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er Rcrr ging mit der Gnädigen aus,
Keine iDenfcbenfeele blieb zu fjauf-
Dur das Stubenmädel, die bete;
Im Garten fitst fie, binter’m Stakete,
Blond, blitzsauber.
Droben im Birnbaum gurrt der tauber,
Mit Löwenzahn ift die Miefe beftickt,
Goldregen leuchtet, Glieder nickt
Und fliiftert duftend von zärtlichen Dingen,
Jernber fummt es wie Geigenfingen.
^onnkagnachmikkag.
Uor dem Zaun mit juchhei
Slattert's vorbei:
Mädel mit luftigen Jriibjahrsblufen,
Maikätzchen im Gürtel, Geliehen am Bufen,
Studenten mit Mützen, fcbmuck und jung,
Mit farbigem Schlipfe der Cadenfchwung,
hellblaue Ulanen und wunderbar -
Gin roter bufar!
Da werden der Rete die Jfugen feucht,
6s glimmert darinnen Sebnfucbtsgeleucbt,
Ihr [iebzebnjäbriges herze fchlägt,
Das Brüftlein hebt (ich febmerzbewegt:
„Gch Gott, da fitz' ich nun allein
Und möchte doch auch gern fröhlich fein
flm lieben Sonntag!“ — „Dur ftill, mein
Kind,
Ich wüsste [cbon einen Saufewind,
Der-ftill, nur nicht den Mut ver-
lieren :
So manches noch kann heute paffieren!“
Reinhard Uolker.
ttZ Schlauer.
re Kaufleute Rarrch rtnb Ringel, die in einer belebten Straße
gerade einander gegenüber ihre Tabakgefchüfte haben, suchen
sich natürlich in wirksamer Reklame zu überbieten. In dieser Woche
ist — wie Ringel mit Ärger gestehen muß — Rauch bedeutend
voraus. Denn er hat ein hübsches Mädchen, als Brasilianerin
gekleidet, au's Fenster gesetzt. Dort dreht sie Zigaretten und lockt
selbstverständlich viele Zuschauer herbei, von denen dam: mancher
in den Laden tritt und kauft.
Mehrere Tage laust Ringel verdrossen umher und giftet sich
über das höhnische Lächeln seines Gegenübers. Plötzlich aber hat
er eine Idee.
Am nächsten Tage sitzt auch bei ihm eine zigarettendrehende
Brasilianerin am Fenster — merkwürdigerweise jedoch mit dein
Rücken gegen das Publikum. Nicht ein einziges Mal wendet sie
sich trotz allen Räusperns, Klopfens, Scherzens der immer dichter
außen Versammelten. Und doch muß sie nach der zierlichen Gestalt,
den graziösen Locken, dem zarten Nacken sicher auch ein wundes
hübsches Ge sicht er l haben. Die Neugierde wächst und schließlich
geht jeder, um sie von vorne zu sehen, in den Laden und kauft. — Jetzt lächelt Ringel und Rauch schluckt Essig.
TIi. imitier.
er Rcrr ging mit der Gnädigen aus,
Keine iDenfcbenfeele blieb zu fjauf-
Dur das Stubenmädel, die bete;
Im Garten fitst fie, binter’m Stakete,
Blond, blitzsauber.
Droben im Birnbaum gurrt der tauber,
Mit Löwenzahn ift die Miefe beftickt,
Goldregen leuchtet, Glieder nickt
Und fliiftert duftend von zärtlichen Dingen,
Jernber fummt es wie Geigenfingen.
^onnkagnachmikkag.
Uor dem Zaun mit juchhei
Slattert's vorbei:
Mädel mit luftigen Jriibjahrsblufen,
Maikätzchen im Gürtel, Geliehen am Bufen,
Studenten mit Mützen, fcbmuck und jung,
Mit farbigem Schlipfe der Cadenfchwung,
hellblaue Ulanen und wunderbar -
Gin roter bufar!
Da werden der Rete die Jfugen feucht,
6s glimmert darinnen Sebnfucbtsgeleucbt,
Ihr [iebzebnjäbriges herze fchlägt,
Das Brüftlein hebt (ich febmerzbewegt:
„Gch Gott, da fitz' ich nun allein
Und möchte doch auch gern fröhlich fein
flm lieben Sonntag!“ — „Dur ftill, mein
Kind,
Ich wüsste [cbon einen Saufewind,
Der-ftill, nur nicht den Mut ver-
lieren :
So manches noch kann heute paffieren!“
Reinhard Uolker.
ttZ Schlauer.
re Kaufleute Rarrch rtnb Ringel, die in einer belebten Straße
gerade einander gegenüber ihre Tabakgefchüfte haben, suchen
sich natürlich in wirksamer Reklame zu überbieten. In dieser Woche
ist — wie Ringel mit Ärger gestehen muß — Rauch bedeutend
voraus. Denn er hat ein hübsches Mädchen, als Brasilianerin
gekleidet, au's Fenster gesetzt. Dort dreht sie Zigaretten und lockt
selbstverständlich viele Zuschauer herbei, von denen dam: mancher
in den Laden tritt und kauft.
Mehrere Tage laust Ringel verdrossen umher und giftet sich
über das höhnische Lächeln seines Gegenübers. Plötzlich aber hat
er eine Idee.
Am nächsten Tage sitzt auch bei ihm eine zigarettendrehende
Brasilianerin am Fenster — merkwürdigerweise jedoch mit dein
Rücken gegen das Publikum. Nicht ein einziges Mal wendet sie
sich trotz allen Räusperns, Klopfens, Scherzens der immer dichter
außen Versammelten. Und doch muß sie nach der zierlichen Gestalt,
den graziösen Locken, dem zarten Nacken sicher auch ein wundes
hübsches Ge sicht er l haben. Die Neugierde wächst und schließlich
geht jeder, um sie von vorne zu sehen, in den Laden und kauft. — Jetzt lächelt Ringel und Rauch schluckt Essig.
TIi. imitier.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schlauer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1911
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 134.1911, Nr. 3433, S. 228
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg