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Das seltsame Sprengpulver.

Tobak. Florl Schlömicher war das Rauchen unterwegs gewöhnt,
er vermißte Pfeife und Tobak sehr schmerzlich. Und schwer
ärgerte es ihn, daß er nicht wenigstens Tobak zum Kauen ge-
kaust hatte. Und sehr mißlich war ihm, daß kein Bursch, kein
Bauer des Weges kam, also nicht um ein „Maul
voll Tobak" angebettelt werden konnte. Mit
Verspätung kam Florl an der Sprengstelle an.
Verschnaufen erst. Dann ein Pfeiflein rauchen.

Nichts zu wollen. Florl stnchte. Dann öff-
nete er das packl, das die Zündschnüre und das
Arbeitszeug zur Ausbohrung der Sprenglöcher
enthielt. Flink wurden sechs, sieben Löcher mit
Meißel und Hammer ausgestemmt. Genau
nach Angabe des Adjunkten. Darüber ver-
ging aber mehr Zeit, als Florl geglaubt hatte.

Nun aber die Bohrlöcher mit Pulver gefüllt,
die Zündschnüre gelegt. Vorsichtig öffnete
Florl die Umhüllung, dann das Pulversäckchen,
verblüfft starrte der Holzknecht den Inhalt
an. Schießpulver von solcher Farbe und von
so großer Körnung hatte er noch nicht ge-
sehen. Plötzlich schrie Florl auf in grenzenlosem
Zorn und fluchte schrecklich. Ein Wutgeheul folgte.

Dann verpackte er das „Pulver", verschnürte
das Paket, nahm es unter den Arm und rannte
bergab in fürchterlicher Wut. — In kaum einer
Stunde erreichte Florl das Stiftsgebäude. Kräftig,
holzknechtmäßig derb klopfte er an der Kanzlei-
türe des Waldamtsadjnnkten und trat ein.

Der Adjunkt guckte und rief: „Ah, schon da? Ist alles gut
gegangen?"

Wütig brüllte Florl: „Frotzeln S' einen andern, nicht mich!
Nimmt mir der Hansdampf Pfeif' und Tobak, jagt mich aufi

umafunstl Jawohl, guck her Herr nicht so dumm I Sprengen
S' nur selber Stoaner mit solchem Zeug, wenn S' können!"
Und zornig warf Florl das „Pulverpaket" dem Beamten auf den
Schreibtisch.

„Florl, Du wirst frech und deshalb bestraft werden!"

„Schauen S' erst das — .Sprengpulver' an! Mit — vogel-
futter kann man nicht sprengen, ich nicht!"

„Was? vogelfutter?" rief sehr überrascht der Adjunkt und
schnell öffnete er das Paket.

Florl trumpfte erbittert auf. „Hätt' mir's denken können, wo
eine Waldamtskanzlei so
ausschaut I Lauter Vogel-
häuseln und kein G'weih!

Nein Ranchzeug will ich
haben I Und dann geh' ich
zum Abt und erzähl' ihm
die G'schicht' von dem —

Sprengpulver aus Hanf
und Samen!"

Der Adjunkt über-
zeugte sich von der fatalen Tatsache, daß er wirklich statt Spreng-
pulver — Vogelfutter gegeben und wegen der großen Explosions-
gefahr dem Florl das Rauchzeug abgenommen hatte. Zur Be-

schwichtigung gab der
Adjunkt dem Florl
gute Worte und et-
liche Kronen.

Florl ließ sich -
beschwichtigen, setzte
abends die Silberlinge
in Bier um, trank zu-
viel und schwatzte die
Geschichte aus. —

Tags darauf wußte
jedermann im Stift
und im Dorf die Ge-
schichte von dem
seltsamen —
Sprengpulver
und des Lachens auf
Kosten des Vogel-
freundes war kein
Ende.

A. Achleitner.

Frühling. =$)

Wissenschaftlicher Materialismus.

2)aß alles vorbei mit dem Tode ist, Solang' ihr vom Ursprung des Lebens nichts wiss't,

Das wollt ihr keck zu behaupten wagen? - Könnt ihr uns vom Toöe wohl auch nichts sagen!

G. L. W.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das seltsame Sprengpulver" "Frühling"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1907
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Sprengstoff
Holzarbeiter
Frühjahr
Mai
Vögel <Motiv>
Liebespaar <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 140.1914, Nr. 3586, S. 188

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