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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Mommsen, Theodor: Zu Domaszewski's Abhandlung über die römischen Fahnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0013
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mir ausser Zweifel5). Für die Auxiliarcohorten der Kaiserzeit fehlt
es an ZeugnissenG); aber die Analogie theils der republikanischen
Socialcohorten, theils der Alen ist kaum abzuweisen. Sollten dennoch
die Cohortenstandarten gemangelt haben, so würde dafür bei den
Auxiliarcohorten, ebenso wie bei den städtischen und denen der
vigileSy die imaginiferi eintreten ? von denen es sicher nur je einen
in jeder dieser Cohorten gab 7) und der factisch dieselben Dienste
leistete. Alle die bisher genannten Abtheilungen aber haben eigene
Führer und unterscheiden sich dadurch von den Cohorten der Legion.

Nach oben hinauf, über die Legion hinaus, hat der Gebrauch
des einheitlichen Feldzeichens sich nicht erstreckt: wohl die Ab-
theilung, aber nicht die Armee führt eine Fahne.

Von diesem Gesichtspunkte aus wird auch die Nachricht be-
urtheilt werden müssen, dass die römische Legion bis gegen die
Mitte des siebenten Jahrhunderts fünf Feldzeichen führte: den
Adler, den Löwen, den menschköpfigen Stier8), das Pferd und den
Eber9). Ist das Feldzeichen das Kriterium der unter Einzelführung

5) Domaszewski S. 23. 56 fg. leugnet dies freilich; aber wenn auch die
Existenz von Manipel- und später Centurienzeichen nicht zu bestreiten ist, so kann
doch die mit der Aufschrift COH-IIIPR ohne weiteren Beisatz versehene Standarte
(das. S. 31) ein solches nicht sein. Auch findet sich unter den inschriftlich
bekannten signiferi der Prätorianer (Cauer eph. IV p. 358) bei einem (C. I. L. II,
2610) der Zusatz in (centuria), welcher nicht wohl anders verstanden werden kann,
als dass es auch signiferi cohortis gab. Dass wir keinen mit diesem Beisatz be-
zeichneten haben, ist auffallend, aber nicht entscheidend; der Rangunterschied
zwischen beiden Kategorien war vermuthlich nicht beträchtlich und begnügte man
sich daher meist mit dem einfachen signifer.

6) Wenn Tacitus hist. 2, 89 bei dem Einzug der Vitellianer in Rom die
aquilae und die vexilla der Legionarier und duodecim alarum signa et ... equites,
dagegen bloss die quattuor et triginta cohortes aufführt, so kann doch daraus un-
möglich mit Domaszewski (S. 71) geschlossen werden, dass den letzteren die
Cohortenstandarten fehlten. Noch weniger beweisen Stellen, wie hist. 4, 16: Tun-
grörum coliors signa ad Civilem transtulit; es war nur correct das Cohortenfeldzeichen
und die der Manipel zusammenzufassen.

7) Domaszewski S. 69 fg.

8) Denn dieses auf campanischen Münzen so geläufige Bild ist sicher der
Minotaurus des Festus und des Plinius.

9) Plinius 10, 4, 16: Romanis eam (aquilam) legionibus Gaius Marius in secundo
consulatu suo (J. 650) proprie dicavit: erat et antea prima cum quattuor aliis:
lupi, minotauri, equi aprique singulos ordines anteibant. paucis ante annis sola in
aciem portari coepta erat, reliqua in castris relinquebantur. Andere Stellen Marquardt
S. 355 A. 4. Bei einem Schriftsteller, wie Plinius ist, kann ordo jeden Truppen-
theil bezeichnen; der Manipel kann unmöglich gemeint sein. Domaszewski's Com-

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