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steht dessentwegen btt, daß er de Leite beobacht, ob se sich nich' etwa
vcrdächt'g machen, und dich hat ’r off'n Rohre. Das Gesteht, Heeren
Se! Mei' Herz Pupperte wie e' Lämmerschwanz un' ich wußte nich'
mehr, ob 'ch fror odder schwitzte. Endlich kam 'ch mit mein' Koffer
d'rahn, nu mußt' 'ch je e' Stickchen vertreten in's Licht un' off-
schließen. „Ham Se was Stcierbares?" fragt mich der Mann, der
de revedirte — „Wein odder Cigarren?" — Dippel, sagt' 'ch m'r,
mach' dich stark, sonst bist de perdi. 's ging je ooch, ich machte
meeglichst dreiherzige Oogen un' meente: „Nee, mei' Gutster, da
wer'» Se wohl nischt finden wie schmuz'ge Wäsche nn' derdleichen."
— Zufäll'g guck' 'ch off — Heeren Se, was dloben Se, kommt
Sie der Kerl von hinten e' paar Schritte vor, grinst deiflisch un'
fixirt Widder dabei meine rechte Schultergegend, >vo de Ahnschwellung
sitzt, als ivollt 'r sagen: Warte, du Luder, dir werd' 'chs ahnstreichen,
ich weeß ganz gut, Ivo de deine Cigarren stecken hast. — Der ganze
Kopp werbelte m'r, nn' ich dachte: Rn' hadje, Dippel, die Nacht
schläfst de off der Pritsche. Awwer so was Deiflisches — 's war
iberhaupt e' greilicher Kerl; 'r hatte Haare wie e' Igel nn' enne
große rothe Schmarre off der Sterne. Er kam awwer noch nich'
bis rahn, nn' der Mann, der derweile in' Koffer gekramt hatte, sagte
nu': „Js gut!" ließ mich abschließen nn' klebte de Zollmarke off.

„Kann 'ch denn nu geh'n, Herr Steierrevisor?" fragt' 'ch meeg-
lichst unschuld'g; „ich Mächte nämlich noch e' paar Wärschtchen ge-
nehm'gen, bis der Zug fährt."

„Jawohl", sagt 'r. „Wo sein Sie denn her?"

„Aus Pristcwitz", sagt 'ch.

„Das haww ich iner doch gedacht!" meent 'r un' kehrt sich um.
Ich mache haste was kannste, daß 'ch fort komme, sehe awwer g'radc
noch, daß der Andere off 'n zukommt un' heemlich mit 'n tuschelt.
E' bischen leichter war m'r je zu Muthe. Am Ende lassen sc dich
loofen, dacht' 'ch. Wenn de nor 'naus kennt'st, denn gingst de
draußen ewo hin, bis der Zug kommt. Ich versuchte je ooch un'
klinkte an e' paar Dhieren, awwer das war Sie nischt nich. Nu'
drickt ich mich denn in enne Ecke un' ließ m'r Wärschtchen nn' e'
Deppchen Bier geben. Kaum daß 'ch 'neinbeißen will, seh' ich zwec

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denn gab 'r den and'ren en' Stoß un' der guckte ooch. Se gingen
denn an's Biffct nn' da standen se, jeder mit c' Deppchen, un'
tuschelten Widder. Ich wärgte un' würgte, un' die Kerle lachten
egal weg. Radicrlich, dacht' 'ch, die machen Katze un' Maus, un'
wenn de nacher ans der Dhiere willst, denn winken se: Konimcn Se
gefälligst emal mit, lieber Herre. Mer woll'n ema' seh'n, was
Se da fcr enne Ahnschwellung in Hafclock ham.

Wissen Se, mei' Guter, die zehn Minuten — die sein mcr
geheerig lang geworden. Die mecht 'ch nich noch ema' dorchmachen;
lieber Steene kloppen! Endlich da klingelte 's. Ich packte mich ze-
sauimen un' machte mich ganz dleene; se guckten g'rade weg un' ich
dachte: Nn' mach' dich 'naus! Off ecma'drch'n sc sich 'rum, g'radc
wie ich Verbei wollte, grinsen Widder, un' ich sehe init eenen Blick,
wie das Schekfäl dleich Widder de Ahnschwellung in's Ooge faßt.
Herrchcses, Herrcheses, jetzt nehmen se dich dein Genicke. . . awwer
nee, ich komme dlicklich off 'n Perron 'naus, stürze schleinigst off e'
Kupce dritter Dlasse los un' fahre 'nein.

Da saß 'ch, langte mei' Schnuppduch 'raus un' drocknete mcr
de Sterne, 's war bloß noch e' Herre in Knpee. „'s is Sie recht
schwule hcite", sagt 'r ze mir. „Wo fahre Sc denn hin?"

„Nach Pristcwitz", sag' 'ch.

„Herrchcses, da fahr'n mer je zesamm' — ich will nach Riese!"

„Na, das is je scheenc", sag' 'ch, „awwer nehmen Sie mersch
nich ibcl, ich muß e' bischen drieben zun Fenster 'naus gucken.
Nachher will 'ch Sc sagen, warum!"

Das dhad 'ch denn ooch, bis der Zug ahnfing, loszelegen. Da
setzt 'ch mich Widder zu 'n. „Heeren Sc", sagt 'ch, „jetzt kennt' ich
Se doch umarmen, Landsmann. Ich hawwe enne scheenc Angst
ausgestanden!"

„Wieso denn?" fragt 'r.

Nu' erzehl' ich denn. Off ecma' macht der Kondukteer off un'
kupirt. „Hier sitzen de Musikanten", sag' 'ch, un' greife linker Hand,
in meinen Busen. Da zieh' ich e' paar Cigarren 'raus in meiner
Freide un' geb' se den Bruder: „Ja ja — da war so c' Kerl off
Eirer Station, der hatte de greeßte Lust, mich dadermit abzefaffen !"

„Na Heeren Sc, die lassen awwer Keenen dorch, wenn se cwas
merken!" meente der Kondukteer.

„Awwer mich!" sag' 'ch ganz stolz. „Der hat mich egal weg
ahngeseh'n, awwer immer blos die Ahnschwellrmg hier. Da kennen
Se sich wohl denken, daß das Luderchen ewas gemerkt hatte!"

Nn' denkt der Kondukteer so
nach, un off eemal sagt 'r: „Se
meenen doch nich etwa den mit
der Schmarre off der Sterne?"

„Eben den meene ich", sag'
ich d'roff.

„Na Heeren Se, das will
ich Sie erklären", sagt er. „Der
schielt Sie nämlich!"

Klapp, weg war er. Denken
Se ahn: die ganze Angst haww'
ich umsonst ausgestanden!

Awwer das eene weeß 'ch:
ich schmuggle keene Cigarren o

mehr. Nee, wahrhaft'g nich.

Eemal un' nich tvidder.



I

Am St am ui tisch.

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Titel/Objekt
"Am Stammtisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
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Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

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Entstehungsort (GND)
München

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Sammlung Eingang

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Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 107.1897, Nr. 2728, S. 179

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