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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0019

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Gundeland 766—778.

7

III.

DaS zweite Klostcr in Lorsch. — Großartige Einweihung des-
selben. — Wunder am Grabe des heiligcn Nazarius.

Die Liebe :>nd die Verehrung zu dcm juugen Kloster auf der Jusel
mehrte sich von Tag zn Tag, und der Zudrang zu Kloster und Kirche
ward so bedcutcnd, daß der Raum der Jusel nicht mehr ausreichte, um
die Masseu der Wallfahrer zu fassen. Man faßte daher den luhnen
Entschluß, ein neues Kloster zu erbauen. Und da es sich für die Würde
des Klosters ziemt, daß es von einer höher gelegenen Stelle aus weithin
sichtbar sei, so wurde nun als passender Ort der Hügel vor Lorsch,
links zur Seite der Heerstraße, gewählt, wo gegenwürtig der sogenannte
Klostergarten mit Umfassungsmanern nnd dis Klosterscheuer liegt.
Ein schiinerer Platz war schwerlich in -der Saudebene zil sinden.
Nahe vorbei fließt ein Bach, die Weschnitz; rechts und links erstreckten
sich damals dichte Waldnngen weithin; dcm Auge des Beschauers nach
Osten boten sich in der Ferne die lieblichen Berge dcs Odenwalds dar
bis gegen den Neckar hin. An dem Orte, ivo man die zweite Kirche
banen wollte, standen bereits Wohnungcn; sie wuchsen bald zu einem
größern Dorfe heran^).

Gundeland nahm sich der Sache, die ihm von seinem Bruder
dringend nns Herz gelegt war, mit Liebe und Eifer an. Wohl wird
auch Cancor jetzt weder Geld noch Mühe gespart haben, um das neu
zu erbauende Kloster für Gottes Verehrung recht bald eingeweiht zil
sehen. Große nnd zahlreiche Schenküugen, besonders von Sciten der
Fürsten, setzten den Abt Guudcland iu Stand, ein herrliches Gottes-
haus aufführen zu konnen. Fast zehn volle Jahre währte der Bau
und doch mag er schuell von Statten gegangeu sein. Der Hügel mußte
gccbnet, der saudige Boden gefestigt, die Stcine aus den stundeu-
wcit cntfcruten Brüchen herbeigeschafft, die damals noch nicht so zahl-
reichen Arbeiter, Steimnetzen und Künstlcr mußten mitunter aus weiter
Ferne herbeigcrufen werden. So crhob sich nach und nach aus der
Erde iiber dcn Fnndamcnten eine Maner um die andere, Pfeiler um
Pfeiler iu geschickter Stellung uud Anordnung. Noch war das Decken
dcr Näume durch Gewölbe nicht bekaunt; aber gar reich und mnunig-
faltig waren die slacheu Decken mit ihrcn künstlich verzierten Balken
nnd Feldern. Die Hauptpracht sollte sich im Chore entfalten, dcm Orte,
wo man die hciligcn Geheimuisse fcieru und nach vollendetcm Bane
den Leib des heiliaen Patrons beisctzen wollte. Ueber dcm Hanpt-
altare erhvb sich ciu prächtiger, auf Säuleu rnheuder Ueberbau,
welcher erst später vollendct wurde; außer diesem Altare wurde cin
 
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