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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0057
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Ausserhalb dieser inneren Stadt besitzt Sofia zwei alte Objecte,
welche aber kaum in das Weichbild des römischen Serdica gehörten.
Das eine ist eine lange Mauer aus unbehauenen Bruchsteinen mit
regelmässig vertheilten Rundthürmen, deren Fundamente im freien
Felde gegen Nordwest jenseits der „bunten Brücke" (Sareni most)
über den Bach von Vladaja die Strasse nach Lom kreuzen (abge-
bildet bei Kanitzj. Die Ueberreste von zwei zur Stadt abfallenden
Flankenmauern zeigen, dass das Ganze ein Viereck bildete. Es war
offenbar ein Castell ausserhalb der alten Stadt. Bertrandon de
la Brocquiere 1433 sagt ausdrücklich, die Stadtmauern von Sofia
seien bis auf den Boden zerstört, die Stadt besitze aber ein „petit
chäteau", und Gerlach (S. 524) bemerkt bei der Beschreibung
von Nis: „es hat auch da, gleichwie zu Sophia, ein Schloss
ausserhalb der Stadt gehabt". In dem weiten, jetzt von den
ärmeren Stadtvierteln eingenommenen Raum von diesen Mauer-
resten bis zu den Thermen ist bei neueren Bauten kein antikes
Werk zum Vorschein gekommen, mit Ausnahme einer 3*5 M. tiefen
mit Ziegeln überwölbten Gruft, in welcher man ungefähr 20 Schädel
und Skelette, eine Bronzeagraffe, verschiedene eiserne Stücke und
eine Menge von Goldfäden vorfand, die an den Resten von Kleidern
hafteten. Es gab dort also in der älteren Zeit nur Begräbniss-
plätze, natürlich ausserhalb der ursprünglichen Stadtbefestigung.

Der zweite alte Bau, der mit dem Stadtplan des antiken Ser-
dica schwer in Einklang gebracht werden kann, ist die St. So phien-
kirche am äussersten Ostende der Stadt, das grösste alte Bauwerk
Bulgariens. Der russische Reisende Grigorovic (1845) fand das
Gebäude sehr übereinstimmend mit der St. Sophia von Ochrid in
Makedonien, die erwiesenermaassen in der Mitte des 11. Jahr-
hunderts erbaut wurde6). Die erste urkundliche Erwähnung, die
ich kenne, befindet sich im Epilog einer Handschrift, geschrieben
1329 „in der heil. Sofia, der Metropolie von Sredec"7). Schon im
14. Jahrhundert verdrängte der Name der gewaltigen Metropolitan-
kirche allmählich die alte Benennung der Stadt, das von den Slaven
aus dem antiken Serdica umgeformte Sredec (lies Sreadetz),

6) Grigorovic, Reise durch die Eur. Türkei (1844—1845), 2. Ausg., Moskau
1877 p. 135 (russ.).

7) „V svetej vSofi metropoli Sredec'skoj", Glasnik der serb. gelehrten Gesell-
schaft Bd. 51 p. 64.
 
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