestigung, die wir voraussetzen, würde nicht im Wider-
spruche stehen mit der schlechten Arbeit der ganzen Hand.

Auf der Höhe des Daumens befindet sich eine kreisrunde
leichte Vertiefung; hier sass gewiss der gleiche ovale, meist konische
Körper auf, den die meisten Votivhände (a, b, e, f, h, i} k, l, m, o, p)
auf der Spitze des Daumens tragen und welchen man vielleicht auch
in den Fällen, wo die Oberfläche der charakteristischen quer ge-

") S. Lobeck Aglaoph. p. 885 f., auch p. 951.

14) S. unten S. 41. Uebrigens liegt es nahe, hierbei u, A. zu erinnern an
den Zusammenhang von altlat. hir, raanus, mit herus, Herr.

M5) Eine Vermuthung, die durch ältere Forscher vorbereitet ist, vgl. Lobecks
Polemik a. a. O.
 
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