Fliegende Blätter (106.1897 (Nr. 2684-2709))

230

Gelbe Rosen.

cfed) nahm mich oft in meinem Geist zusammen,
Hab' manch' gewagte Conjectnr gezogen,
Hab' ans und ab und hin und her erwogen:
Woher wohl mag die gelbe Rose stammen?

Ich bin ans die Bermuthnng dann gekommen,

Daß, als das Weib im Paradies erschienen,

Ein Thcil der Rosen mit verstörten Mienen
Ob Hcvas Schönheit ward von Neid entglommen.

Und Neid macht gelb! Sv müssen sic zur Sühne
Sich gelb für alle Erdenzuknnft malen,

Und dürfen erst im Purpur wieder strahlen
Am jüngsten Tag, ans neuer Weltenbühne.

Ä. w.

Verfängliche Stelle aus einem Liebesbrief.

„. . . Wie glücklich war ich, als mir der Postbote
Deinen Brief brachte; ich habe ihn tausendmal geküßt!"

V a r i a n t c.

Dame (znm schlechten Tänzer): „Mein
Herr, cs scheint, daß Ihnen noch der nervus
drelirum fehlt!"

Eine Glückliche.

„ . . Und was antwortete kleine Mil-
lionärstochter ans Ihre Werbung, Herr
Lieutenant?" — „I a jejauchzt!"

Die „Fassung".

(An gutes Bild braucht nicht erst gold'nen
Rahmen,

Ein ganzer Mann braucht keinen stolzen
Namen,

Nicht kunstvoll Etiquctten feiner Wein,
Nicht prahlend Fassung echter Edelstein.
Doch wird die Gegenwart dir täglich lehren:
Es läßt nur schwer das Acnß'rc sich ent-
behren.

Wer wirken Ivill ans breite Volkesmassen,
Muß Stein und Wein, Bild, Namen glän-
zend fassen!

- Eiscnbcrger.

Druckfehler.

Da der Studiosus heftige Kopfschmerzen
verspürte, schlug ihm sein Vater ein nasses
Buch um den Kopf.

Gemischte Gefühle.

Aeltlichcs Fräulein: „Jetzt weiß
ich nicht, soll ich über den Theater-
dircktor empört sein, oder ihn reizend
finden?" — Freundin: „Was hat er
denn gesagt?" — Fräulein: „Er