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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0205
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gesehene Insehrif't aus der Zeit des Kaisers Titus ist schon ver-
schwunden; ich sah nur einzelne Säulen und Steine, grosse Ziegel
und einen steinernen Thürbogen aus einem Stück (Spannweite 3*5 M.).
Das merkwürdigste waren aber zwei megalithische Gruppen regel-
mässig in Reihen aufgestellter, von Weitem hergebrachter, unbe-
hauener und plumper Blöcke verschiedener Grösse bis zur Manns-
höhe; die eine liegt ausserhalb der Südseite des Lagers bei Aboba
selbst (9 Reihen zu je 7 Stück), die andere an der Ostseite des-
selben (7 X 5). Die Türken nennen dieses Riesenspielzeug „dev-
taslar". Ausserhalb der Westseite des Castrums bemerkte ich auch
einige Tumuli43).

Das Lager von Aboba ist ohne Zweifel identisch mit dem
altbulgarischen Pliskov (TT\iö"Koßa) des 10. und 11. Jahrhunderts,
welches Leo Diaconus (p. 138) zwischen Preslav und Dristra (Sili-
stria), Anna Komnena (ed. Reifferscheid I. 233) zwischen dem
Balkanpass der Xibr|pä und Dristra in der Nähe der otKpoAoqria
Xuueüjvoc; (Sumen) nennt. Wie hiess aber der Ort zur Römerzeit?
Die Peutinger'sche Tafel kennt eine Strasse von Marcianopolis nach
Nicopolis, 130 röm. Meilen lang, was auf eine über Aboba geführte
Linie gut passt, erwähnt aber keine Zwischenstationen. Die Gegend
gehörte ohne Zweifel nach Moesia inferior, dessen Ostgrenze von
der Donau unterhalb Durostorum bis zu einem Punkte der Pontus-
küste (wohl zum Batovadelta) zwischen Dionysopolis und Odessus
reichte. Von den sieben bei Hierocles (ed. Parthey p. 5) genannten
Städten der Provinz ist das einzige, durch die Katastrophe des

43) Eine genaue Belehrung- über die Lage und Ausdehnung des ganzen
Lagers von Aboba gibt uns die neue russische Generalstabskarte von Bulgarien
(Blatt V, 8 Sumen), auf welcher sowohl die innere Burg als der äussere Wall
genau eingetragen sind. Das Viereck ist unregelmässig, im Norden breiter als im
Süden. Der Wall auf der Westseite streicht in gerader Linie von Nord nach Süd
und ist beinahe 6 Werst lang (eine Werst = 1067 Meter). Die Ostseite hat die-
selbe Länge, biegt aber im südlichen Theile etwas einwärts ein. Die Nord- und
Südseite sind ein wenig auswärts ausgebogen; die erstere ist 4*/2 Werst, diezweite
nur 3y3 Werst lang. Die kleine Befestigung im Centrum liegt nicht gerade in der
Mitte; die Entfernung derselben von der Nord- und Südfront des Castrums ist
zwar gleich, jedoch liegt dieselbe näher zur Ostseite desselben. Das Terrain des
ganzen Platzes ist sanft geneigt gegen Süden. Ein Bach entspringt im Nordwest-
winkel des Lagers, fliesst an der Westseite des Praetoriums vorbei und tritt bei
dem Dorfe Aboba, das selbst innerhalb der Südfront des Lagers gelegen ist, in's
Freie (die Karte hat irrthümlich Ak-Baba; ich habe immer nur Aboba gehört, wie
der Name auch in den bulgarischen amtlichen Ortsverzeichnissen gedruckt steht).

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