Fliegende Blätter (1.1844/45 (Nr. 1-24))

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Ein deutsches Sängerfest

Ach wollt', ich war ein König,

Dazu ein König vom Rhein!

Dann lüd' ich vom deutschen Lande
Die Sänger alle ein.

Auf meiner höchsten Veste,

Dem Ehrenbreitenstein,

Da sollten sie singen und Kinken
Von meinem besten Wein!

Dann regte sich wohl tief unten
Held Roland im Grabesschoos,

Und käme vom fernen Lande
Herbei zu Rheinkönigs Schloß!

Das hörte im nahen Aachen
Wohl Kaiser Karol auch.

Der zöge herüber und sänge
Mit uns nach altem Brauch!

Der starke Siegfried säße
Gewiß im großen Kreis,

Und sänge zum Harfengetöne
Chriemhildens Ruhm und Preis I

Und hört' es im Hunnenlande
Herr Volker, der Sänger kühn;

Er würde gar schnell sich erheben,

Zur Burg am Rhein zu zieh'n!

Ich säß' auf hohem Throne,

Mit güldener Rebenkron',

Und gäbe dem besten Sänger
Den besten Wein zum Lohn.

Und Frauen hold und sittig,

Sie mehrten des Festes Lust,

Dann glitten süßer dem Sänger
Die Lieder aus voller Brust.

So wollt' ich es halten für immer
Auf nieiner Burg am Rhein;

Da zöge wohl Keiner vorüber,

Und Alle kämen herein.

Und Alle wollt' ich empfangen,

Bewirthen auf's allerbest'!

Das wäre im deutschen Lande
Ein rechtes Sängerfest!

Zoh. B. Bogl.

Redaction: Casp Braun und Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun & Schneider,
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von »r. C Wolf & Sohn in München.