Fliegende Blätter (114.1901 (Nr. 2892-2917))

Aus einer Ansprache.

,i ■ ■ • Und so überreiche ich denn
Namens meines Vereins unserm theuren
Bruderverein diesen Fahnennagel,
mit dem Wunsche, daß er wachsen,
blühen und gedeihen möge!"

Schlechtes Gewissen.

Dichterling (der auf der Straße
überfallen und tüchtig durchgeprügelt
wurde): „Was die nur wollten?! . .
3ch Hab' doch hier noch kein Stück
von mir aufführen lassen!"

Gläubiger: „Noch immer nicht verheirathet, Herr Baron?"

Rur praktisch.

Die schönsten Lieder ohne (Zahl

Ließ ich zu Arabella fliegen;

wer schildert meine stumme Wual —

Sie blieben im Papierkorb liegen!

wuß nicht ein fühlend' Dichterherz
Zum Wahnsinn solche Kälte treiben?

Ich sang so feurig wie Properz,

Und kein Tibull kann süßer schreiben.

Bald ward mir das Geheimniß kund;

Ich schrieb und schrieb — das war es eben:
Sie zog es vor, von Mund zu Mund
Mir praktisch den Bescheid zu geben.

will). Buchholz.

G e m uthli ch.

'er Nachtzug der Lokalbahn fuhr in
die Haltstelle ein, die irr abend-
lichem Herbstdnnkel lag, und wollte eben
mit unverminderter Schnelligkeit die-
selbe ain ander'n Ende des Bahnhofes
wieder verlassen — als ans der Finster-
niß eine Stimme erscholl: „He! An-
halten! Mitnehmen!"

Keuchend stand die Lokomotive. Das
Zugpersonal lief zusammen. Was gab
es? Was war's? . . Nun denke ein
Mensch: Ein Passagier! Wahrhaftig
ein Passagier, der hier einsteigen wollte.

„Ja, was fällt Ihnen denn ein?"
ruft der Zugführer entrüstet unter dem
Beifall seiner Kollegen. „Das war'
doch noch das Höhere! Das nächste
Mal brennen Sie gefälligst, wenn Sie
mitwollen, ein Zündholz an, da-
mit man weiß, daß Jemand da
ist!"

Durch die B l n m e.

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