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Eindruck unserer Reise erlebt hatten. Daher sei es auch gerade in unseren Zeiten die besondere Aufgabe der Schweiz,
die Brücke zwischen den europäischen Völkern zu bilden. Daher wäre Bern auch ganz besonders über die deutschen
Gäste erfreut und hoffe auf die Knüpfung fester Freundschaftsbande zwischen den beiden Völkern.
Herr Geheimrat Ebhardt dankte mit ernsten bewegten Worten und führte aus, die letzte Rede auf der Burgen-
fahrt sollte eigentlich nach so viel Übung die leichteste sein, aber es sei im Gegenteil nach all den unerhört großen Ein-
drücken der Schweizerfahrt ganz besonders schwer, das rechte Wort zu finden. Seit wir von Freiburg aus in die Schweiz
einsielen, sind alle Erwartungen übertroffen worden. Unsere Besuche sind begleitet gewesen von einer harmonischen
Musik, in der die Schweizer Geschichte widerklang zusammen mit den mächtigen Akkorden der Geschichte unseres
eigenen Vaterlandes. In einem Vorbereitungsvortrage habe er versucht, auszuführen, wie die gewaltigen Kultur-
strömungen aus allen Himmelsrichtungen sich in der Schweiz überschneiden. Das haben wir nun auf unserer Reise
selbst erlebt, zugleich wie die Schweiz es verstanden hat, aus diesen Zusammenhängen ein eigenes und besonderes
Leben zu formen. Wir sind erschüttert und entzückt von dem Eindruck dieses Lebens, das sich im Rahmen der über-
wältigenden Größe einer Natur abspielt und sich ihr eingliedert. Die Stimmung der Burgenfahrer ging aus und
nieder. Aber wir haben uns nicht nur dem Burgenstudium hingegeben, denn dieses ist verwachsen mit dem Studium
der Geschichte und der Gegend; Misox, Bellinzona, Chur, Chillon, Freiburg, Murten, alles Namen, die uns Begriffe
waren, wurden dadurch voll eigenem, großartigen Erlebens. Wir können unseren verehrten Gastgebern keinen besseren
Dank aussprechen als daß wir erklären, ganz überwältigt zu sein von soviel Schönheit und Größe.
Aus allen Reden unserer Schweizer Gastgeber und Freunde klang zweierlei hervor: der Stolz auf die Waffen-
taten der Vorfahren auf der einen Seite und anderseits die Freude und die Bereitwilligkeit, ein Ort der Weltver-
söhnung und des Ausgleiches aller Gegensätze zu sein. Wir als geschlagenes Volk dürfen nicht den Siegern Ausgleich
und Versöhnung anbieten, sondern müssen dies zunächst den anderen tiberlassen. Die Völkerversöhnung und der
ewige Friede werden auch noch lange Zukunftsträume bleiben. Aber, daß Stolz auf die Waffentaten der Väter,
daß nur Kraft und Ehrgefühl von jeher den Sieg erkämpft haben, ist Tatsache, und für unser eigenes kommendes
Schicksal wollen wir uns an diese Tatsache halten.
In einem Schlußwort faßte Herr Diener von Schönberg nochmals die Eindrücke zusammen. Keine Burgen-
fahrt hätte bisher so viel Nachdenkliches gebracht wie die gegenwärtige. Schmerzlich empfanden wir die Rheingrenze,
welche wir bei Freiburg i. B. erblickten. Dann standen die Namen Habsburg und Hohenzollern über uns. Das Schwei-
zer Volk hat das Problem gelöst, das Habsburg nicht lösen konnte: aus den verschiedenen Menschengruppen ein Volk
zu machen trotz dreier Sprachen. Dies sollte uns vorbildlich sein. Dienst am Vaterlande soll unser Ziel sein. Wir
wollen uns bemühen, eine Zukunft zu schassen, die unserer Vergangenheit wert ist.
Herr von Schönberg schloß sodann mit einem herzlichen Dank an alle diejenigen, die die Fahrt gefördert
hatten, ohne die sorgsame Fahrtleitung der Herren vr. Hertzogund vr. H offmann sei auch diesmal Wiederder Erfolg
nicht möglich gewesen. Aber vor allem gebührt unser allerwärmstes Dankgefühl unserem bewährten „Burgenvater", dem
wir mit diesem zusammen sogleich unseren Glückwunsch zu seinem Hochzeitstage aussprechen konnten, den er leider
ohne seine verehrte Gattin nun in unserer dankbaren Mitte feierte. Die gastlichen Keller des Kantons sammelten noch
eine fröhliche engere Runde, die den letzten Rest an Kräften noch mit den köstlichsten und seltensten Tropfen Schwei-
zer Traubenbluts auffrischten. Am nächsten Morgen zerstreute sich der altvertraute Kreis; wohl die Mehrzahl blieb
noch in den schönen Bergen, andere rief der Alltag. Der tiefe Einblick in die Zusammenhänge der Geschichte, das Auf
und Ab des Schicksals, das den Mutigen nicht verläßt, war uns allen wieder ein Erlebnis geworden, das in unserer
ernsten Zeit uns hoffnungsgläubig in die Zukunft blicken läßt.
Wo aber dennoch Zaghaftigkeit sich vordrängt, da hilft ein Blick auf jene Riesen der Berge, die ihre Schneehäupter
in den blauen Äther recken, das Schicksal des Menschen klein zu sehen und das Dasein in aller seiner Fülle auch in
trüben Tagen zu erkennen und in vollen Zügen zu genießen. vr. InZ. K. Nonn, Oberregierungs- und -baurat.
Tore und Türme Danzigs?
Von Regienmgsbaumeister Volmar.
Hie Burgenfahrt 1929 ging „gen Ostland", dorthin, wo die ernsten Burgen der Deutsch-Ordensritter
1 an die Kämpfe und die Kulturarbeit gemahnen, durch die trotz der wechselvollen Geschicke der Ostmark
eine dauernde Stätte für deutsches Wirtschafts- und Geistesleben gewonnen wurde. Die Fahrt endigte
mit einem Besuch der alten schönen Stadt Danzig, um aus eigener Anschauung die Erkenntnis mit
I nach Hause nehmen zu können, daß seit Bestehen der Stadt sie bis auf den heutigen Tag ihre Bedeutung
deutscher Art verdankt und ihr treubleiben wird, wenn sie auch zur Zeit durch fremden Willen vom Mutterlande
abgetrennt ist. Diese Erkenntnis wird besonders sinnfällig vermittelt durch die Betrachtung des Stadtbildes, dessen
i) Dieser und der folgende Aufsatz werden, abgesehen von ihrem wissenschaftlichen Wert, als Erinnerung an die Burgenfahrt nach
Ost-, Westpreußen und Danzig unfern Lesern willkommen sein. Die Schriftleitung.
Eindruck unserer Reise erlebt hatten. Daher sei es auch gerade in unseren Zeiten die besondere Aufgabe der Schweiz,
die Brücke zwischen den europäischen Völkern zu bilden. Daher wäre Bern auch ganz besonders über die deutschen
Gäste erfreut und hoffe auf die Knüpfung fester Freundschaftsbande zwischen den beiden Völkern.
Herr Geheimrat Ebhardt dankte mit ernsten bewegten Worten und führte aus, die letzte Rede auf der Burgen-
fahrt sollte eigentlich nach so viel Übung die leichteste sein, aber es sei im Gegenteil nach all den unerhört großen Ein-
drücken der Schweizerfahrt ganz besonders schwer, das rechte Wort zu finden. Seit wir von Freiburg aus in die Schweiz
einsielen, sind alle Erwartungen übertroffen worden. Unsere Besuche sind begleitet gewesen von einer harmonischen
Musik, in der die Schweizer Geschichte widerklang zusammen mit den mächtigen Akkorden der Geschichte unseres
eigenen Vaterlandes. In einem Vorbereitungsvortrage habe er versucht, auszuführen, wie die gewaltigen Kultur-
strömungen aus allen Himmelsrichtungen sich in der Schweiz überschneiden. Das haben wir nun auf unserer Reise
selbst erlebt, zugleich wie die Schweiz es verstanden hat, aus diesen Zusammenhängen ein eigenes und besonderes
Leben zu formen. Wir sind erschüttert und entzückt von dem Eindruck dieses Lebens, das sich im Rahmen der über-
wältigenden Größe einer Natur abspielt und sich ihr eingliedert. Die Stimmung der Burgenfahrer ging aus und
nieder. Aber wir haben uns nicht nur dem Burgenstudium hingegeben, denn dieses ist verwachsen mit dem Studium
der Geschichte und der Gegend; Misox, Bellinzona, Chur, Chillon, Freiburg, Murten, alles Namen, die uns Begriffe
waren, wurden dadurch voll eigenem, großartigen Erlebens. Wir können unseren verehrten Gastgebern keinen besseren
Dank aussprechen als daß wir erklären, ganz überwältigt zu sein von soviel Schönheit und Größe.
Aus allen Reden unserer Schweizer Gastgeber und Freunde klang zweierlei hervor: der Stolz auf die Waffen-
taten der Vorfahren auf der einen Seite und anderseits die Freude und die Bereitwilligkeit, ein Ort der Weltver-
söhnung und des Ausgleiches aller Gegensätze zu sein. Wir als geschlagenes Volk dürfen nicht den Siegern Ausgleich
und Versöhnung anbieten, sondern müssen dies zunächst den anderen tiberlassen. Die Völkerversöhnung und der
ewige Friede werden auch noch lange Zukunftsträume bleiben. Aber, daß Stolz auf die Waffentaten der Väter,
daß nur Kraft und Ehrgefühl von jeher den Sieg erkämpft haben, ist Tatsache, und für unser eigenes kommendes
Schicksal wollen wir uns an diese Tatsache halten.
In einem Schlußwort faßte Herr Diener von Schönberg nochmals die Eindrücke zusammen. Keine Burgen-
fahrt hätte bisher so viel Nachdenkliches gebracht wie die gegenwärtige. Schmerzlich empfanden wir die Rheingrenze,
welche wir bei Freiburg i. B. erblickten. Dann standen die Namen Habsburg und Hohenzollern über uns. Das Schwei-
zer Volk hat das Problem gelöst, das Habsburg nicht lösen konnte: aus den verschiedenen Menschengruppen ein Volk
zu machen trotz dreier Sprachen. Dies sollte uns vorbildlich sein. Dienst am Vaterlande soll unser Ziel sein. Wir
wollen uns bemühen, eine Zukunft zu schassen, die unserer Vergangenheit wert ist.
Herr von Schönberg schloß sodann mit einem herzlichen Dank an alle diejenigen, die die Fahrt gefördert
hatten, ohne die sorgsame Fahrtleitung der Herren vr. Hertzogund vr. H offmann sei auch diesmal Wiederder Erfolg
nicht möglich gewesen. Aber vor allem gebührt unser allerwärmstes Dankgefühl unserem bewährten „Burgenvater", dem
wir mit diesem zusammen sogleich unseren Glückwunsch zu seinem Hochzeitstage aussprechen konnten, den er leider
ohne seine verehrte Gattin nun in unserer dankbaren Mitte feierte. Die gastlichen Keller des Kantons sammelten noch
eine fröhliche engere Runde, die den letzten Rest an Kräften noch mit den köstlichsten und seltensten Tropfen Schwei-
zer Traubenbluts auffrischten. Am nächsten Morgen zerstreute sich der altvertraute Kreis; wohl die Mehrzahl blieb
noch in den schönen Bergen, andere rief der Alltag. Der tiefe Einblick in die Zusammenhänge der Geschichte, das Auf
und Ab des Schicksals, das den Mutigen nicht verläßt, war uns allen wieder ein Erlebnis geworden, das in unserer
ernsten Zeit uns hoffnungsgläubig in die Zukunft blicken läßt.
Wo aber dennoch Zaghaftigkeit sich vordrängt, da hilft ein Blick auf jene Riesen der Berge, die ihre Schneehäupter
in den blauen Äther recken, das Schicksal des Menschen klein zu sehen und das Dasein in aller seiner Fülle auch in
trüben Tagen zu erkennen und in vollen Zügen zu genießen. vr. InZ. K. Nonn, Oberregierungs- und -baurat.
Tore und Türme Danzigs?
Von Regienmgsbaumeister Volmar.
Hie Burgenfahrt 1929 ging „gen Ostland", dorthin, wo die ernsten Burgen der Deutsch-Ordensritter
1 an die Kämpfe und die Kulturarbeit gemahnen, durch die trotz der wechselvollen Geschicke der Ostmark
eine dauernde Stätte für deutsches Wirtschafts- und Geistesleben gewonnen wurde. Die Fahrt endigte
mit einem Besuch der alten schönen Stadt Danzig, um aus eigener Anschauung die Erkenntnis mit
I nach Hause nehmen zu können, daß seit Bestehen der Stadt sie bis auf den heutigen Tag ihre Bedeutung
deutscher Art verdankt und ihr treubleiben wird, wenn sie auch zur Zeit durch fremden Willen vom Mutterlande
abgetrennt ist. Diese Erkenntnis wird besonders sinnfällig vermittelt durch die Betrachtung des Stadtbildes, dessen
i) Dieser und der folgende Aufsatz werden, abgesehen von ihrem wissenschaftlichen Wert, als Erinnerung an die Burgenfahrt nach
Ost-, Westpreußen und Danzig unfern Lesern willkommen sein. Die Schriftleitung.