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der Burgwart

Zeitung üerDereimgung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Voüo Cbharüt, Architekt, Berlin-Grunewalü
Burgverlag, G.m.b.h., Berlin-Grunewalö

2l.Zahrg.

der Burgwart erscheint achtmal jährl. Bezugspr.1L,50 Mk. jährl.zuzügl.Ld'/o. Mitglieder d. Vereinigung z.
ErhaltungdeutscherBurgen(Minöestbeitrag10Mk.jährl.)erhaltendenVurgwart unentgeltlich frei insHaus

Nr. 1.

Die Festung Berlin.


Von Chr. Voigt.
er nachfolgende Aufsatz will eine kurze Übersicht bieten über die Geschichte der von dem
Großen Kurfürsten angelegten Festung Berlin, unter Zugrundelegung der verdienstvollen
Forschungen von F. H o l h e in seiner „Geschichte der Befestigung von Berlin" (Heft X
der Schriften des Vereins f. d. Geschichte Berlins. Berlin 1874). Diese Arbeit hat auch
hcrite noch nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt, obwohl seit ihrem Erscheinen die fort-
schreitende Erforschung von Alt-Berlin, zumal in kartographischer Hinsicht, uns Ergän-
zungen gebracht hat, die in der Arbeit von Dr. Clauswitz über die Pläne von Berlin*)
ihren Niederschlag gefunden haben. Beiden vorgenannten Arbeiten haftet indes bei aller
Vortrefslichkeit ein bedauerlicher Mangel an, nämlich das Fehlen von Plänen.

Wir hielten es ferner auch für angezeigt, die für unser Thema bisher nicht verwerteten Aufzeichnungen C h r.
Pitzlers über das feste Berlin in seiner „Reysebeschreibung durch Teutschland usw.", deren Handschrift sich
in der Bibliothek der Technischen Hochschule zu Charlottenburg befindet, zu Worte kommen zu lassen.
Die vielumstrittene Frage der Wehrhaftmachung großer Plätze durch Wall und Graben ist auch an die Reichs-
hauptstadt herangetreten, ohne daß sie sich solch weitgehendem Eingriff hat entziehen können. Allerdings geschah
das zu einer Zeit, da Berlins Bedeutung als Hauptstadt der kurbrandenburgischen Lande nicht an seine heutige
Eelrung heranreichte. Damals — cs war unter der glorreichen Negierung des großen Friedrich Wilhelm — ward
Berlin von einer nach mittelalterlicher Methode verfcstcten Stadt zu einer richtigen W a s s e r s e st u n g hol-
ländischen Stils umgcwandelt.
Wie alle Städte der Mark besaß auch Berlin seine starke Ringmauer. Jene Zeiten ständiger kriegerischer
Verwicklungen mit dein mangelhaften Nachrichtendienst, der den Feind oftmals nicht eher anzeigte, als bis er
vor den Toren stand, machten ein Schutzbollwerk für das flache Land unabweislich. Eine anschauliche Vorstellung
von dein Zustande, in dein sich damals Spreeathen befand, gibt uns ein Grundriß, den der Architekt Johan
Gregor Memhardt für die Zciller-Meriansche Topographie der Mark vom Jahre 1652 beisteuerte. Es ist
das dieselbe Persönlichkeit, der wir im ganzen die Bauausführung der neuen Befestigung Berlins verdanken.
Eine Ringmauer von etwa 6 Fuß Dicke, unten aus vermauerten Feldsteinen, oben aus Backsteinen bestehend,
mit doppeltem nassem Graben schützte bis dahinBerlin, während die SchwesterstadtKölln durch den versumpften und
versandeten Spreearm, die spätere Friedrichsgracht, einen natürlichen Schuh genoß, der durch eine vom Stralauer
Tor bis zum Schloß am Äser sich hinziehende Mauer verstärkt wurde. Die ümwallung beider Städte war mit
Rundtürinen und Wiekhäusern im Zuge der Mauer nach damaliger Weise besetzt; in ihrem Verlauf zeigte sie die
runden Formen des Mittelalters. Ausfällig aber ist in dein Plan eine aus dem Charakter der mittelalterlichen
Anlage herausfallende, für jene Zeit modern anmutende Befestigungsanlage am Spandauer Tor -— zwei Bastionen,
die auf den Holländer Hydde Hörenken zurückgeführt werden und ihre Entstehung wahrscheinlich Abwehr-
maßnahmen gegen das Vordringen der Kaiserlichen unter Oberst Winß im Jahre 1634 verdanken.
Zur Sicherung der Wasserdurchlässe wurde in dem Einlaus der Spree am Paddenturm (heute Kl. Stralaucr-
straße) und in ihrem Auslaus an der Friedrichsbrücke ein Psahlwerk angelegt.

*) D r. Claus witz, Die Pläne von Berlin und die Entwicklung des Weichbildes. Berlin 1906. (Herausgcgeben vom
Verein f. d. Geschichte Berlins.)
 
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