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'-xevG' Boshaft. 'Dv®'-
4l u s der Schule.
.Unsere Nachbarin hat ja gestern Familienzuwachs bekommen! Der Kleine
soll sogleich entsetzlich geschrien haben/
Das glaub' ich!
Wenn ich in
eine solche Familie gekommen wäre, hält' ich auch so geschrie'n.
• -—^8° Das lcyrc Lied.
Ar wird diese ewige dumme Frühlingsdichterei zuwider!" sagte der Fürst und
VJA.A& warf entrüstet das fünfhundertste Lied auf den Boden, das ihm eingereicht
worden war. „Bis heute abend sechs Uhr darf noch gedichtet werden — dann
ist's aus und bei Todesstrafe in meinen Landen verboten! Ularschalk, verkünde das!"
Und der Utarschalk tat, wie ihm befohlen.
Den Dichtern fuhr das neue Gesetz schrecklich in die Glieder. Sie schrieben, schrieben,
schrieben — jeder sein letztes Lied, sein allerletztes, sein unwiderrustich allerletztes, und
dann noch einmal ein letztes, und so die Reihe durch. Bei dem Flügelfenster des Schlosses,
an dem der Fürst saß, flog Rolle um Rolle herein. Je näher die sechste Stunde rückte,
desto unheimlicher wurde die Flut. Bald bedeckte sie den Boden — sie wuchs höher und
höher am Thron hinan. Sie schwoll ihm um den Leib und an den kjals. Ulan sah zu-
letzt nichts mehr von ihm, und er wäre wohl erstickt und eines liederreichen Todes ge-
storben, wenn er nicht im letzten Augenblick noch ans der Tiefe heraufgerufen hätte:
„kalt! bfalt! Meiterdichten! Weit erdichten!" Wilhelm Herbert.
"Y^Vurd/s Liinmer ld)\virrt ein dicker
rA^ Brummer,
Herr Cipferl schreckt aus seiner Buh',
klimmt von der Tland den Fliegenfänger,
Begibt sich aus die jjagd im Du.
Bald tanzt es um die Deckenlampe,
Und Cipferl immer hinterdrein.
Lehrer: „Was hast Du, wenn Du
Von zweihundert Mark einhundert Mark
herlcihst, Moritz?" — Moritz: „Nu, was
werd' ich haben, Herr Lehrer? Angst werd'
id) haben, bis ich wieder Hab' meine
hundert Mark!"
CS? Gedanken. SO
Bald rennt das lliegenungeheuer
tim Spiegel sidr den Kopf fast ein,
'-xevG' Boshaft. 'Dv®'-
4l u s der Schule.
.Unsere Nachbarin hat ja gestern Familienzuwachs bekommen! Der Kleine
soll sogleich entsetzlich geschrien haben/
Das glaub' ich!
Wenn ich in
eine solche Familie gekommen wäre, hält' ich auch so geschrie'n.
• -—^8° Das lcyrc Lied.
Ar wird diese ewige dumme Frühlingsdichterei zuwider!" sagte der Fürst und
VJA.A& warf entrüstet das fünfhundertste Lied auf den Boden, das ihm eingereicht
worden war. „Bis heute abend sechs Uhr darf noch gedichtet werden — dann
ist's aus und bei Todesstrafe in meinen Landen verboten! Ularschalk, verkünde das!"
Und der Utarschalk tat, wie ihm befohlen.
Den Dichtern fuhr das neue Gesetz schrecklich in die Glieder. Sie schrieben, schrieben,
schrieben — jeder sein letztes Lied, sein allerletztes, sein unwiderrustich allerletztes, und
dann noch einmal ein letztes, und so die Reihe durch. Bei dem Flügelfenster des Schlosses,
an dem der Fürst saß, flog Rolle um Rolle herein. Je näher die sechste Stunde rückte,
desto unheimlicher wurde die Flut. Bald bedeckte sie den Boden — sie wuchs höher und
höher am Thron hinan. Sie schwoll ihm um den Leib und an den kjals. Ulan sah zu-
letzt nichts mehr von ihm, und er wäre wohl erstickt und eines liederreichen Todes ge-
storben, wenn er nicht im letzten Augenblick noch ans der Tiefe heraufgerufen hätte:
„kalt! bfalt! Meiterdichten! Weit erdichten!" Wilhelm Herbert.
"Y^Vurd/s Liinmer ld)\virrt ein dicker
rA^ Brummer,
Herr Cipferl schreckt aus seiner Buh',
klimmt von der Tland den Fliegenfänger,
Begibt sich aus die jjagd im Du.
Bald tanzt es um die Deckenlampe,
Und Cipferl immer hinterdrein.
Lehrer: „Was hast Du, wenn Du
Von zweihundert Mark einhundert Mark
herlcihst, Moritz?" — Moritz: „Nu, was
werd' ich haben, Herr Lehrer? Angst werd'
id) haben, bis ich wieder Hab' meine
hundert Mark!"
CS? Gedanken. SO
Bald rennt das lliegenungeheuer
tim Spiegel sidr den Kopf fast ein,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Boshaft" "Gedanken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1911
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 135.1911, Nr. 3442, S. 18
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg