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284

■£_ Zeit ist Geld, _a

Variante.

Fremder (entrüstet): „Mr zwanzig Minuten Wartezeit berechnen Sie
mir eine halbe Mark? — Zeigen Sie mir 'mal den Tarif!" — Dienst-
mann (mürrisch in seinen Taschen kramend): „Meinetwegen! Aber ich kann
Ihnen gleich sagen, bis ich den 'rausgcfnnden Hab', da sind schon wieder
zehn Minuten herum!"

—Der Kritiker. ~—

»Da ist wieder 'was gesckek'n!" ! Lei der kleinsten Kleinigkeit
Lagt lkecc Müller, „’s ist zu dumm! Ist der Pöbel da im lllu —

Lin paar Kundert Leute stek'n Io, das Volk Kat immer Leit!" —

lllm den Lckauplak kiec Kerum! ! tllnd dann stellt ec fick dazu!

o. £. m.

Bersch nappt.

„Ihr Sohn leidet an Kleptomanie, wie ich höre! Es muß recht unan-
genehm für Sie sein, wenn er bei solchen Leuten etwas einsteckt, die ihn nicht
kennen?" — „O ja — besonders wenn's herauskommt!"

Verschiebe nichts auf morgen, was du übermorgen
noch tun kannst! _

Das 2\lcr?enbfC>t.

Schlanbäu'rin steht allein in ihrer Küche
rIAl und richtet den Teig für das Kletzenbrot her,
das sie nach altem Brauch zum Christkindl
backen will. Sie seufzt, legt die ksände in den Schoß
und betrachtet mit wehmütigen Gedanken die ganze
Zubereitung, die nur für das Gesinde bestimmt sein
soll — den dunkelmehligen Teig, die geschnittenen
Mandelkerne, die gesottenen, saftigen, getrockneten
Zwetschgen, Birnen und Äpfel, die Feigen, Rosinen
und das in kleine Stückchen gewürfelte Zitronat.
Seitdcnr der Bauer, ihr Mann, gestorben ist, hat sie
ja niemand mehr, dem sie ein Laibl verehren könnt'.
Freilich, Freier sind genug da. Denn sie ist die
reichste Bäu'rin im Dorf. Sauber ist sie auch. Das
weiß sie, ohne daß sie in den Spiegel zu schauen
braucht. Aber sie traut ihnen allen miteinander
nicht. Alle zusammen haben es wohl bloß auf den
Ejof und das Geld abgesehen. Mb bei einem von
ihnen das lherz dabei ist, das möcht' sie baß be-
zweifeln — mindestens weiß sie nichts Sicheres,
wenn schon es die meisten nicht an schönen und zu-
tunlichen Worten fehlen lassen.

Ja, wenn eins wüßte, wie es daran war'!

Da kommt gerad' der kfausiercr-poldl bei der
Tür herein und bietet ihr seine War' an. Tr hat
aber nichts, was sie verführen könnt'. Doch halt
noch einmal! Plötzlich bleibt ihr Blick auf sechs ganz
gleichen leichtgokdenen Ringeln haften, die er in
seiner Schmucklade trägt, „bsalt, Poldl", sagt sie,
„was kosten denn die Ring'?"

Schnell sind sie handelseins. Der Poldl schüttelt
zwar insgeheim den Kopf über den seltsamen Kauf,
den die saubere Witwe tut. Aber was soll er sich
lang den Schädel zerbrechen, wenn er ein Geschäft
macht — bei den ohnehin schlechten Zeiten! Also
fort damit! Dann geht er aufgeräumt seinen Weg
weiter, weil er auf einmal das ganze halbe Dutzend
los hat, wovon er nicht gewußt hätt', wie sie einzeln
anbringen.

Die Bäu'rin aber lacht vor sich hin, mischt den
Teig, sondert dann ein Stück davon ab, wirft die
sechs Ringe hinein und knetet das Ganze mit großem
Eifer durcheinander. Und jedesmal ein Stück, in
dem einer der Ringe verarbeitet ist, schneidet sic mit
der kräftigen lsand ab, formt ein Wecklein daraus
und legt die sechs Laibchen gesondert von dem Back-
werk für das Gesinde.

„So!" sagt sie, wie das Kletzenbrot aus dem
Mfen kommt, „jetzt wollen wir sehen, wer zuerst
mit dem Ringl anmarschiert — der soll's sein!"

Dann schickt sie den sechs Bewerbern, die bei ihr
überhaupt in Betracht kommen können, zum Lhrist-
kindl je eins von den Laibln.

Der Drahtmichel, den der Geizteufel reitet, legt
sein's in den Spind, wo er alles Erdenkliche zN-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zeit ist Geld"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wahle, Friedrich
Entstehungsdatum
um 1913
Entstehungsdatum (normiert)
1908 - 1918
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 139.1913, Nr. 3568, S. 284

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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