246
Des Tyra
Wenn mir ein Mensch noch helfen kann, bist Du's.
Ich ringe mit dem Tode, und mein Auge,
Die Schrecken und die Gräuel, die ich schuf,
In einein Klick zusammenfassend, starrt
Ln's fürchterliche, rnthselvolle Dunkel.
Wenn mir vergolten wird, wie ich vergolten,
Dann — schaudervoll — dann wehe mir! Doch Du,
Du Kilt ein weiser, dist rin guter Mensch, —
Du weißt noch Ctivas, das mich retten kann!" —
„„Ja, Fürst, ich weiß noch Etwas."" —
— „Lag' es mir!" —
— „„So höre. Wenn nur eine einige Thrüne,
Nur eine einige echte Schmerxensthräne
Dci Deinem Scheiden fließt, üist Du gerettet!"" —
— „Wenn eine Thrüne um mich fließt?! —So eile, —
Laß' alle Kerker öffnen und gieü frei,
Was noch darin am Leben ist! Verschenke,
Was ich an Schätzen angrhänft und mache
Die Aermsten reich!"-
„„ — Das thu' ich gern, - - indessen,
Du machst so Deinen Tod ;um Freudenfest."" —
-„Wie schrecklich hast Du Recht! Doch, weiser Richter,
Hör' meine Klage auch! — Ich war allein
Schon als ich Kind noch war, und als ich liebte,
Ward ich verrathen. Nichts ward nur geboten
Als Schmeichelei und Lug, iin günst'gen Falle
Ein wenig Trotz; ich aber rächte mich
Mit Haß und mit Verachtung. Ach, wie find,
Von Throneshöh' gesrh'n, die Menschenkinder
Doch so erbärmlich klein! Sie nannten mich
Klutdürst'gen Tiger, — nun, ich habe denn
Vas Tigerrrcht geübt. Sieh', aber dennoch
Hab' ich mein ganzes langes Leben lang
So viel an Clual und Schrecken nicht verbreitet,
Wie mich in diesem Augenblick erfaßt!"--
— „„Vicht einen Menschen weißt Du aus der Welt,
Der Dich um irgend etwas lieben könnte?"" —
— „Vicht einen weiß ich, der mich lieben könnte.
Wär' in die Thatcnguclle meines Herzens
Ein Tropfen echter Liebe nur geträufelt,
Die wtldbewegtrn Ströme wären nimmer
Zum Meer von Haß geworden! Ach, das ist es,
Was mich mit Todesgrausen füllt: Vielleicht
Steh' ich vor einem neuen Anfang jetzt
lind muß, verflucht um meines Hasses willen.
nen Ende.
Ln Ewigkeit vergeblich Liebe suchen!" —
And bebend schlangen des Tyrannen Arme
Sich um des Weifen Nacken, und fein Haupt
Sank hülflos an die mitleidsvolle Krust.
— „„Du armer, unglückfel'ger Mensch!"" — Und leise
Rann eine Thrüne auf das Angesicht
Des Sterbenden.— „Du weinst? Du weinst um mich!" —
Und wie ein Friedensbote zog rin Lächeln
Ihm über'« Antlitz, und er hauchte
Mit einem Vankeswort sein Leben aus. —
filiert föobcviri).
s^Aer sein Auge fest auf ein
hohes und fernes Ziel richtet,
wird übersichtig; er verliert den
Blick für das Nahe und sogar
für den Nächsten. s. ». ß.
^aß eine Mode lächerlich,
sehen die Menschen erst dann ein,
wenn sie zu Ende ist. $.
^twas gnt inachen ist leichter, als etwas wieder gut
mache n. __ i>.
Must pflegte man die Poesie,
Heut' wird nur Poesie „ge-
trieben". 3. p.
-pflück hat Manchen nieder-
gerungen,
Den vordem kein Unglück bc
zwangen. Sin»-.
Des Tyra
Wenn mir ein Mensch noch helfen kann, bist Du's.
Ich ringe mit dem Tode, und mein Auge,
Die Schrecken und die Gräuel, die ich schuf,
In einein Klick zusammenfassend, starrt
Ln's fürchterliche, rnthselvolle Dunkel.
Wenn mir vergolten wird, wie ich vergolten,
Dann — schaudervoll — dann wehe mir! Doch Du,
Du Kilt ein weiser, dist rin guter Mensch, —
Du weißt noch Ctivas, das mich retten kann!" —
„„Ja, Fürst, ich weiß noch Etwas."" —
— „Lag' es mir!" —
— „„So höre. Wenn nur eine einige Thrüne,
Nur eine einige echte Schmerxensthräne
Dci Deinem Scheiden fließt, üist Du gerettet!"" —
— „Wenn eine Thrüne um mich fließt?! —So eile, —
Laß' alle Kerker öffnen und gieü frei,
Was noch darin am Leben ist! Verschenke,
Was ich an Schätzen angrhänft und mache
Die Aermsten reich!"-
„„ — Das thu' ich gern, - - indessen,
Du machst so Deinen Tod ;um Freudenfest."" —
-„Wie schrecklich hast Du Recht! Doch, weiser Richter,
Hör' meine Klage auch! — Ich war allein
Schon als ich Kind noch war, und als ich liebte,
Ward ich verrathen. Nichts ward nur geboten
Als Schmeichelei und Lug, iin günst'gen Falle
Ein wenig Trotz; ich aber rächte mich
Mit Haß und mit Verachtung. Ach, wie find,
Von Throneshöh' gesrh'n, die Menschenkinder
Doch so erbärmlich klein! Sie nannten mich
Klutdürst'gen Tiger, — nun, ich habe denn
Vas Tigerrrcht geübt. Sieh', aber dennoch
Hab' ich mein ganzes langes Leben lang
So viel an Clual und Schrecken nicht verbreitet,
Wie mich in diesem Augenblick erfaßt!"--
— „„Vicht einen Menschen weißt Du aus der Welt,
Der Dich um irgend etwas lieben könnte?"" —
— „Vicht einen weiß ich, der mich lieben könnte.
Wär' in die Thatcnguclle meines Herzens
Ein Tropfen echter Liebe nur geträufelt,
Die wtldbewegtrn Ströme wären nimmer
Zum Meer von Haß geworden! Ach, das ist es,
Was mich mit Todesgrausen füllt: Vielleicht
Steh' ich vor einem neuen Anfang jetzt
lind muß, verflucht um meines Hasses willen.
nen Ende.
Ln Ewigkeit vergeblich Liebe suchen!" —
And bebend schlangen des Tyrannen Arme
Sich um des Weifen Nacken, und fein Haupt
Sank hülflos an die mitleidsvolle Krust.
— „„Du armer, unglückfel'ger Mensch!"" — Und leise
Rann eine Thrüne auf das Angesicht
Des Sterbenden.— „Du weinst? Du weinst um mich!" —
Und wie ein Friedensbote zog rin Lächeln
Ihm über'« Antlitz, und er hauchte
Mit einem Vankeswort sein Leben aus. —
filiert föobcviri).
s^Aer sein Auge fest auf ein
hohes und fernes Ziel richtet,
wird übersichtig; er verliert den
Blick für das Nahe und sogar
für den Nächsten. s. ». ß.
^aß eine Mode lächerlich,
sehen die Menschen erst dann ein,
wenn sie zu Ende ist. $.
^twas gnt inachen ist leichter, als etwas wieder gut
mache n. __ i>.
Must pflegte man die Poesie,
Heut' wird nur Poesie „ge-
trieben". 3. p.
-pflück hat Manchen nieder-
gerungen,
Den vordem kein Unglück bc
zwangen. Sin»-.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Des Tyrannen Ende" "Gedankenspaene"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 107.1897, Nr. 2734, S. 246
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg