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befiedert: —- „Du schöne Rose, — Du makellose, — wie muß der
Mann in Lust erglühen, — an dessen Brust Du wirst erblühen I —
Du Vogel aus dem Paradies — mit dem bunten Gefieder, — den,
Allah singen hieß — so liebliche Lieder, — wie herrlich ist der
Wald, — in dem Deine Stimme schallt I — Aber, Du Rose, an
meiner Brust — würdest Du leidbcwußt — schnell verdorrt
Dich herniederneigen, — und in meinem Wald, — Du schöner
Vogel, wie bald — würden Deine Lieder schweigen I — wenn
Du Dir Rechenschaft gibst — von Deiner Leidenschaft Starke, —
lernst Du, daß Du mich nicht liebst, — nein, nur meine Werke. —
Du selbst hast bekannt: — ,wie der Diamant — an Deiner schönen
Hand — bin ich zu meinein Leide — Dir nur ein Geschmeide —
den andern zuin Neide.' — Doch hier, wo nur dem Vergnügen —
die Menschen sich fügen, — wo vom hauch des Erschlaffens —
die Lust stirbt des Schaffens, — hier würde der Glanz — Deines
Diamants — gar schnell erblinden, — und statt der Neider
würdest Du leider — bald Lästerer finden. — Darum, o Herrin,
laß mich von hinnen, — dann will ich ein Danklied Dir ersinnen,
— das soll wie ein Verschwender — Dein Lob streu'n über die
is.
Länder — und besser als ein trüg'risch wagen — zu den fernsten
Tagen — Deinen Namen tragen! —"
Da sprach Suleicha nach kurzem Schwanken: — „Ich finde
richtig Deine Gedanken. — Du Weiser, — Du wahrheitspreiser,
— Du hast mich edlern Stolz gelehrt; — was Du verlangst, sei
Dir gewährt. — Mein Freund, zieh' hin, — mein Herz, mein
Sinn, — nimm an, es sei mit Dir gezogen, — geh', hefte mit
Deiner Sternenschrift, — daß man ihn in weiten Fernen trifft, —
ineinen Namen an den himmelsbogen!" — —
- Und Hafis ging, im Stillen vergnügt, — daß man sich
in seinen willen gefügt. —
~Sit der Nähe des Hofes war — ein Aaufmannsbasar. —
Da vertauschte Hafis sein prächtig' Gewand — gegen ein ärmliches,
das er fand, — dazu er noch einen Esel erstand. —
— vor ihrem Hause saß Leila, die Arme verschränkt, — das
Haupt gesenkt. —
Da kam um die Ecke ein hübsches Grautier, — ein wahres
Schautier, — und daneben im eiligen Lauf — kam Schemheddin
die Straße herauf, •— singend ein Lied, das sic oft gesungen; -
und Leila ist jubelnd emporgesprungen, — und sie hielten ein-
ander umschlungen. —
Und Hafis rief: „Da hast Du mich wieder, — o Leila,
Du liebst nicht nur meine Lieder, — und meinen Ruhm — und
mein Dichtertum — Du bist das liebste, das treu'ste der Weiber,
— Du liebst mich selbst — auch als Eselstreiber!"
Albert Roderich.
befiedert: —- „Du schöne Rose, — Du makellose, — wie muß der
Mann in Lust erglühen, — an dessen Brust Du wirst erblühen I —
Du Vogel aus dem Paradies — mit dem bunten Gefieder, — den,
Allah singen hieß — so liebliche Lieder, — wie herrlich ist der
Wald, — in dem Deine Stimme schallt I — Aber, Du Rose, an
meiner Brust — würdest Du leidbcwußt — schnell verdorrt
Dich herniederneigen, — und in meinem Wald, — Du schöner
Vogel, wie bald — würden Deine Lieder schweigen I — wenn
Du Dir Rechenschaft gibst — von Deiner Leidenschaft Starke, —
lernst Du, daß Du mich nicht liebst, — nein, nur meine Werke. —
Du selbst hast bekannt: — ,wie der Diamant — an Deiner schönen
Hand — bin ich zu meinein Leide — Dir nur ein Geschmeide —
den andern zuin Neide.' — Doch hier, wo nur dem Vergnügen —
die Menschen sich fügen, — wo vom hauch des Erschlaffens —
die Lust stirbt des Schaffens, — hier würde der Glanz — Deines
Diamants — gar schnell erblinden, — und statt der Neider
würdest Du leider — bald Lästerer finden. — Darum, o Herrin,
laß mich von hinnen, — dann will ich ein Danklied Dir ersinnen,
— das soll wie ein Verschwender — Dein Lob streu'n über die
is.
Länder — und besser als ein trüg'risch wagen — zu den fernsten
Tagen — Deinen Namen tragen! —"
Da sprach Suleicha nach kurzem Schwanken: — „Ich finde
richtig Deine Gedanken. — Du Weiser, — Du wahrheitspreiser,
— Du hast mich edlern Stolz gelehrt; — was Du verlangst, sei
Dir gewährt. — Mein Freund, zieh' hin, — mein Herz, mein
Sinn, — nimm an, es sei mit Dir gezogen, — geh', hefte mit
Deiner Sternenschrift, — daß man ihn in weiten Fernen trifft, —
ineinen Namen an den himmelsbogen!" — —
- Und Hafis ging, im Stillen vergnügt, — daß man sich
in seinen willen gefügt. —
~Sit der Nähe des Hofes war — ein Aaufmannsbasar. —
Da vertauschte Hafis sein prächtig' Gewand — gegen ein ärmliches,
das er fand, — dazu er noch einen Esel erstand. —
— vor ihrem Hause saß Leila, die Arme verschränkt, — das
Haupt gesenkt. —
Da kam um die Ecke ein hübsches Grautier, — ein wahres
Schautier, — und daneben im eiligen Lauf — kam Schemheddin
die Straße herauf, •— singend ein Lied, das sic oft gesungen; -
und Leila ist jubelnd emporgesprungen, — und sie hielten ein-
ander umschlungen. —
Und Hafis rief: „Da hast Du mich wieder, — o Leila,
Du liebst nicht nur meine Lieder, — und meinen Ruhm — und
mein Dichtertum — Du bist das liebste, das treu'ste der Weiber,
— Du liebst mich selbst — auch als Eselstreiber!"
Albert Roderich.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hafis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 125.1906, Nr. 3185, S. 64
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg