Das XXVtffcr der Treue. —
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wollte das junge paar aus dem Süden wieder heiin-
^^ren — als sich auf de», Bahnhof eine Zigeunerin an
teT- J drängte. Die schlaue Alte hatte in ihnen ksochzeits-
^ ende erkannt und zog heimlich ein kleines Fläschchen mit einer
fie °^^e^en Flüssigkeit aus der Tasche. „Kauft, fjcrr!" flüsterte
fi'l ,."^auft das Wasser der Treue! Solange Mann und Weib
■ lieben wie am Hochzeitstag, bleibt es klar und rein wie der
wl ^ 8erg.... bricht aber eines von beiden die Treue, so
* es tiefschwarz wie die Nacht!"
idre "^end und scherzend erstanden sie das Fläschchen, das nach
/ Rückkunft hoch oben auf den: Schrank im Speisezimmer
eegestellt wurde.
j^.. ®ott geriet es in Vergessenheit. — Jahre vergingen. Kein
j,9r *etl Geübte den Himmel des ehelichen Glücks, und es kam
ät'u* '5en satten hart an, als eines Sommers Frau Sophie auf
u,-, t,e Weisung für einige Wochen ein Bad aufsuchen mußte,
IjaltcC"j* *^r ^amt durch Geschäfte in der Stadt zurückgc-
' Am Abend vor ihrer Heimkehr saß er mit seinem besten
tiot’*n'?e’ '5en er 3U slch geladen, im Speisezimmer. Sie redeten
^licT^ l'°n **er Rückkunft der Gattin. Zufällig fiel da Gttos
^uf das längst vergessene Fläschchen. Er schilderte dem
Freunde den damit erlebten Spaß. „Selbstverständlich", sagte er
lachend, „war die ganze Geschichte nur ein jedenfalls sehr ein-
träglicher Schwindel der schlauen Alten!" — „Selbstverständlich",
wiederholte der andere. Sie nahmen das Fläschchen herab und
schüttelten es.
„Pures Wasser!" meinte Gtto.
„weißt Du", rief er dann plötzlich, „da machen wir einen
Spaß I Du kennst mich, ich habe mir ja nichts vorzuwerfen. Nun
wollen wir aber, um Sophie zu necken, das Wasser ausgießen und
Tinte hineinschütten I"
Gesagt — getan. Dabei freute man sich auf das Lachen
und die Neckerei nach Rückkehr der Gattin.
Diese wurde am nächsten Mittag von beiden Freunden auf
dem Bahnhof empfangen und in ihr keim geleitet. Als man
dort schon das Speisezimmer betreten hatte, sachte Frau Sophie
plötzlich: „Ach, noch einen Augenblick, meine Herren, bitte ich,
sich im Schreibzimmer zu gedulden... eine Kleinigkeit an meiner
Toilette!"
Bald war ihnen der Wiedereintritt gestattet, wie zufällig
fiel der erste Blick des Gatten auf das spaßhafte Fläschchen -
das Auge seines Freundes folgte ihm — kristallhell funkelte eine
spiegelklare Flüssigkeit in tausend Lichtstrahlen....
Vorschlag zur Güte. -4-
Vortragender
1 As nur zwei Personen erschienen
sind):
»Meinen angekündigten Vor-
tra9 werde ich wohl nicht halten
Eonne», meine Herren — aber vielleicht
Aachen wir eine Tarockpartie!?"
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wollte das junge paar aus dem Süden wieder heiin-
^^ren — als sich auf de», Bahnhof eine Zigeunerin an
teT- J drängte. Die schlaue Alte hatte in ihnen ksochzeits-
^ ende erkannt und zog heimlich ein kleines Fläschchen mit einer
fie °^^e^en Flüssigkeit aus der Tasche. „Kauft, fjcrr!" flüsterte
fi'l ,."^auft das Wasser der Treue! Solange Mann und Weib
■ lieben wie am Hochzeitstag, bleibt es klar und rein wie der
wl ^ 8erg.... bricht aber eines von beiden die Treue, so
* es tiefschwarz wie die Nacht!"
idre "^end und scherzend erstanden sie das Fläschchen, das nach
/ Rückkunft hoch oben auf den: Schrank im Speisezimmer
eegestellt wurde.
j^.. ®ott geriet es in Vergessenheit. — Jahre vergingen. Kein
j,9r *etl Geübte den Himmel des ehelichen Glücks, und es kam
ät'u* '5en satten hart an, als eines Sommers Frau Sophie auf
u,-, t,e Weisung für einige Wochen ein Bad aufsuchen mußte,
IjaltcC"j* *^r ^amt durch Geschäfte in der Stadt zurückgc-
' Am Abend vor ihrer Heimkehr saß er mit seinem besten
tiot’*n'?e’ '5en er 3U slch geladen, im Speisezimmer. Sie redeten
^licT^ l'°n **er Rückkunft der Gattin. Zufällig fiel da Gttos
^uf das längst vergessene Fläschchen. Er schilderte dem
Freunde den damit erlebten Spaß. „Selbstverständlich", sagte er
lachend, „war die ganze Geschichte nur ein jedenfalls sehr ein-
träglicher Schwindel der schlauen Alten!" — „Selbstverständlich",
wiederholte der andere. Sie nahmen das Fläschchen herab und
schüttelten es.
„Pures Wasser!" meinte Gtto.
„weißt Du", rief er dann plötzlich, „da machen wir einen
Spaß I Du kennst mich, ich habe mir ja nichts vorzuwerfen. Nun
wollen wir aber, um Sophie zu necken, das Wasser ausgießen und
Tinte hineinschütten I"
Gesagt — getan. Dabei freute man sich auf das Lachen
und die Neckerei nach Rückkehr der Gattin.
Diese wurde am nächsten Mittag von beiden Freunden auf
dem Bahnhof empfangen und in ihr keim geleitet. Als man
dort schon das Speisezimmer betreten hatte, sachte Frau Sophie
plötzlich: „Ach, noch einen Augenblick, meine Herren, bitte ich,
sich im Schreibzimmer zu gedulden... eine Kleinigkeit an meiner
Toilette!"
Bald war ihnen der Wiedereintritt gestattet, wie zufällig
fiel der erste Blick des Gatten auf das spaßhafte Fläschchen -
das Auge seines Freundes folgte ihm — kristallhell funkelte eine
spiegelklare Flüssigkeit in tausend Lichtstrahlen....
Vorschlag zur Güte. -4-
Vortragender
1 As nur zwei Personen erschienen
sind):
»Meinen angekündigten Vor-
tra9 werde ich wohl nicht halten
Eonne», meine Herren — aber vielleicht
Aachen wir eine Tarockpartie!?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorschlag zur Güte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1911
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 134.1911, Nr. 3434, S. 237
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg