Verantwortlicher Redacteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München.
Hir;u das Beiblatt.
Autoren-Höflichkeit.
UClie, Freund, Du glaubst, ich Hab' auf Dich gefielt,
Und d'rum hat Dich mein Epigramm verdrossen?
Du irrst, wenn Du getroffen Dich gefühlt —
Die Leser sind ja immer ausgeschlossen!
_ ffl. «. w.
Aufklärung.
Kritiker: „Der Mensch hat Glück: dieses miserable Stück und das
Publikum hat es nicht ausgepfiffen!"
Besucher: „Das hat seinen guten Grund: kein Mensch wußte, daß es
schon aus war!" __
160 Ein Schuster buben streich und
seine Folgen.
„Lieber, verehrter Herr Professor", sagte jetzt
Reinhard treuherzig, „Sie haben mich durch Ihren
Auftrag gestern hoch beglückt. Und ganz besonders
cin's hat mich zu dem heutigen Gang ermuthigt
— nämlich, daß Sic sich nicht scheuten, mich schon
gestern zum Mitwisser einer kleinen Sorge um
den Haushalt zu machen — inich zum Ueber-
bringcr-“
O Himmel, jetzt kam er auf die fünfzig Pfennig
Kommissionsgebühren zu sprechen! Der alte Herr
gerieth in die tödtlichste Verlegenheit, und nur
stammelnd kamen die Worte über seine Lippen, mit
denen er Knastcrmann's Rede unterbrach.
„Ja, mein lieber Knastermann, Sie nehmen
mir das hoffentlich nicht übel, daß ich Ihnen zu-
muthete, die Kleinigkeit meiner Tochter cinzu-
händigen - ich wollte Ihnen eben dadurch —
mein Vertrauen beweisen — hielt Sie schon so
halb und halb — zur Fainilie gehörig — denn
Sie sind — ja doch — heute hier, um — um —
um Melitta anzuhaltcn — Sie wissen — ich —
war Ihnen schon längst — gut — ich schätze mich
glück-nehmen Sie sie hin —!" Weiter kam
er nicht. Ein Schwindel überfiel ihn und er stürzte
aus dem Zimmer. Die Sache war überraschend
glatt gegangen. Er hatte, noch ehe Knastermann
um die Hand der Tochter gebeten, sie ihm selbst
angetragen.
Als der glückliche Bräutigam am Nachmittage
Cichorius' Haus verließ, strebte er dem Dienst-
mann-Institut zu. Dort erfuhr er, daß Dienst-
mann Nr. Ist sich seit gestern nicht habe sehen
lassen, und als er den Verschollenen in seiner j
Wohnung aufsuchte, fand er ihn int Bette vor.
Der Arme war tagsvorher in eine „kleine
Schlägerei" verwickelt worden und hatte sich „da-
bei ein wenig übermüdet, aber nicht umsonst", wie
er freudestrahlend versicherte. Und er stellte pan-
tomimisch dar, wie er ungefähr sechs Gegner
zugleich kanipfunfähig gemacht habe — er mochte
nicht schlecht gehaust haben! Außerdem lag ans
dem Tisch noch ein halbes Dutzend Visitenkarten,
die der vermeintliche Student mit nach Hause ge-
bracht hatte und welche ebensoviel Herausforder-
ungen zum Duelle bedeuteten, und daneben auch
— Knastermann's Mütze. Wie diese hierher ge-
kommen und die von Nr. 13 in Knasterniann's
Besitz — das blieb ein Räthsel. Nur der Schuster-
bube hätte Aufklärung geben können — aber der
ist niemals d'rum gefragt worden.
Wie es der Thurmwächter Nikolaus, der in seinem Wohnraum etwas
beschränkt ist, ermöglicht, daß seine zahlreiche Familie gleichzeitig zu Mittag
speisen kann.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München.
Hir;u das Beiblatt.
Autoren-Höflichkeit.
UClie, Freund, Du glaubst, ich Hab' auf Dich gefielt,
Und d'rum hat Dich mein Epigramm verdrossen?
Du irrst, wenn Du getroffen Dich gefühlt —
Die Leser sind ja immer ausgeschlossen!
_ ffl. «. w.
Aufklärung.
Kritiker: „Der Mensch hat Glück: dieses miserable Stück und das
Publikum hat es nicht ausgepfiffen!"
Besucher: „Das hat seinen guten Grund: kein Mensch wußte, daß es
schon aus war!" __
160 Ein Schuster buben streich und
seine Folgen.
„Lieber, verehrter Herr Professor", sagte jetzt
Reinhard treuherzig, „Sie haben mich durch Ihren
Auftrag gestern hoch beglückt. Und ganz besonders
cin's hat mich zu dem heutigen Gang ermuthigt
— nämlich, daß Sic sich nicht scheuten, mich schon
gestern zum Mitwisser einer kleinen Sorge um
den Haushalt zu machen — inich zum Ueber-
bringcr-“
O Himmel, jetzt kam er auf die fünfzig Pfennig
Kommissionsgebühren zu sprechen! Der alte Herr
gerieth in die tödtlichste Verlegenheit, und nur
stammelnd kamen die Worte über seine Lippen, mit
denen er Knastcrmann's Rede unterbrach.
„Ja, mein lieber Knastermann, Sie nehmen
mir das hoffentlich nicht übel, daß ich Ihnen zu-
muthete, die Kleinigkeit meiner Tochter cinzu-
händigen - ich wollte Ihnen eben dadurch —
mein Vertrauen beweisen — hielt Sie schon so
halb und halb — zur Fainilie gehörig — denn
Sie sind — ja doch — heute hier, um — um —
um Melitta anzuhaltcn — Sie wissen — ich —
war Ihnen schon längst — gut — ich schätze mich
glück-nehmen Sie sie hin —!" Weiter kam
er nicht. Ein Schwindel überfiel ihn und er stürzte
aus dem Zimmer. Die Sache war überraschend
glatt gegangen. Er hatte, noch ehe Knastermann
um die Hand der Tochter gebeten, sie ihm selbst
angetragen.
Als der glückliche Bräutigam am Nachmittage
Cichorius' Haus verließ, strebte er dem Dienst-
mann-Institut zu. Dort erfuhr er, daß Dienst-
mann Nr. Ist sich seit gestern nicht habe sehen
lassen, und als er den Verschollenen in seiner j
Wohnung aufsuchte, fand er ihn int Bette vor.
Der Arme war tagsvorher in eine „kleine
Schlägerei" verwickelt worden und hatte sich „da-
bei ein wenig übermüdet, aber nicht umsonst", wie
er freudestrahlend versicherte. Und er stellte pan-
tomimisch dar, wie er ungefähr sechs Gegner
zugleich kanipfunfähig gemacht habe — er mochte
nicht schlecht gehaust haben! Außerdem lag ans
dem Tisch noch ein halbes Dutzend Visitenkarten,
die der vermeintliche Student mit nach Hause ge-
bracht hatte und welche ebensoviel Herausforder-
ungen zum Duelle bedeuteten, und daneben auch
— Knastermann's Mütze. Wie diese hierher ge-
kommen und die von Nr. 13 in Knasterniann's
Besitz — das blieb ein Räthsel. Nur der Schuster-
bube hätte Aufklärung geben können — aber der
ist niemals d'rum gefragt worden.
Wie es der Thurmwächter Nikolaus, der in seinem Wohnraum etwas
beschränkt ist, ermöglicht, daß seine zahlreiche Familie gleichzeitig zu Mittag
speisen kann.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Man muß sich zu helfen wissen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1897 - 1897
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 107.1897, Nr. 2725, S. 160
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg