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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]; Treu, Georg [Bearb.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 3): Die Bildwerke von Olympia in Stein und Thon — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.779#0017
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Koloffal« Herakopf aus Kalkftein (1:5).

I. Altertümliche Bildwerke.

A. Bildwerke aus Kalkftein.

Tafel I. Koloffalkopf der Hera aus gelblich-
weifsem Kalkftein.

Die Deutung auf Hera wird für ein derartiges
Götterbild von doppelter Lebensgröfse fchon durch Alter
und Ruhm des Herakultes in Olympia nahe gelegt. Sie
findet ihre Bestätigung in der Blätterkrone, den Reften
eines unter diefer hervorfehenden Schleiers und den
weiter unten anzuführenden Gründen, welche für die
Zugehörigkeit des KoloiTalkopfes zum Tempelbilde des
Heraions fprechen.

Der Kalathos der Göttin befteht aus einer Reihe
aufrechter Blätter, deren obere, kantige Begrenzung aus
Abbildung 1 erhellt. Sie entfprechen in ihrer Form der
Blätterkrone des altertümlichen Herakopfes auf Tafel VII, i
und den Kymatien dorifcher Bauten.

Für den Reft eines Schleiers halte ich den rund-
lichen bogenförmigen Anfatz, denen hinten, rechts und
unten gebrochene Refte die Nebenzeichnung zu Ab-
bildung 1 in ihrer genaueren Geftalt giebt. Man könnte
an die bisweilen hornartig gebildeten Vorfprünge denken,
welche auf Münzbildern der famifchen Hera aus deren
Kalathos hervorragen. Allein jene Vorfprünge fitzen, wie
dieÜberficht bei Overbeck, Kunftmythologie III Münztafel 1
am bequemten zeigt, regelmäfsig viel höher als hier,
wo der Anfatz fich unterhalb der Grundlinie des Kalathos
befindet. Auch würde ein folches Hörn fich fchlecht
zum Blätterkranz fügen. Viel beffer erklären fich Form

Olympia. III, 1.

und Stellung jenes Anfatzes, wenn man annimmt, dafs
er von dem nach vorne übergebogenen Rand eines, gegen-
wärtig mit dem ganzen Hinterkopfe flach abgefpellten
Schleiers herrührt. Diefer hing entweder gleichmäfsig
auf beide Schultern herab, oder er wurde von der Göttin
mit der Linken gefafst, wie auf den fpartanifchen und
tegeatifchen Grabfteinen. Für eine folche fehleierfaffende
Gebärde könnte man die um mindeftens 3% cm gegen
das rechte Ohr vorgefchobene Stellung des linken Ohres
geltend machen. Diefes fleht nebft den Hängelocken
gradezu aus, als ob es von einem dahinter befindlichen
Gegenftand nach vorne gedrängt und faft aus feinem
Zusammenhang mit dem Haupte gelöft würde. Allein
es erfcheint nach den erhaltenen Sitzbildern diefer Epoche
zweifelhaft, ob die ftatuarifche Plaftik wirklich fchon in
fo früher Zeit dies letztere Motiv wagte. Selbft bei
einer argivifchen Terrakotta-Hera des V. Jahrhunderts
tritt es noch in wefentlich vorfichtigerer Faffung auf.1)
Wie dem auch fei, die wulftige Stärke des Randes würde
fich in jedem Falle durch die Notwendigkeit rechtfertigen,
für den Schleier eine Verftärkungsrippe zu gewinnen.
Und auch die auffallend wagerechte Stellung des von
hinten her um den Fufs der Blätterkrone gefchlungenen
Zopfes erklärt fich am beften, wenn eine Verfchleierung

l) Annali delf Infi. i(
mythologie III S. 25,0.

i tav. d'agg. A = Overbeck, Kunft-
 
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