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Vrr schalkhafte Derwisch. ■%

ö>cit fjarun al Raschids — sein Andenken ist gesegnet
wohnte in Bagdad Abu IschLk, ein Derwisch, den sie den
Schalkhasten nannten. Er steckte roll von Lügen und
Schnurren, vexierte die Leute, und heimste obendrein noch Geld
dafür ein.

Eines Abends nun hatte der Ehalif mit der iherrin Subeide
eine Auseinandersetzung gehabt. Er hatte sich geweigert, ihr
einen kostbaren Hyazinthen zu kaufen, den persische Raufleute,
verruchte Feueranbeter, ihr angcboten hatten, und deshalb erfüllte
sie das Frauengemach mit ihrem Gekreisch, parun war zuletzt
davor geflohen, aber in ihrem Zorn verfolgte sie ihn bis zum
Eingänge seines Schlafzimmers; und als der Eunuch, sich tief
verneigend, den Vorhang hob, warf sie ihm noch ihren zierlichen,
perlengeschmückten Pantoffel nach.

Der Fürst der Gläubigen saß finster da und strich ingrimmig
seinen schwarzen Bart. Seine Getreuen hätten ihn gerne auf'
geheitert, aber sie waren unschlüssig, wie sie es anfangen sollten.

Endlich begann Isaak von Mossul, der Lautner.

„D König der Zeit, hier in Bagdad haust ein Derwisch,
Abu Ischäk, den sie den Schalkhaften nennen. Er steckt voll von
Lügen und Schnurren, vexiert die Leute, und heimst obendrein
noch Geld dafür ein. Vielleicht läßt Du ihn rufen!"

„kser mit ihm!" befahl der Ehalif.

Mesrur, der Schwertmeister, machte sich sofort mit einigen
Leuten der Scharwache auf, suchte die Garküchen und Kaffee
siedereien ab und hatte den Derwisch bald gefunden.

Der küßte die Erde, als er vor den Ehalifen geführt wurde,
und sah sich mit listig sprühenden Augen im Gemache um. Als
er Subeidens Pantoffel und die düstere lllicne tsaruns bemerkte,
lächelte er, sagte aber nichts, sondern wartete mit gekreuzten
Armen die Anrede lsaruns ab.

„Ich habe von Deiner Kunst gehört", sagte dieser, „gib mir
eine Probe. Belüge mich, so daß es mir gefällt, sprich eine Un-
wahrheit, die ich nicht mit der Bastonade, sondern mit einem
Ehrenkleide lohne."

Abu Ischäk antwortete: „Ich höre und gehorche! Laß aber
vorher, o Schirmherr des Glaubens, Deinen eisernen Brust-
Harnisch holen!" — Der Ehalif winkte, und ein Mameluk holte
eiligst den Panzer herbei.

Da Hub Abu zu reden an: „Ich könnte Dir, o Fürst der
Gläubigen, vielerlei aus Deinem eignen Reich erzählen, aber Du
weißt darin noch besser Bescheid als ich. Auch wüßte ich wunder-
bare Dinge aus dem Lande des Kaisers von Rum*) zu berichten,
aber was geht uns der Ungläubige — der Bart seines Vaters
! sei verflucht — an! So will ich Dir etwas Merkwürdiges aus
' dem Gebiete des großen Mongolenchans mitteilen. Dort gibt es
ein Gespinnst, das so dünn ist wie Spinnweben, so weich wie
eine Frauenhand, aber schwerer als Eisen." — Er schwieg.

Dschansor aber, der Barmekide, des Ehalifen Vezier, schüt-
telte den Kopf und sagte drohend: „lvelch' einfältige Lüge, Du
pund von einem Derwisch! Du meinst doch die Seide — und
seit wann ist die schwerer als Eisen?! . . Du hast hundert Stock-
streiche auf die Fußsohlen verdient!"

Der Derwisch jedoch rief: „Übe Gerechtigkeit, o König der
Zeit; lasse mir das Ehrenkleid reichen, denn Du selber sollst
sagen, was schwerer drückt: dieser Eisenharnifd; oder
jener Seidenpantoffel."

Da erhob sich lsarun al Raschid und entschied: „Man bekleide
i ihn mit einem Ehrcngewandc und — gebe ihm dann hundert
! Prügel I"

Und also geschah cs.

*) vfzanz. rn-ir poIIncjcF.

13*
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ballade"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1904
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 120.1904, Nr. 3061, S. 147

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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