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Der Besuch.

Lin neuzeitliches Märchen.

A i er Dichter saß in seinem Schreibgemach.

Aber wenn ihr euch da etwa ein romantisches
Poetenstübchen vorstellt, so seid ihr gewaltig im
Irrtum.

Nein, so rückständig war unser Dichter nicht.
Er war ein durch und durch moderner Mensch, —
ich bitte!

Und zeitgemäß war auch sein Arbeitszimmer.

~~ Da sah ,nan nichts von Urväter-pausrat, keine
alten Scharteken und staubige -Bilder und was sonst
lrüher geeignet war, Stimmung zu erzeugen.

Alles trug den Stempel des Zweckmäßigen und
^'ar allem des p^gienischen; denn der Dichter war
1,11 Nebenberuf korrespondierendes Mitglied des
"D D Z B D 8", nämlich des „Internationalen Der-
Landes zur Bekämpfung der Bakterien".

Dber seinem Schreibtisch hing als einziger Wand-
schmuck hinter Glas und Rahnien ein selbstentdeckter
Bazillus in millionenfacher Lebensgröße.

Und die Verleger pflegten nicht wie früher auf

die

fand

erste Seite seiner Bücher das Bildnis des Dichters,
ern das Porträt jenes Bazillus zu drucken. Es

"ar einmal so Mode!

2o oft der Dichter die Leder in die Tinte ge-
bucht hatte, reinigte er die Finger gründlich mit
antiseptischen wassern, was das Dichten ziemlich

Zeitraubend machte.

Er saß eben vor einem „pymnus an das
iormalhemd", als die Muse bei ihm eintrat.

Pöstjch bot er ihr einen Stuhl an und fühlte
'h>en puls. „Sie sollten nicht so rasch die Stiege
"eraufgehen, Gnädigste!" sagte er warnend.

Die Muse schürzte schmollend die vollen Lippen
and )agtc dann milde schmeichelnd: „Geh', Tschap-

sei do' g'scheit I — Komm, t’ gib Dir tuet’
nettestes Busserl" — und sie schickte sich an, den
lchter zu küssen. — Der fuhr, wie von einer
^-arantel gestochen, zurück. - „palt", rief er bebend,
Unvorsichtige! — paben Sie denn nie etwas

S-Hört

von der Möglichkeit einer Übertragung der
^ akterien durch die Unsitte der Küssens?! — Dom
NVgienischen Standpunkt aus niuß ich mir das
nnftighia ganz energisch verbitten!"

Armes Pascherl l" seufzte die Muse und
S>ng kopfschüttelnd von dannen und kehrte niemals
wieder.

Ulf der Bazillus an der wand sah ihr höhnisch

Julius Kreis.


Zeit

Ei «gegangen.

»Himmelbombenelement! Da inseriere ich in der

Mng: ,Durch billige Geschästsmiete konkurrenzlose
Preise.- u„d was ist das Resultat? Mein Haus-
'"Ut steigert mich um fünfzig Prozent."

Die drei Ratsherrn.

109

Dideldum, dideldum, dideldum!

Es dreht sich ein Schlüssel im Schlosse herum.
Es öffnet sich leise, da, dort eine Tür,

Drei Köpfe strecken sich ängstlich herfür.

Drei dunkle Gestalte» huschen heraus.

Als zög' sie ein magischer Bann aus dem Laus.

Dideldum, dideldum, im goldenen Stern
Wie sitzen da, ach! die Gestrengen so gern.
Nachdem sie die Gattin zu Bette gebracht.

Da haben sie sich auf die Socken gemacht

Und schlürfen und schmatzen beim Rheinländerwein

Das bißchen gestohlene Freiheit ein.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die drei Ratsherren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1911
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 135.1911, Nr. 3449, S. 109

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