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Bestellungen werden in allen B n ch- und K n n st-
handl ungen, sowie von allen Postämtern und

w°- 21.

Zeitungsexpeditionen angenommen.

Erscheinen wöchentlich. Snbscriptionspreis sür

den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W._

ob. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. R.-W. od. 3 ggr.

I. Band.

Adalbert Töckel, der Raucher.

Wie die Männer die Poesie zu verkennen pflegen, welche
in dem Strümpfestricken der Fra» liegt, so verkennen auch die
Frauen die Poesie, welche in dem Tabakrauchen der Männer
liegt. Das Stricken und Stopfen von Strümpfen ist allerdings
eine ziemlich nützliche und dabei reinliche Beschäftigung, und
eine Frau thut überhaupt nichts, was nicht zugleich förderte
und schaffte und seine Pfennigprocente abwürfe; um wie vieles
\ poetischer dagegen ist das Tabakrauchen der Männer, und zwar
j schon darum, weil es, wie die Poesie selbst, eigentlich gar nichts
abwirft, vielmehr noch Geldopfer verlangt.

Es gibt wirklich Männer, welche ihre Frau lieber miffen
würden, als ihre Pfeife: denn jene ist häufig kalt und leer

an Gefühlsinhalt, wenn der Mann wünscht, sie möchte warm
und voll sein; diese läßt sich in jedem Augenblick füllen und
in einen brennenden Zustand versetzen; die Frau hat in jedem
Augenblicke hundert Spitzen, die Pfeife immer nur eine; die
Pfeife steht im Schmollwinkel, ohne zu schmollen, die Frau
macht das ganze Zimmer zu ihrem Schmollwinkel; der Pfeife
kann man eher ein Dutzend Mal den Kopf, als der Frau ein-
mal den Mund stopfen; bei der Pfeife fließen die bittern Säfte
nach unten ab, bei der Frau steigen sie nach oben wie Dämpfe,
die sich in Form von Tropfen — bei den Frauen Thränen
genannt — an den Deckel hängen; die Frau setzt sich ihr
Köpfchen selbst auf; der Pfeife wird er aufgesetzt; aber darin
sind sie sich ähnlich, daß beiden häufig der Kopf raucht, und
daß man beide ausklopfen kann.

Die Pfeife, diese Lippen-, Gaumen- und Luftröhren-Ver-
längerung des Mannes, diese verschwiegene, treue, anspruchs-
lose, demüthige Geliebte, die mit wahrer Inbrunst an seinen
Lippen und nur auf sein ausdrückliches Gebot an den Lippen
eines Fremden hängt, ist daher des Mannes begleitende und
tröstende Freundin geworden durch Freud' und Leid, in Krieg
und Frieden, im Müßiggänge und bei der Arbeit, zu Waffer
und zu Lande. Der Matrose, der Krieger, der arme Gelehrte
ertragen alle Stürme des Meeres, alle Schrecken eines Feld-
zuges, alle Entbehrungen der Studierstube leichter im Zusam-
mensein mit der gemüthlichen Pfeife, die ein nothwendiges Mit-
glied der menschlichen Gesellschaft geworden ist, und mancher
Student hat sich seinen Hunger, mancher Soldat seine Feigheit,
mancher Junggeselle seine glühende Sehnsucht nach einer Tisch- und

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Adalbert Töckel, der Raucher"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Waage <Motiv>
Tabakspfeife <Motiv>
Karikatur
Stricken
Frau <Motiv>
Strumpf <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr.21, S.161
 
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