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Der Lrdspiegel.

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heit besteht!" — Aber Ibrahim seufzte tief auf. „Du hast sie
noch nicht gesehen!" sagte er verzweifelnd. „Du kennst sie nicht!
iDenn Du ihre liebliche Gestalt, ihr reizendes Gesicht nur einmal
geschaut hättest, würdest Du wohl verstehen, daß man sich nicht
mehr davon trennen kann 1"

Der weise lächelte wieder. Lr ging in die Tiefe seiner
Dritte, entzündete dort ein kleines Reisigfeuer, warf dann unter
seltsamen Sprüchen allerlei Kräuter hinein und winkte dem
jungen Kaufmann - - der erstaunt seinem Treiben zusah — daß
er näher trete.

„Sich' hier in diesen Lrdspiegel", sprach der weise; „sobald
der Rauch sich darüber verzieht, wirst Du die schöne Latme sehen,
wie sie nach zwanzig Jahren aussicht! wenn Du sie gesehen
hast, dann wähle und handle!"

Ibrahim hielt den Atem an und sah in stummer Erregung
auf die Metallscheibc. Dann plötzlich zerstreuten sich die Rauch-
wolken, die sie überdeckt hatten; ein dicker lsals, ein dreifach

übereinander hängendes Kinn, feiste Racken, kleine verschwommene
Äuglein erschienen — der Jüngling stieß einen entsetzten Schrei
aus, starrte noch einen Moment auf das Bild, stürzte davon und
heiratete Rezza.

Der weise aber schmunzelte. —

Erst nach zwanzig Jahren traf er seinen freund Ibrahim
zufällig in der Stadt, wo er sich einige bescheidene Vorräte ein-
gekauft hatte, wieder. Aus dem Jüngling war ein ernster,
würdiger Mann, einer der reichsten feines Standes geworden.
Alle priesen ihn glücklich. Nur über seiner Stirne lagen hie und
da ein paar leise melancholische galten.

„Nun", sprach der weise, „bist Du zufrieden? Habe ich Dir
damals recht geraten, als ich Dir Latmes Bild nach zwanzig
Jahren im Lrdspiegel zeigte? Bist Du nun glücklich mit Deiner
Gattin?"

„Ach, Teuerster!" stöhnte da Ibrahim und drückte seine
Hand. „Warum hast Du mir nicht Rezza auch gezeigt?"

M. Herbert.

Der Lebemann, /zsd

„. . . Begreife nicht, wie man mit Einem verkehren kann,
der nicht schon einmal unter Kuratel gestanden!"

Ü bersch reib n n g.

Zechpreller (der, als er verduften wollte, vom Hausknecht
tüchtig durch geprügelt wurde): „Das ist eine Gemeinheit!
Für 2 Mark 50 Pfennig bin ich noch überall einfach
hinausgeworfen worden!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Lebemann" "Überschreibung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kober, Leo
Otrey, Alexander
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1904
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 120.1904, Nr. 3067, S. 227

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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