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In dieser Nacht konnte Don
Juan den Schlaf nicht finden.
Alte Zeiten tauchten vor ihm
empor und lockende Gestalten
umtanzten ihn. Aus seinen
Augen glitten Tränen. Die
Liebe hatte wieder Einzug in
sein kferz gehalten und das
kserz begann wieder so wild
zu klopfen, wie ehedem, da
noch auf seinen: chaupte die
Locken wallten.
In der Irühe eilte Don
Juan zun: Eremiten und klagte
ihn: sein Leid. Der fromme
Mann verwies ihn auf die Ver-
gänglichkeit aller irdischen Ireu-
den — aber der Wehklagende
brach in heftige Tränen aus.
„Nein, nein, o heiliger
Mann", so sprach er, „ein
Zauberkraut allein, das mir
meine Jugend wiedergäbe,
kann die flammen löschen, die
mich durchlodern!"
Der Eremit schaute ihn
lange an, dann antwortete
er: „Mir steht der Zauber
fern. Ich will versuchen, Deinen
Wunsch durch inein Gebet zu
erfüllen. Sehe Dich auf jene
Bank!"
Erschöpft begab sich Don
Juan auf die Ruhestätte.
Seine Augen schlossen sich — er
schlief ein. — plötzlich erwachte
er. Vor ihm stand der Eremit.
Erstaunt schaute Don Juan
um sich. Langsam erhob er
sich. Da fühlte er, wie es in
seinen: cherzen lachte, und wie
alles in ihn: lebendig und
warn: war. Er strich sich über
sein chaupt, und da wallten
die Locken. Nie schienen ihn:
die Bäume grüner, der chimmel
nie blauer, nie klang ihn: der
Vogelfang frischer. Selbst der
heilige Mann schien ihn: jünger zu sein.
Da dankte er ihn: inbrünstig und lief zu
Mirandola.
Aber das Gärtchen stand leer, wahrschein-
lich war Mirandola mit den: Bauernburschen
entflohen. Er forschte nach, er fragte herum,
er durchrannte die ganze Stadt — von Mirandola keine Spur.
Da raste er zun: Eremiten, ans daß ihn: dieser Mirandolas
Aufenthalt mitteiltc.
Aber der Eremit lächelte
und sprach : „G törichter ^fant I
Mirandola willst Du finden?
Merke aufl Mirandola war
sechzehn Jahre alt. Du bist
um dreißig Jahre jünger ge-
worden. Die Rechnung ist ein-
fach: Du mußt noch vierzehn
Jahre warten, bis Mirandola
geboren werden wird . . ."
Da brach der Ärmste zu-
sammen und bat den heiligen
Mann, von ihn: die Jugend
wieder zn nehmen, damit er
Mirandola wieder sehen könne.
And der Eremit betete, daß
Don Juans Wunsch erfüllt
werde....
Er schritt, wieder alt ge-
worden, aus den: Walde. Der
Vollmond stand an: chimmel, die
Nachtviolen dufteten. An den
Zaun des Gartens gelehnt,
plauderte Mirandola mit den:
Bauernburschen. Ihre chand
lag in der seinigen, sein Mund
war nahe den: ihrigen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Don Juans letzte Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3121, S. 244
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Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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