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Schminkdobb, de Striche gemacht un' 'naus auf de Biehne!
Strambach, ich denke doch, d'r Deifel is los: bei'n Bubligum ä
Gebrille, als müßte 's Dheader zesammbrechen. Ich gucke mich um,
was denn de Heidergeid so erregt — awer da is nischt ze seh'n!
Un' das Gebrille un' Gelächter dauert fort. Schließlich mußt 'ch

den Vorhang fallen
lassen.

Ich rnfc meine
Leite zefamm' —
wieder allgemeine
Heidergeid! Auf
eenial hält m'r
Eener 'n Spiegel
vor un' dadraus
guckte m'r ä Ge-
sichte wie von ä
Siedsee- Jnseläner
entgegen — gohl-
schwarz dädowirt!
Hatte mir Eener
d'n Schminkdobb weggenommen un' heemlich ä Dobb mit Stiebel-
wichse dervor hingesetzt, was ich in d'r Rahsche nich' bemerkt hatte.

Wenn 'ch 'n Getz von Berlichingen gab, da war 's Haus alle-
mal ausvcrgooft! Meine Auffassung d'r Rolle war 'ne ganz
realistische, wie sich's fer so ennen ahlen, handfesten Nidder gchccrd,
der de Alles gleich gorz un' gleene schlägt mit seiner eisernen Fällst.
Diese Faust hatt' 'ch m'r selbst gonstruird un' mit ä Riemen ahn
de Hand geschnallt. Den greeßten Effekt machte immer de Scene,
wo 'ch vor Gericht stehe un' mit d'r eisernen Rechten de Disch-Eckc
'runter haue. Damit die nn' gleich 'nunterfällt un' nicht etwa
hängen bleibt, war se erscht abgesägt nn' mit ä baar Stiftchen wieder
befestigt, so daß se bei'n erschden Schlage abgeh'n müsste. Bisher
war Alles imnier gut abgcloofcn, un' 's Bublignin hatte eegal meine
Graftleistung bewundert. Wie ich aber eenes Abends wieder vor
meine Richter trete nn' mit wucht'gen Schlage ans de Dischecke los-
haue, bleibt die feste sitzen, von meiner eisernen Hand blatzt aber

d'r Riemen, mei' Gunstwcrk fällt auf de Biehne nn' meine richt'ge
Hand gommt ze Vorschein. Um's Unglicke nn' vollständ'g ze machen,
slärzt ooch noch de endgegengesetzte Ecke von'n Dische, ans die 'ch
gar nich' losgeschlagen hadde, auf de Erde. D'r Tisch war Se
nämlich vcrgchrd aufgestellt worden! Nadierlich wieder so ä Frcind-
schaftsstickchen von ä gekränkten Kollegen, der m'r de Lorbcerblädder
aus mein' Ginstlergranze pflickcn wollte.

D'r erschte Stern unter meinen Bersonale war ä Freilein
Eifrosiehne Bippig, de sendemendale Liebhaberin. Mehrschdendehls

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verwandte ich se in Zanberstickcheu als Fee, weil se merklich ä bild-
hibsches Franenzimmerchen war. Desterwcgen hatte se ooch wo m'r
hingamen gleich änne Masse Verehrer. Am dollsten lvar ä junger
Referendar in sc verschossen. Der gam sogar zu se hinder de Gn-
lissen, was eegentlich strenge vcrboden war. Eemal gab'n m'r wieder
ä Zauberstick un' Freilein Bippig saß oben ieber d'n Soffitten in
ä Wolkenwagen, um später in Schluhdabloh auf de Biehne 'nunter
ze fahren. Nadierlich war mei' Referendar Ivicdcr bei se, un', da
's oben ä bischen dunkel war, saßen die bccdcn verliebten Leitchen
in zärtlicher Umarmung im Wolkenwagen un' ab un' zu Heerte m'r
so ä Gcrcisch, was wie ä Guß glang. Ich gönnte ähm nischt der-
gegen sagen, weil de Bippig'n meine beste Zuggraft un' der
Referendar Abonnende war un' noch dcrzn iber ennen großen Wechsel
vcrfiegde. Iber all de Zärdlichgecd vergaßen de beeden aber 's

Stichword, un' nn'
ganideGadastrofe:
D'r Wolkenwagen
raste 'nunter auf
de Biehne, d'r Re-
ferendar gönnte
nich' schnell genug
mit seinen langen
Beenen vor d'r
Biehne weggom-
men, blieb an eener
Wolke hängen un'
stärzde der Länge
nach hin! Ra, das
war mr' was fer'sch
Bubligum! Beider
zweeten Auffiehr-
ung von dän Stick
drillte Alles: „Re-
ferendar, der Re-
ferendar heraus!"
bis ich vortrat un' erglärte, daß der leider zu erscheinen diesmal
verhindert sei.

Mei' bester männlicher Ginstler war Geenig. Wenn der 'n
Margih Bosa gab, da war'n de Weibsen ganz des Deisels. Da
war balde gee Halten mehr, daß se nich auf de Biehne gehubbd un'
Gcenigen um den Hals gefallen wär'n. Geenig lvar nich alleenc
ä großer Ginstler, nee ooch ä scheener Gerl. Aber — aber er hadde
ä großes liebebedärftiges Herze un' machde allcrlee Fiscmadenden,
die 'n Uhuannehmlichgeeden einbrachden. Ece Mal macht 'r eener
hibschen jungen Fleeschersfrau de Gour. 's war Sie ä abbedietliches,
nettes Frauchen, un' fer Geenigen lvar de Liebe mit ihr außerdem
sehre einträglich, denn 'r schlebbde »lanche Worscht un' manches
Schinkenbeen mit derheeme. Aber d'r Fleescher mußte nachgerade
Lunde gerochen Hamm, denn 'r sagde eenes scheenen Tages ze seiner
Frau: „Weeßtde, Baulinichen, morgen muß 'ch verreesen un' Fett-
schweine goofen. 'S werd' wohl sehre späte wär'n, ehe ich wieder
derheeme bin, denn de Wege sein allewcile schlecht von den vielen
Regen." - Na, sei gutes Baulinichen war greizvergniegd un' holte
sich ooch gleich ihren Geenig. Nu' saßen denn de Beeden zesamm
anf'n Sopha nn' Geenig liebeigelte mit eenem Ooge nach der hibschen
jungen Frau, die ahn sein'n Halse hing, un' mit 'n andern nach d'r
scheenen Worscht, die anf'n Dische stand. Mit ee Mal steht d'r
Fleeschermeester in d'r Diehre! Geenig un' de junge Frau Meestern
sein starr vor Schrecken! Mei' gnder Fleeschermeester aber hat doch
in d'r Rahsche seine Beitsche auf'm Wagen stecken lassen, ooch sein Stock

Stammtisch-Geschichten rc.
Gott
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Stammtisch-Geschichten des Schmierendirectors Bibberling aus Botschappel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Albrecht, Henry
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 107.1897, Nr. 2719, S. 97

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