Das verunglückte „Fensterln".
Fein unterschieden.
„Hören Sie 'mal, Sie sagten, Sie ernähren sich selbst. Sie
werden ja aber von Ihrem Onkel unterhalten!" — „Mein Onkel
9tf>t mir nur das Geld — ernähren thu' ich mich selbst!"
Eins« ch.
Beamter: „Sie wünschen?" — Junger Mann: „Ich bitte
um ein väterliches Einjährig'freiwilligen-Dienstesantrittserlaubniß-
und Verpflegungskostenübernahmsbereiterklärungsattestformular!"
Die zerbrochene Uhr. 175
„Na, die muß gestern einen netten Rausch gehabt haben!"
Ein Tischgespräch.
Sie: „Das ist hübsch, daß wir zusammensitzen,
Denn ein Fremder spräche doch vom Wetter —"
Er: „Oder bombardirte Dich mit Witzen,
• Wie den armen Backfisch dort Dein Vetter! . .
Weißen oder rothen?"
Sie: „Bitte weißen! . .
Weißt Du noch, wie man im Heimathstädtchen
Uns die Unzertrennlichen geheißen?"
E r: „Ach Du warst ein zuckersüßes Mädchen!
Und im Banne Deiner blonden Zöpfe
That ich Manches, was mir schlecht bekommen -
Blut'ge Nasen gab's und heiße Köpfe,
Wenn sich gegen Dich wer frech benommen!"
Sie: „Denkst Du noch, wie auf dem Bürgerballe
Der Provisor mich zu Tische führte?"
Er: „Wie er Dir, verdunkelnd mich und Alle,
Mit dem blonden Vollbart imponirte!"
Sie: „Wie Du dann, erfaßt von Liebeskummer
Und Verzweiflung, griffst zur Bartpomade —"
Er: „Holde Jugendcselei! . . Vom Hummer
Nimmst Du Nichts? — Es wäre wirklich Schade!"
Sie: „Und in allen Formen deutscher Lyrik
Hast Du Deinen Liebesschmerz besungen —"
Er: „Für Dich war kein Metrum mir zu schwierig —
Ach, seitdem ist mir kein Vers gelungen!"
Sie: „Ja, Du bist ein bcss'rer Mensch geworden,
Abgewöhnt hast Du Dir manches Schlechte:
Bei der Wahltour kriegst Du einen Orden!"
Er: „Willst Du nicht von dem gesülzten Hechte?"
Sie: „Gib mir! — Danke! . . Und die Eislaufzeiten!
So am Winterabend weltvergessen
Ueber den gefror'nen See zu gleiten —"
Er: „Und wie oft versäumten wir das Essen!"
Sie: „Das passirt Dir heut' so leicht nicht wieder!?"
Er: „Und war dann der Frühling angebrochen,
Stahl ich Dir im Pfarrhof oben Flieder —
Doch mitunter ward es schwer gerochen.
20*
Fein unterschieden.
„Hören Sie 'mal, Sie sagten, Sie ernähren sich selbst. Sie
werden ja aber von Ihrem Onkel unterhalten!" — „Mein Onkel
9tf>t mir nur das Geld — ernähren thu' ich mich selbst!"
Eins« ch.
Beamter: „Sie wünschen?" — Junger Mann: „Ich bitte
um ein väterliches Einjährig'freiwilligen-Dienstesantrittserlaubniß-
und Verpflegungskostenübernahmsbereiterklärungsattestformular!"
Die zerbrochene Uhr. 175
„Na, die muß gestern einen netten Rausch gehabt haben!"
Ein Tischgespräch.
Sie: „Das ist hübsch, daß wir zusammensitzen,
Denn ein Fremder spräche doch vom Wetter —"
Er: „Oder bombardirte Dich mit Witzen,
• Wie den armen Backfisch dort Dein Vetter! . .
Weißen oder rothen?"
Sie: „Bitte weißen! . .
Weißt Du noch, wie man im Heimathstädtchen
Uns die Unzertrennlichen geheißen?"
E r: „Ach Du warst ein zuckersüßes Mädchen!
Und im Banne Deiner blonden Zöpfe
That ich Manches, was mir schlecht bekommen -
Blut'ge Nasen gab's und heiße Köpfe,
Wenn sich gegen Dich wer frech benommen!"
Sie: „Denkst Du noch, wie auf dem Bürgerballe
Der Provisor mich zu Tische führte?"
Er: „Wie er Dir, verdunkelnd mich und Alle,
Mit dem blonden Vollbart imponirte!"
Sie: „Wie Du dann, erfaßt von Liebeskummer
Und Verzweiflung, griffst zur Bartpomade —"
Er: „Holde Jugendcselei! . . Vom Hummer
Nimmst Du Nichts? — Es wäre wirklich Schade!"
Sie: „Und in allen Formen deutscher Lyrik
Hast Du Deinen Liebesschmerz besungen —"
Er: „Für Dich war kein Metrum mir zu schwierig —
Ach, seitdem ist mir kein Vers gelungen!"
Sie: „Ja, Du bist ein bcss'rer Mensch geworden,
Abgewöhnt hast Du Dir manches Schlechte:
Bei der Wahltour kriegst Du einen Orden!"
Er: „Willst Du nicht von dem gesülzten Hechte?"
Sie: „Gib mir! — Danke! . . Und die Eislaufzeiten!
So am Winterabend weltvergessen
Ueber den gefror'nen See zu gleiten —"
Er: „Und wie oft versäumten wir das Essen!"
Sie: „Das passirt Dir heut' so leicht nicht wieder!?"
Er: „Und war dann der Frühling angebrochen,
Stahl ich Dir im Pfarrhof oben Flieder —
Doch mitunter ward es schwer gerochen.
20*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das verunglückte "Fensterln"" "Die zerbrochene Uhr"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1895
Entstehungsdatum (normiert)
1890 - 1900
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 102.1895, Nr. 2598, S. 175
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg