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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0172
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162

Die Pontusküste verfolgte ich von der türkischen bis nahe zu
der rumänischen Grenze und suchte mir die alten Periplen und die
mittelalterlichen Seekarten an Ort und Stelle zu erklären. In den
folgenden Bemerkungen halte ich mich an die geographische Reihen-
folge von Süden gegen Norden.

Das alte Apollonia der Milesier, seit Anfang des Mittel-
alters Sozopolis genannt, noch von Kantakuzenos (I. 326) als
TroXu&vöpuuTTOc; Kai ueYaXr) ndXic; bezeichnet, an einer andern Stelle
als ttoXk; outuu Ka\f] Kai Träcnv äjaQoic, euöuvoujuevn (III. 215), ist jetzt
eine kleine Stadt mit 2800 griechischen Einwohnern, die meist vom
Fischfang leben25). Ihre dicht zusammengedrängten Häuser be-
decken eine felsige Halbinsel, welche durch eine niedrige, an 120
Schritt breite Sanddüne mit dem Festland verbunden ist. Dieser
Isthmus scheint sich jedoch erst in neuerer Zeit gebildet zu haben.
Vor der Nordseite der Halbinsel liegt die kleine Felsinsel Hagios
Jannis mit einem verfallenen Kloster, einem neuen Leuchtthurm und
den Resten eines alten KdcTTpov. Daneben ragt gegen NO. eine Klippe
Hagios Petros aus den Fluthen; auf der Westseite der Stadt be-
merkt man noch zwei kahle Inselchen, Milos und Gatta. Da der
Ort auf einen Punkt fällt, wo die Küste fast im rechten Winkel
einbiegt, ist die Rundsicht sehr ausgedehnt: gegen SO. die waldige
Küste in der Richtung zu dem angeblich noch mit alten Mauern
umgebenen Agathopolis, im NW. der Golf von Burgas, gerade
gegenüber die 12 Kilometer entfernte Stadt Anchialos und dahinter
in der Ferne das Ende des Haemus mit dem Leuchtthurm auf dem
Cap Emine. Der Hafen (auf der Westseite) gilt als der beste der
ganzen Küste. Von den einstigen starken Umfassungsmauern der
Stadt sind noch grosse Stücke übrig. Neben einer Menge alten
Baumateriales und Münzen von Lysimachos und von römischen
Kaisern des 1. — 3. Jahrhunderts (auch AuyoiJö'Tric; Tpaiavfj^ und

25) Die Bemerkung bei Boeckh, Corpus inscr. graec. II. p. 75: „Apollonia videtur
sex verstis Russicis a Sozopoli afuisse, ubi arcis et aliorum aedificiorum rudern
supersunt in littore meridionali sinus Sozopolitani" beruht offenbar auf einer Ver-
wechslung. Apollonia ist schon wegen seiner insularen Lage (cf. Strabo 7
p. 319 und Steph. Byz.) nur auf dem Boden von Sozopolis selbst zu suchen, dagegen
liegt (s. unten) das alte Anchialos eine halbe Stunde von der heutigen Stadt
dieses Namens. Apollonia wird zuletzt bei Ammianus Marcellinus (22, 8, 43),
Sozopolis zuerst 431 bei Nennung des dortigen Bischofs erwähnt. Die Identität
beider Orte ist z. B. im Periplus Anonymi ausdrücklich angegeben.
 
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