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Mir Sachsen.
ir Sachsen, mir missen doch wirklich was
Eigenes an uns haml" begann eines Abends
der privatisierende Bäckermeister Paul Stresemann
an seinem Stammtische zu Blasewitz, „iewerall, wo
nur hinkommen, iewerall wär'n mir doch gleich als
wachsen erkannt! An der Sprache — wie mer viel-
lcicht glohm machte — an der liegt's »ich; da derfier
könnt' 'ch Sie den bindigsten Nachweis fiehr'n, wenn
2e mir änn' Gogenblick Gehör schenken wollen I
Also: schon eegal hatt' 'ch mich dadriewer gc-
gröbscht, daß se immer gleich wußten, woher daß
>ner is. Wie 'ch also nu' 's nächste Mal nach Breiß'sch
Berlin mache, un' mich ähm in Kaffee Bauer heislich
niedergelassen hawe, verstell' 'ch mich mit der Sprache
nn' sage jm reensten Berliner Dialekte zum Kellner:
l,Bber, bringen Se mich mal jefälligst, aber etwas
plötzlich, ä' Schälchen kjeeßenl"
kjärnse, da feixt Sie der alwerne Binsel un'
Murmelt mit halwer Stimme so in sich 'nein:
,,5cheene sieße?"
Nadierlich merkt' 'ch gleich, wo er 'naus wollte,
der Schafskobb I Ich Hab' mich awer Hernachens
gerächt, blud'g gerächt: zwee Lenge Trinkgeld, keen
Dreier mehr! —
A' andermal hatt' 'ch in Wien, an der scheenen
l'lau'n Donau, geschäftlich zu dun.
„Stresemann I" sagt' 'ch da zu mir, „jetzt awer
off getagt, daß de nich gleich wieder so 'neinfällst I"
Ich also im reensten Wiener Dialekte zum
Kellner: „Pepperl, bringen S' mir halt a' paar
Weaner Wirschtl mit Aren un' ä' Däbbchen
^ilsner!"
bjärnse, ooch der Binsel seixte Sie wieder un'
Meente: „Der kserr Baron san g'wiß in Dresden
konditioniert I"
Dadriewer wurd' 'ch nu' awer so fucht'g, daß
ch gleich bsals iewer Kobb fortmachte, ins Ausland
nrewer, direkt iewern Semmering 'niewer, in eener
Dour weiter, durch Vweridaljen gleich bis nach Nizze.
Dort koof 'ch mer ä' Baar feine Lackschuh',
ss gestreestes Schemiseddchen, um daniit mer vom
Iägerhemde nischt seh'n kannte, un' ä' Monohgel, lasse
'«er ooch zum Iwerslnß noch 'n Bart scheene spitz
schneiden, so daß 'ch nu' aussah wie ä' ächter
Lranzose, un' keener änn' Sachsen mehr in mir ver-
muten konnte.
Ich also, ich sitze Sie nu' so im Bawilljohn, unden
a,u Strande, winke ’m Kellner un' sag' ’m im reensten
Lranzeefsch: „Oarsong,“ sag' 'ch, „ielme bedide
boddelj Schiliäng, s’il wuh bläh!“ *)
Das hatt' 'ch mer nämlich so aus 'm Daschen-
märterbuche zusammengeklaubt.
An' ooch hier wieder, seh'n Sc, kam Sie das
«lwerne Leiren, un' wie der Halunke mir 's Lläsch-
'len hinsetzt, da schlawwert er was von „La Saxe“
von „scholli bäy“ **), was 'ch awer nadierlich
un'
’) Gargon, une petite bouteille Julien!
**) Joli pays.
nich richt'g verstand, un' zu versteh'n ooch gar kee Listchen verspielte. — Ich
konnte mer's freilich so ungefähr denken, was das mit „La Saxe“ zu be-
decken hatte I —
Lranzees'sch ausseh'n, franzees'sch sprechen — un' dennoch erkannt wär'n —
— mir Sachsen, mir missen ähm wirklich doch was recht Eigenes haml De
Sprache awer, an der kann's nich liegen!" R, v.
Frag' und Antwort.
<MMdeanderl, i' Hab' Di' gernl
Magst net mei' Schatzerl wer'n?" —
„Kan's nimmer wer'n die Dein' —
Trias ja scho' fein!"
-»«UM-
Ein Kiin st freund.
„Am Dienstag veranstaltet unser Dilettantcnverein eine Ausführung.
Darf ich Ihnen in Anbetracht des guten Zwecks nicht auch ein paar Billette
schicken, Herr Rat?" — „Gerne, meine Gnädige — wenn ich bitten darf, am
Mittwoch morgen." _______
Das kleinere ltbei.
„. . Ella soll ja ihrem Bräutigam Rauchen, Trinken und sogar die Jagd
untersagt habenI Hat er all' diese Dinge aufgegeben?" — „Nein — bloß die
Braut."
Mir Sachsen.
ir Sachsen, mir missen doch wirklich was
Eigenes an uns haml" begann eines Abends
der privatisierende Bäckermeister Paul Stresemann
an seinem Stammtische zu Blasewitz, „iewerall, wo
nur hinkommen, iewerall wär'n mir doch gleich als
wachsen erkannt! An der Sprache — wie mer viel-
lcicht glohm machte — an der liegt's »ich; da derfier
könnt' 'ch Sie den bindigsten Nachweis fiehr'n, wenn
2e mir änn' Gogenblick Gehör schenken wollen I
Also: schon eegal hatt' 'ch mich dadriewer gc-
gröbscht, daß se immer gleich wußten, woher daß
>ner is. Wie 'ch also nu' 's nächste Mal nach Breiß'sch
Berlin mache, un' mich ähm in Kaffee Bauer heislich
niedergelassen hawe, verstell' 'ch mich mit der Sprache
nn' sage jm reensten Berliner Dialekte zum Kellner:
l,Bber, bringen Se mich mal jefälligst, aber etwas
plötzlich, ä' Schälchen kjeeßenl"
kjärnse, da feixt Sie der alwerne Binsel un'
Murmelt mit halwer Stimme so in sich 'nein:
,,5cheene sieße?"
Nadierlich merkt' 'ch gleich, wo er 'naus wollte,
der Schafskobb I Ich Hab' mich awer Hernachens
gerächt, blud'g gerächt: zwee Lenge Trinkgeld, keen
Dreier mehr! —
A' andermal hatt' 'ch in Wien, an der scheenen
l'lau'n Donau, geschäftlich zu dun.
„Stresemann I" sagt' 'ch da zu mir, „jetzt awer
off getagt, daß de nich gleich wieder so 'neinfällst I"
Ich also im reensten Wiener Dialekte zum
Kellner: „Pepperl, bringen S' mir halt a' paar
Weaner Wirschtl mit Aren un' ä' Däbbchen
^ilsner!"
bjärnse, ooch der Binsel seixte Sie wieder un'
Meente: „Der kserr Baron san g'wiß in Dresden
konditioniert I"
Dadriewer wurd' 'ch nu' awer so fucht'g, daß
ch gleich bsals iewer Kobb fortmachte, ins Ausland
nrewer, direkt iewern Semmering 'niewer, in eener
Dour weiter, durch Vweridaljen gleich bis nach Nizze.
Dort koof 'ch mer ä' Baar feine Lackschuh',
ss gestreestes Schemiseddchen, um daniit mer vom
Iägerhemde nischt seh'n kannte, un' ä' Monohgel, lasse
'«er ooch zum Iwerslnß noch 'n Bart scheene spitz
schneiden, so daß 'ch nu' aussah wie ä' ächter
Lranzose, un' keener änn' Sachsen mehr in mir ver-
muten konnte.
Ich also, ich sitze Sie nu' so im Bawilljohn, unden
a,u Strande, winke ’m Kellner un' sag' ’m im reensten
Lranzeefsch: „Oarsong,“ sag' 'ch, „ielme bedide
boddelj Schiliäng, s’il wuh bläh!“ *)
Das hatt' 'ch mer nämlich so aus 'm Daschen-
märterbuche zusammengeklaubt.
An' ooch hier wieder, seh'n Sc, kam Sie das
«lwerne Leiren, un' wie der Halunke mir 's Lläsch-
'len hinsetzt, da schlawwert er was von „La Saxe“
von „scholli bäy“ **), was 'ch awer nadierlich
un'
’) Gargon, une petite bouteille Julien!
**) Joli pays.
nich richt'g verstand, un' zu versteh'n ooch gar kee Listchen verspielte. — Ich
konnte mer's freilich so ungefähr denken, was das mit „La Saxe“ zu be-
decken hatte I —
Lranzees'sch ausseh'n, franzees'sch sprechen — un' dennoch erkannt wär'n —
— mir Sachsen, mir missen ähm wirklich doch was recht Eigenes haml De
Sprache awer, an der kann's nich liegen!" R, v.
Frag' und Antwort.
<MMdeanderl, i' Hab' Di' gernl
Magst net mei' Schatzerl wer'n?" —
„Kan's nimmer wer'n die Dein' —
Trias ja scho' fein!"
-»«UM-
Ein Kiin st freund.
„Am Dienstag veranstaltet unser Dilettantcnverein eine Ausführung.
Darf ich Ihnen in Anbetracht des guten Zwecks nicht auch ein paar Billette
schicken, Herr Rat?" — „Gerne, meine Gnädige — wenn ich bitten darf, am
Mittwoch morgen." _______
Das kleinere ltbei.
„. . Ella soll ja ihrem Bräutigam Rauchen, Trinken und sogar die Jagd
untersagt habenI Hat er all' diese Dinge aufgegeben?" — „Nein — bloß die
Braut."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Frag' und Antwort"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1910
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 133.1910, Nr. 3410, S. 261
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg