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Unüberlegt.
„Was haben Sie denn eben am Schlüsselloch gehört, Anna?" — „Ach,
sei'n Sie doch nicht so furchtbar neugierig!"
GIS\. Ans der Schule.
. Was ist z. 58. ein Mensch, der das Herz ans der Zunge hat?" —
„Ein Feinschmecker!" — „Unsinn! . . Oder weißt Du vielleicht, was ein Mensch
ist, der von der Leber weg redet?" — „Ein Bauchredner!"
Der arme Sonntagsreiter.
„. . . Nicht einmal im Schlaf hat man mehr seine Ruh'! Träum' ich heut'
nacht, ich reit' nach Schlenkerdorf und werd' dort von einem Schutzmann notiert, weil
mein Bett keine Hufeisen hat!" _
Bildung.
Richter: „Ihr Stand?"
Hausknecht: „Exporteur!"
Ein guter Kak.
«Ü^err Egidius Schnaufer fuhr in ein
E? Bad, das jenseits der Landesgrenze
lag. Er war wohl ein ziemlich geiziger
Mann; aber der Arzt hatte ihm in An-
betracht feiner immer mehr anwachsendcn
Dickleibigkeit so energisch zu einer Nur
geraten, daß er nicht mehr wagte, sie
aufzuschieben.
So ging es denn im Schnellzug der
Grenze entgegen. Schnaufers Vls-L-vls
— es mar nur dieser einzige Mitreisende
im Loupe — bildete ein noch ziemlich
junger Mann mit scharfgeprägten charak-
teristischen Zügen, der durch seine — aller-
dings etwas aufdringliche — Eleganz und
seine Beredsamkeit dem guten, noch wenig
in die Welt gekommenen Privatier ge-
waltig imponierte. Ein erfahreneres Auge
hätte in dem Herrn vielleicht einen jener
raffinierten Taschendiebe gesehen, welche
die fashionablcn Bäder zu bereisen pflegen.
Schnaufer aber erblickte in seinem liebens-
würdigen Begleiter den vollendeten Rava-
lier, dessen leutseliges Wesen sein ganzes
Herz erschloß, so daß er dem Fremden so-
gar das Geheimnis anvertraute, welches
schwer aus sein Gewissen drückte.
„wissen Sie", sagte er halblaut, als
man sich schon der Grenze näherte, „mein
Arzt hat mir strengstens jede Zigarre
verboten; aber ich rauche leidenschaftlich
— meine einzige Leidenschaft übrigens,
die mich Geld kostet -— und da Hab' ich
denn zwei Ristchen feinste Havannas bei
mir.wenn ich nur wüßte, wohin
damit .... der hohe Zoll .... Sie ver-
stehen schon. . .."
Der andere sann eine weile nach.
Dann lächelte er sein.
„Aber nichts einfacher als das!" warf
er hin. „Sic legen die Zigarren unter
die Bank - niemand sucht sie dort! . ."
„Ah l" rief Schnaufer erleichtert, ver-
blüfft von dem simplen Rat und doch be-
geistert von der so genialen Idee, „wunder-
bar .. wunderbar. . ."
Er holte eilig die Aistchen aus dein
Aoffer — der liebenswürdige Ratgeber
schob sie selbst dem etwas echauffierten
dicken Herrn unter den Beinen durch
... tausendfacher Dank ... die Lokomotive
pfiff.... die Grenzstation war erreicht.
„Nichts zu verzollen?" Der Beamte,
.
Unüberlegt.
„Was haben Sie denn eben am Schlüsselloch gehört, Anna?" — „Ach,
sei'n Sie doch nicht so furchtbar neugierig!"
GIS\. Ans der Schule.
. Was ist z. 58. ein Mensch, der das Herz ans der Zunge hat?" —
„Ein Feinschmecker!" — „Unsinn! . . Oder weißt Du vielleicht, was ein Mensch
ist, der von der Leber weg redet?" — „Ein Bauchredner!"
Der arme Sonntagsreiter.
„. . . Nicht einmal im Schlaf hat man mehr seine Ruh'! Träum' ich heut'
nacht, ich reit' nach Schlenkerdorf und werd' dort von einem Schutzmann notiert, weil
mein Bett keine Hufeisen hat!" _
Bildung.
Richter: „Ihr Stand?"
Hausknecht: „Exporteur!"
Ein guter Kak.
«Ü^err Egidius Schnaufer fuhr in ein
E? Bad, das jenseits der Landesgrenze
lag. Er war wohl ein ziemlich geiziger
Mann; aber der Arzt hatte ihm in An-
betracht feiner immer mehr anwachsendcn
Dickleibigkeit so energisch zu einer Nur
geraten, daß er nicht mehr wagte, sie
aufzuschieben.
So ging es denn im Schnellzug der
Grenze entgegen. Schnaufers Vls-L-vls
— es mar nur dieser einzige Mitreisende
im Loupe — bildete ein noch ziemlich
junger Mann mit scharfgeprägten charak-
teristischen Zügen, der durch seine — aller-
dings etwas aufdringliche — Eleganz und
seine Beredsamkeit dem guten, noch wenig
in die Welt gekommenen Privatier ge-
waltig imponierte. Ein erfahreneres Auge
hätte in dem Herrn vielleicht einen jener
raffinierten Taschendiebe gesehen, welche
die fashionablcn Bäder zu bereisen pflegen.
Schnaufer aber erblickte in seinem liebens-
würdigen Begleiter den vollendeten Rava-
lier, dessen leutseliges Wesen sein ganzes
Herz erschloß, so daß er dem Fremden so-
gar das Geheimnis anvertraute, welches
schwer aus sein Gewissen drückte.
„wissen Sie", sagte er halblaut, als
man sich schon der Grenze näherte, „mein
Arzt hat mir strengstens jede Zigarre
verboten; aber ich rauche leidenschaftlich
— meine einzige Leidenschaft übrigens,
die mich Geld kostet -— und da Hab' ich
denn zwei Ristchen feinste Havannas bei
mir.wenn ich nur wüßte, wohin
damit .... der hohe Zoll .... Sie ver-
stehen schon. . .."
Der andere sann eine weile nach.
Dann lächelte er sein.
„Aber nichts einfacher als das!" warf
er hin. „Sic legen die Zigarren unter
die Bank - niemand sucht sie dort! . ."
„Ah l" rief Schnaufer erleichtert, ver-
blüfft von dem simplen Rat und doch be-
geistert von der so genialen Idee, „wunder-
bar .. wunderbar. . ."
Er holte eilig die Aistchen aus dein
Aoffer — der liebenswürdige Ratgeber
schob sie selbst dem etwas echauffierten
dicken Herrn unter den Beinen durch
... tausendfacher Dank ... die Lokomotive
pfiff.... die Grenzstation war erreicht.
„Nichts zu verzollen?" Der Beamte,
.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unüberlegt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 120.1904, Nr. 3066, S. 214
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg