Ein fideler Postbeamter.
Pech.
——2-. Pech.
r
sy ' batte sie das erstemal in einer Loge des Apollotheaters ge-
„ !^ehen. Blond war sie, mit Augen jung und strahlend, blau-
Lrün
rot ^^'brend wie die junger Angorakatzen. Ihre Lippen waren
^' D°U, und ihre Mangen zeigten, wenn sie lachte, zwei Grübchen
perrgott, Grübchen, für die allein man seine Seligkeit ruhig vcr-
. en konnte! (Ein schwarzes Leidenkleid umschloß die biegsame Ge-
stalt
und schneeweiß schimmerte es durch die Spitzen der Bluse.
jenem Abende vermochte ich an nichts anderes mehr zu
und6lt °*S an ^'efe grünblauen Kinderaugcn, die mich in Machen
fit träumen verfolgten. Durch fünf Machen annoncierte ich Tag
! lag im Tagblatte in Fettdruck: „Jene reizende blonde Dame,
.. tc. rc." — <Dhne (Erfolg. Ich nahm mir Urlaub auf unbe-
. "ite Zeit und wanderte in der Hoffnung, sie doch irgend einmal
c~c»bu>o zu sehen, von 7 Uhr früh bis 2 llhr nachts durch alle
^ raßen, raste fäintliche vergnügungskokale ab und trank täglich
^.! ^'s 20 Schalen „Gold mit" und „ohne Baut" in sämtlichen Kaffee-
^>fern Miens. — vergeblich.
paar Lackschuhe waren ruiniert; statt meines kleinen ver-
">ügen5
detektj,
besaß ich zooo Kronen Schulden, kannte sämtliche Privat-
"vs von Wien, war aus dem Amte entlassen, wog 25 Kilo
r"9et und hatte ein gebrochenes Herz. — Ich trinke daher vor-
gestern im Kaffee Scheide! eine letzte Taffe Schwarzen, schreibe
auf einem Blatte meines Notizbuches inein Testament, nehme
von meinem Stammplätze Abschied und begebe mich auf den
Heimweg, um in meinen vier Mänden dieser (Dual ein Ende
zu machen.
Beim Schottentor fühle ich, wie elend ich beisauuuen bin,
und beschließe, den Rest des Meges bis zur Volksoper zu
fahren. Eben benPe ich nach, was wohl meine Zimmerfrau
morgen sagen werde, wenn sie mich, aller Lebenssorgen frei,
still und bleich im Bette stnden werde — da saust ein F-Magen
heran.
Und rückwärts auf der Plattform steht — sie — sic —
uin deretwillen ich mein Aint verlor, meine Gesundheit ein
büßte, (000 Kronen Schulden machte — in einem reizenden,
goldbraunen, englischen Tuchkleide, und unter einem märchen-
haft großen schwarzen Hut sehen mich ihre Augen an und
ein schelnnsches Lächeln huscht über die vollen Wangen, daß
die beiden Grübchen sichtbar werden.
Ein Iubelschrei rast durch meine Seele — nein — nun
soll mir nichts mehr auf Erden mein Glück rauben. Zitternd
lüfte ich meinen Hut zu stillem Gruße — sie dankt mit unend-
lich graziösem Nicken, mit einem schelmischen Lächeln — Hurra
brüllt meine Seele — Freund, fasse dein Glück!
Ich ergreife die Messingstange der Elektrischen, die sich
bereits in Bewegung setzt — steige auf das Trittbrett — da,
da — — da sagt der Barbar von einem Kondukteur — -
„Komplett, bitte!" Arltz wehr.
£ B u m m ler - Mo » olvg. ^
„In der Stadt muaß's schon recht viel Faulenzer geb'n!
Wo d' hinkommst — überall bietstr s' dir Arbeit an!"
Pech.
——2-. Pech.
r
sy ' batte sie das erstemal in einer Loge des Apollotheaters ge-
„ !^ehen. Blond war sie, mit Augen jung und strahlend, blau-
Lrün
rot ^^'brend wie die junger Angorakatzen. Ihre Lippen waren
^' D°U, und ihre Mangen zeigten, wenn sie lachte, zwei Grübchen
perrgott, Grübchen, für die allein man seine Seligkeit ruhig vcr-
. en konnte! (Ein schwarzes Leidenkleid umschloß die biegsame Ge-
stalt
und schneeweiß schimmerte es durch die Spitzen der Bluse.
jenem Abende vermochte ich an nichts anderes mehr zu
und6lt °*S an ^'efe grünblauen Kinderaugcn, die mich in Machen
fit träumen verfolgten. Durch fünf Machen annoncierte ich Tag
! lag im Tagblatte in Fettdruck: „Jene reizende blonde Dame,
.. tc. rc." — <Dhne (Erfolg. Ich nahm mir Urlaub auf unbe-
. "ite Zeit und wanderte in der Hoffnung, sie doch irgend einmal
c~c»bu>o zu sehen, von 7 Uhr früh bis 2 llhr nachts durch alle
^ raßen, raste fäintliche vergnügungskokale ab und trank täglich
^.! ^'s 20 Schalen „Gold mit" und „ohne Baut" in sämtlichen Kaffee-
^>fern Miens. — vergeblich.
paar Lackschuhe waren ruiniert; statt meines kleinen ver-
">ügen5
detektj,
besaß ich zooo Kronen Schulden, kannte sämtliche Privat-
"vs von Wien, war aus dem Amte entlassen, wog 25 Kilo
r"9et und hatte ein gebrochenes Herz. — Ich trinke daher vor-
gestern im Kaffee Scheide! eine letzte Taffe Schwarzen, schreibe
auf einem Blatte meines Notizbuches inein Testament, nehme
von meinem Stammplätze Abschied und begebe mich auf den
Heimweg, um in meinen vier Mänden dieser (Dual ein Ende
zu machen.
Beim Schottentor fühle ich, wie elend ich beisauuuen bin,
und beschließe, den Rest des Meges bis zur Volksoper zu
fahren. Eben benPe ich nach, was wohl meine Zimmerfrau
morgen sagen werde, wenn sie mich, aller Lebenssorgen frei,
still und bleich im Bette stnden werde — da saust ein F-Magen
heran.
Und rückwärts auf der Plattform steht — sie — sic —
uin deretwillen ich mein Aint verlor, meine Gesundheit ein
büßte, (000 Kronen Schulden machte — in einem reizenden,
goldbraunen, englischen Tuchkleide, und unter einem märchen-
haft großen schwarzen Hut sehen mich ihre Augen an und
ein schelnnsches Lächeln huscht über die vollen Wangen, daß
die beiden Grübchen sichtbar werden.
Ein Iubelschrei rast durch meine Seele — nein — nun
soll mir nichts mehr auf Erden mein Glück rauben. Zitternd
lüfte ich meinen Hut zu stillem Gruße — sie dankt mit unend-
lich graziösem Nicken, mit einem schelmischen Lächeln — Hurra
brüllt meine Seele — Freund, fasse dein Glück!
Ich ergreife die Messingstange der Elektrischen, die sich
bereits in Bewegung setzt — steige auf das Trittbrett — da,
da — — da sagt der Barbar von einem Kondukteur — -
„Komplett, bitte!" Arltz wehr.
£ B u m m ler - Mo » olvg. ^
„In der Stadt muaß's schon recht viel Faulenzer geb'n!
Wo d' hinkommst — überall bietstr s' dir Arbeit an!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein fideler Postbeamter" "Bummler-Monolog"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 134.1911, Nr. 3423, S. 111
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg